Wolkensteine

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
amira

Beitragvon amira » 26.02.2006, 19:35

Wolkensteine

Ich gehe
auf den Wolken
spazieren.

Wie kleine
feste Steine im Wasser,
tragen sie mich.

Und falle ich,
so fangen mich
die darunter liegenden
Wolkensteine
wieder auf.

Adam

Beitragvon Adam » 26.02.2006, 20:18

Hallo amira,
ich musste dein Werk mehrmals lesen, um ein Gefühl für deine Worte zu bekommen. Sie zeugen von viel Vertrauen in deine Umwelt. Es ist ein schönes Gefühl sich fallen zu lassen wenn man weiß, dass man aufgefangen wird.
Liebe Grüße
Adam

Uwe Beuer

Beitragvon Uwe Beuer » 03.03.2006, 17:20

Hallo Amira!
Ist dies ein bergisches Gedicht, kriegt man da
so Ideen?
Das "darunter liegend" ist vielleicht ein bisschen
schwerfälliger als der Rest? Aber was weiß ich
schon, hier sind ja keine Berge.
Hab's gern gelesen!
Uwe

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 04.03.2006, 04:25

Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen, aber ich finde das Bild nicht sonderlich "vertrauenderweckend".

Wer jemals gefallen und auf Steinen (auch kleinen) aufgekommen ist kann darin nichts Sanftes entdecken. Es ist unangenehm und tut weh (jedenfalls diese Kiesel, die in einem Flußbett liegen).

Gruß

Max

Beitragvon Max » 04.03.2006, 12:13

Liebne Amira,

eine originelle Idee finde ich, Wolken sind schon so oft mit Watte und Kissen verglichen worden, dass ich den Vergleich mit Steinen geradezu liebe.
In Strophe 2 finde ich, dass Du den Vergleich doch durch eine Metapher ersetzen koenntest, also etwa

Kleine, feste Steine
im Wasser
sie tragen mich

naja, vielleicht ist deins doch besser ;-)

Allerdings kann ich Franktireur nur zustimmen, der Gedanke gerade von Steinen im Sturz aufgefangen zu werden, ist gewoehnungsbduerftig.

Liebe Gruesse
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.03.2006, 12:43

ja...auch ich finde trotzdessen ich den Gedanken des Gedichts gelungen finde, die Steine auch als ungewoehnlich und habe ohne die Kommentare hier zu kennen gleich gedacht, dass es doch schmerzhaft sein koennte, und dann gibt es ja noch die Luecken zwischen den Steinen.


Andererseits: Vielleicht sind wir nur zu mutlos und Steine koennen das wirklich :grin:

steyk

Beitragvon steyk » 04.03.2006, 13:35

Also ich finde das Gedicht völlig in Ordnung. Bin aber auch erst darauf gestoßen, nachdem ich es dreimal gelesen habe.

Die Wolken tragen wie Steine - sie sind aber keine Steine.
Da sie also keine Steine sind, fällt man auf diese Wolkensteine natürlich auch weich...

So sehe ich es jedenfalls ;-)
Gruß
steyk

amira

Beitragvon amira » 27.07.2006, 19:57

Nun ist ja schon schon einige Zeit verstrichen, seit ihr euch so zahlreich zu meinem Gedicht geäußert habt, möchte jedoch trotz des Zeitraumes darauf antworten.

Es freut mich immer wieder, wenn meine Zeilen trotz anfänglichen Missverständnissen so weit fesseln können, dass sie nochmal gelesen werden.

@adam: Viel Vertrauen brauchte ich in diesem Moment, ja, und das hatte ich auch.

@ uwe: Die Idee zu diesem Gedicht entstand in einem Flugzeug auf dem Weg nach Rhodos. Deshalb "darunter liegend". ;o)

Es gab auch ein Bild dazu, jedoch ist dieses dem atemberaubenden Blick aus dem Fenster nicht gerecht geworden.

@ franktireur: Du machst dich keineswegs unbeliebt, wenn du solch einen Gedanken äußerst, zumal er auch nahe liegend ist.

@ steyk: du hast es erfasst... Genau das wollte ich mit dem Gedicht aussagen.

@ max: manchmal ist man so übersättigt von Sprachbildern und Assoziationen. Da kann ich dich gut verstehen. Dein Vorschlag liest sich sehr gut, ich werde es jedoch so belassen. Jedenfalls danke schön. ;)

@ lisa: Danke auch dir für deinen Kommentar. Das ist der Interpretationsfreiraum, den ich mir für dieses Gedicht erdachte.

Vielen Dank euch allen für eure Kommentar, wenn auch ich sie recht spät beantworte.

lg, amira


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