tote Stadt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 06.11.2018, 18:28

tote Stadt


zwei Bahnhofsgleise –

die Sonne scheint
auf den Staub

hinter die Ladenfenster
ist Pappe und Leere gespannt

nur die Beerdigungsfirma
hat dekoriert:

die Sonne scheint
auf den Staub


zwei Bahnhofsgleise –

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 06.11.2018, 19:14

Klingt wie ein Italo-Western mit Endzeitmusik von Enio Moricone.

Müsste es nicht heißen "hinter den Ladenfenstern"?

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 06.11.2018, 19:28

Nein, hinter die ...

Und jau, genauso kam ich mir vorhin vor, als ich als einzige Fußgängerin durch so einen Ort gelaufen bin. Gruselig.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 06.11.2018, 21:20

Es scheint so eine Art Palindrom zu sein. Ist da eine Symmetrie beabsichtigt beim Gang von einem Gleis quer hinüber zum anderen? Oder ist es ein Gang entlang der Gleise, auf dessen Route man zeitweise an Ladenfenstern vorbeigeht, die anfangs weit weg sind, und nach dem Vorbeigang erneut weit weg sind? Symmetrisches Kommen und Gehen. -- Ich frage in meiner Funktion als Kameramann.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 06.11.2018, 21:23

Ankommen am Haltepunkt ("Bahnhof"), Kurzbesuch in der Stadt, Gruselgefühle, zurück zum Bahnhof, und (hach) weg!

Klar ist die Symmetrie beabsichtigt.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 06.11.2018, 23:10

Klar. Ich wollte nur fragen, wo, nicht ob.

(Weil die Zahl "zwei" so erwähnenswert scheint.)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 07.11.2018, 07:35

Ja, hin und zurück. Und als Bahnhof winzig.

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Beitragvon Eule » 11.11.2018, 23:46

... ganz schnell wird da ein Bild daraus, nur der Titel fährt für mich etwas am Text vorbei ... ;-)
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.11.2018, 21:12

Wie wäre er denn besser / stimmiger?

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Beitragvon Pjotr » 12.11.2018, 21:27

Du schreibst "zwei Bahnhofsgleise". Was für eine Relevanz hat die Zahl 2, und was für ein lyrisches Bild malt sie? Dient sie auch der Orientierung des Lesers? Wenn ja, wie liegen die beiden Gleise? Über Kreuz? Parallel? Seriell entlang der Ladenfenster? Oder sind die Fenster ganz woanders? Du hast beim Schreiben ein Bild im Kopf; Du kennst das Bild. Der Leser kennt es nicht.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.11.2018, 21:32

Also ich finde das gar nicht schwierig. Ein Bahnhof, der aus nur zwei Gleisen besteht (also klein ist). Es geht aber auch ums Hinkommen und Wegkommen.

Nur lautete meine Frage ja anders ... Eule hatte wohl ein Problem(chen) mit meinem Titel ... und darüber wüsste ich gern mehr.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.11.2018, 21:33

Aber nun zu Deinem Einwand:

wäre es hilfreich zu schreiben

hinter mir
zwei Bahnhofsgleise


...

...


vor mir
zwei Bahnhofsgleise


?

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 12.11.2018, 21:46

Ja, Eule wirft manchmal große Rätsel auf :-)


"Zwei Bahnhofsgleise": Warum nicht einfach nur "Bahnhofsgleise"? Hat die Zahl eine szenenlogische Funktion?


"Vor mir das Gleis" kann heißen:

Du stehst mitten auf dem Gleis und schaust die Gleisrichtung entlang in deren Fluchtpunkt. So, wie wenn Du mitten auf der Straße stehst und in die Straßenrichtung schaust -- bis Du überfahren wirst.

Oder Du stehst vor dem Gleis mit der Brust paralell zur Gleisrichtung, so wie kurz vor dem Einsteigen in den Zug. So, wie wenn Du an einer Fußgängerampel stehst und auf die Ampel am andern Straßenufer schaust -- und wartest, bis es weitergeht.


Wenn so, dann fände ich es besser mit "hinter mir ein Bahnhof" und "vor mir ein Bahnhof".

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.11.2018, 21:58

Nein, den Bahnhof würde man sich größer und belebter denken ...


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