Im Gewand der Sorge (Rohentwurf, konstruktive Kritik willkommen)

[Klara]

Im Gewand der Sorge

besorgen sie es uns machen uns fertig wie geil ist das denn die profitable Kälte die sie professionell nennen sie machen einfach nehmen was sie wollen begeistern betören bestricken die ganze Welt
fällt drauf rein wir auch auf
Geschäftsmänner der Politik
in sauberen Krawatten die eine Hand auf der Bibel
die andere auf dem Gemächt
Doppelte Macht potenziert sich
Sie geilen sich aneinander auf
und uns auch
Münder plaudern alles aus
Augen tun als sähen sie nicht die sich totwichsende Potenz
Wir küssen die Kämpfenden die sich umarmen die sich erwürgen die sich bedrohen
Wir bewundern die um sich Schlagenden
Kaninchen vor der Machtmannschlange sind wir
lauernd ergriffen gelähmt
Sabbernd vor Lustangst
Du willst es doch auch!

Kapital kauft Kreativität
Kapital kauft Konzerne
Kapital kauft Karl Marx
Kapital kauft Kritik
Kapital kauft alles
und verkauft Vermüllung Entseelung Vernichtung
von Erde und Menschen
von dem was Natur ist: wir und die Welt

Tech-Giganten gigantomanisieren uns
Ein manischer Kreisel ins Nichts
KI KI KI KI KI
Kinder verhungern Wälder verbrennen Kriege verstümmeln und uns interessiert nur
KI KI KI KI KI
Trumpismus Kaputtismus Anwanzismus Pseudorealismus
Phantasiezerstörismus Fickdichinsknieismus Aufgeblaseneichsismus Kommwirscheißenaufallesismus Makelovekaputtagainismus Hassisgeilismus Ichmachdichfertigismus IndenSTaubmitallemwasgegenmichistismus Muskismus LügeistWahrheitismus Plakativismus
Wir huldigen der Schwäche als wäre sie Stärke
Wir huldigen den Kaisern in den nicht mal zerrissenen Kleidern
Wir huldigen dem Gott Mammon dem Gott Macht dem Gott der ein Antigott ist der sogar Gott missbraucht für seine halbintelligenten Teufeleien
Wir huldigen dem Medienzirkus saugen gierig jede Empörung auf ergötzen uns an moralischer Überheblichkeit als wären wir etwas Besseres
Wenn wir nicht wären
Mit unserem Sabbern und Geifern
Wenn wir nicht wären
Mit unserem gierigen Mund
Was wäre dann?

Das Gemeine: wir stecken drin
Mitgefangen mitgehangen
Wir sind gekauft wir kaufen und verkaufen
Die Alternativlosigkeit und nennen es Leistung
Fürsorge gehört nicht dazu
Fürsorge ist schwach
Fürsorge sollen die Mütter den Babys geben
Fürsorge gibt keine Schlagzeilen
Fürsorge ist die Sehnsucht die wir in uns töten
Wir mächtig schwachen Männer ungestillt
Unbetört ungefesselt ungeliebt
Wir schämen uns fürchterlich
Wir fliehen zum Mars
Wir flüchten in Selbstbeweihräucherung
Wir wollen reich sein in dem Armen
Wir wollen gesehen werden in dem Dunkel
Wir wollen mitmischen bei den Deals
Wie legen wir’s ab
Wie legen wir ab
Wie legen wir Frieden statt Feuer?

Wie kommen wir da raus
Wie kommen wir raus aus der Kälte?
Wie kommen wir aus uns raus ins Warme?
Wie kommen wir rein in ein Fürsorglichsein

[aram]

hallo klara!

ein für mich zwiespältiger text - prominentes 'wir'; zugleich wirkt es, als wäre lyr.ich nicht gemeinschaftlich darin enthalten - gar nicht teil dieses "wir". das bewirkt etwas 'sperriges' - als würde lyr.ich sich distanzieren wollen, obwohl es laufend "wir" sagt. innerer konflikt? - äußerer konflikt?

eine einzelner vers stellt dann klar - "Wir mächtig schwachen Männer ungestillt"

es sprechen also spezifisch männer.. abgesehen von dieser zeile, liest es sich aber nicht so ganz für mich.

- nur als rückmeldung eines leseeindrucks - falls es dir für eine mögliche 'endfassung' dienlich ist. (..vielleicht soll es aber gerade eine 'rohfassung' sein, um diesen sperrigen konflikt auszudrücken - aus einer ohnmächtig wirkenden klage/anklage heraus, wobei trotz der vielen genannten beispiele nicht ganz klar wird sondern diffus bleibt gegen wen sie sich richtet bzw. nicht richtet - in diesem diffusen einzig festzumachende ursache der misere sind männer. "wir mächtig schwachen männer ungestillt" finde ich dabei sehr fein und treffend formuliert. - aber ist es das schon, ist das schon alles? nein, da ist ja dieses mächtig leidende element in diesem text, an diesem lyr.ich - das verborgen bleibt - oder geht es bloß um eine polarisierung 'männer' vs. 'frauen und kinder'? kann ich mir nicht ganz vorstellen, aber mangels anderer anhaltspunkte vielleicht doch? bleibt mir letztlich unklar, da das "wir" in diesem text nicht konkret wird.)

