Zwiebel-Rubai

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 01.06.2017, 10:54

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Ist es die Zwiebel, die die Religion beschreibt?
gehäutet, dass man weint und sich die Augen reibt?
Erstaunt, verwundert willst du immer tiefer dringen
und wunderst dich, dass von der Zwiebel nichts mehr bleibt.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 06.06.2017, 08:21

Hallo ZaunköniG,

ein überraschendes Bild, schön in Worte gesetzt. Der Reim war so unaufdringlich für mich, dass ich ihn erst bemerkt habe, nachdem ich Rubai gegoogelt habe.
Der Titel gefällt mir, vor allem ohne das Wissen, was ein Rubai ist. Es klingt für mich nach Chutney, Eingemachtem, Haltbargemachtem, mit einer Süße und Schärfe und spielt für mich so mit der Frage am Ende, ob nicht doch immer etwas bleibt.

Liebe Grüße
Ylvi
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 07.06.2017, 09:51

:)) Chutney, - auch nicht schlecht!

Meine Idee war war viel banaler. Die vielen Schalen / Häute der Zwiebel sind keine Verpackung wie man es vielleicht bei einer Banane behaupten kann, sondern sind die Zwiebel selbst. Man erkennt ihr Wesen nicht, wenn man das Äußere entfernt und immer tiefer und tiefer dringt.
Auch so banale Widerlegungsversuche wie sie zum Beispiel auf FB kursieren, ala "Du glaubst also dass Gott den Menschen aus Lehm gemacht hat? HaHa..." gehen am Kern vorbei, denn als Autoren wissen wir natürlich, dass auch erfundene Geschichten etwas Wahres über das Leben erzählen können.

Und diese Atheisten glauben wirklich, dass es ohne Glaube geht? Was bleibt denn von Liebe oder Gerechtigkeit wenn ich jede menschliche Regung, ganz objektiv auf das Verhalten von Neuronen und Hormonen runterbreche? Auch wenn ich die naturwissenschaftliche Erklärung kenne und verstehe, bleibt mein Gefühl doch ein wahrhaftiges, oder?

Auch Atheisten haben ihre Gefühle und ihre Moral, aber woher? Offenbar nicht aus einer Gottesidee, aber spirituell sind sie dennoch, auch wenn sie es selbst nicht wahrhaben wollen, denn Gerechtigkeit kommt aus dem Geist. Und dass aus toter Materie nicht nur Leben entstanden ist, als eine sich selbst reproduzierende Struktur, sondern sogar Bewusstsein, das ist doch als Wunder viel großartiger als dass irgendwer irgendwann über Wasser lief. Ach, ich schweife ab...

Das Zwiebelbild erinnert mich auch an Mandalas, die ja die mannigfalte Schöpfung symbolisieren sollen, in ihrer Mitte aber, im Ursprung ist: Nichts.


Liebe Grüße
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 07.06.2017, 12:07

Ja, das habe ich auch darin gesehen. Das Titel-Chutney war sozusagen nur der Belag auf dem Brot. ;):

Liebe Grüße
Ylvi
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