2025: "5,7 Millionen Kinder unter 5 Jahren leiden unter einer Hungerkrise. Zum ersten Mal in Jahrzehnten sind wieder mehr Kinder weltweit unterernährt."
kindersterblichkeit in afrika südlich der sahara > 10%.

fürsorge ./. krieg ./. klimawandel - "drill, baby, drill".

viele grüße.

[Amanita]

Ja, mit dem Wir habe ich auch Probleme.

Für mich wäre der Text besser noch "eingedampft" und ganz ohne ein Wir. Der Text fliegt UNS um die Ohren, das finde ich wirkungsvoll (genug), das Reflektierende braucht's m. E. nicht.

[Klara]

Danke euch!
Eindampfen auf jeden Fall.
Mit dem Wir müssen meines Erachtens die "Probleme" bleiben, das ist ja der Punkt.
Bin dran...

(Hat jemand Ailton Krenak gelesen?)

[aram]

(Hat jemand Ailton Krenak gelesen?)

ich nicht .. aber die aussageinhalte seines buches lt. wikipedia

"The book argues that there is a complete incompatibility between corporate practices and sustainable actions, with the latter being appropriated by the former for their marketing value.[32]
Currently, as Krenak contends, not even Indigenous communities are capable of being sustainable any longer, because the alienation humans have suffered from Earth as a living organism has made it impossible for any community to survive "in a way that is fully integrated with the land."[16]
Paraphrasing Uruguayan ex-President José Mujica, Krenak notes that the modern dissociation between humans and ecology has transformed people into consumers, rather than citizens,[33]

entsprechen ganz meiner eigenen auffassung - wobei

leading to the establishment of a "zombie humanity"[16] devoid of joy, pleasure and fruition in life.

für mich zwar ein aspekt vor allem westlicher kultur ist, aber kein gesamtbild - parallel existiert auch anderes, das historisch gesehen auch wieder stärker in den vordergrund treten wird. (keine frage aber, dass noch enorme zerstörung bevorsteht - und "wir" das wohl nicht überleben)

[Epiklord]

Hier ein Stück musische Lyrics in Perfektion und Form - und pervers.

https://www.youtube.com/watch?v=ddKPKEXxjXA

[Klara]

Hier noch eine Rohvariante:

Im Gewand der Sorge

besorgen sie‘s uns wie geil das ist wenn Kälte profitiert
die Kälte ist professionell sie machen einfach nehmen sich
streun ihr Machtbeweissperma über alle
Welt fällt drauf
rein wir auch imitieren
Geschäftsmänner der Politik
in sauberen Krawatten treiben sie Handel mit dem Teufel
eine Hand auf der Bibel die andre am Gemächt
Schulter an Schulter mit ihren Wichs-Buddys
schlagen wir die Lider nieder als sähen wir nicht
ersäufen die Scham dass wir mit ihnen abspritzen
dass wir nicht sie sind dass wir wie sie sind
ihnen die Füße lecken Wahnsinn rufen wollen
als wären sie Brüder als wären sie Helden
lauern ergriffen gelähmt
vor Lustangst
DU WILLST ES DOCH AUCH

beten wir den Rosenkranz des Kaputtismus Anwanzismus Gehtnichtandersismus Phantasiezerstörismus Fickdichinsknieismus Wirscheißenaufallesismus Changelovetohateagainismus Ichmachdichfertigismus IndenSTaubmitallemwasgegenmichistismus LügeistWahrheitismus

huldigen wir den Kaisern in den nicht mal zerrissenen Kleidern
huldigen wir dem Antigott MilliardärMilitärMegaman der Gott fickt der Gott missbraucht der Gott vergisst wie wir
saugen wir gierig am Medienzirkus jeden Anlass zur Erregung schlürfend ergötzen wir uns
an der eigenen Empörung als wären wir besser

wären wir nicht
mit unserem Geifern
wären wir nicht
mit unserem lüsternen Mund
wären wir nicht
mit unseren bigotten Smartphones
wäre irgendwas anders?

stecken wir drin
sind wir gekauft
kaufen wir verkaufen wir uns und die Welt
wühlen in uns alle Mephistos der Hölle mit nagelgefeilten Fingern
winseln wir mit den Nerven am Ende
krallen wir unsere Finger in die dürre Erde
schlucken wir trocken
unsere Beruhigungspille: LEISTUNG
sind wir heiß auf die nächste Schlagzeile
lernen wir von den Mächtigen die Fürsorge zu erdrosseln
töten wir die Sehnsucht in uns nach nicht hämischem nach nicht siegendem Lachen
bewundern wir die grandios schwachen Männer ungestillt
unbetört ungefesselt ungestört ungeliebt
fliehen wir mit ihnen zum Mars verbarrikadieren wir uns hinterm Weihrauch der Macht

wollen wir reich sein gesehen werden in dem Dunkel das wir schaffen
sind wir ein blindes Strahlen
ein Laserschwert
zeugt es Feuer
zeugt es Nutznießer
zeugt es Gewitztheit
zeugt es Scheißergebenheit
zeugt es eine mutterlose räuberische Zivilisiertheit
ein größenwahnsinniger Phallus
von Deal zu Deal
der spritzt und spritzt und spritzt
sein Ohnmachtbeweissperma
fliegt ins All in die Augen derer die ihn anbeten
der steht und steht und steht

bis er fällt