Mitternachtstango

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
LudwigP.

Beitragvon LudwigP. » 21.11.2005, 12:35

Mitternachtstango

Die Nacht der Nächte beginnt,
wo Vernunft nur ein leeres Wort,
Nacht der Träume und Sehnsüchte,
steht vor uns in ihrer dunklen Pracht.

Zum Tanzen ist sie da,
die wunderbare lange Nacht,
mit Dir möchte ich tanzen
ohne müde zu werden.

Weit in diese Nacht hört man
diese sinnlichen Schritte,
tanze weiter, meine liebe Aphrodite,
tanze weiter durch die dunkle Nacht.

Die Nacht der Nächte ist bald vorbei,
nur die Hoffnung auf eine neue bleibt,
der Tanz nähert sich dem Ende zu,
oh Gott, war es doch nur ein Traum?

Nein, es ist kein Traum gewesen,
es war unser Mitternachtstango.
Zuletzt geändert von LudwigP. am 24.11.2005, 11:10, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 22.11.2005, 11:58

Hallo Ludwig P.,
dein Gedicht erinnert mich an ein Topos der Romantiker. ZU dieser Zeit gibt es viele Erzählungen, Novellen und andere Texte, die von oft nächtlichen Begegnungen mit der Aphrodite oder der Venus erzählen. In diesen Geschichten ist oft nicht geklärt, ob "am Ende" alles Traum oder wirklichere Wirklichkeit war als die von uns sonst als so normal bezeichnete. Zum Beispiel würde sich für dich bestimmt lohnen von Eichendorff das Marmorbild zu lesen, wenn dieser auch ein konservativeres Ende schrieb als du in deinem Gedicht. Zu dieser Lektüre kann ich den Goldenen Topf von Hoffmann empfehlen, wo es zwar nicht explizit um Aphrodite oder Venus geht, aber eben auch um die Wahrheit von Traum oder Wirklichkeit....Hoffmann entschiedet sich für die in meinen Augen wahrste Variante von allen - beides geht nicht ohne einander. Ein wunderschönes Kunstmärchen, eines meiner Lieblingsbücher.

LudwigP.

Beitragvon LudwigP. » 22.11.2005, 12:20

Hallo Lisa,

danke für Deine Beurteilung. Ich muss zugeben, dass ich derzeit auf der Romatik-Welle schwebe, anscheinend ist es das Wetter, aber vielleicht auch was anderes.

Es ist - und das ist die Wahrheit - erst mein zweites Gedicht, ich glaube, ich habe noch viel zu lernen. Ich bitte also um (auch gnadenlose) Kritik - nur so kann ich meine Fehler beseitigen bzw. mich verbessern!


Ludwig

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 23.11.2005, 16:29

Hallo LudwigP.,
also für dein zweites Gedicht ist das doch schon mal eine ganz schöne Leistung! Ich finde es toll, dass du gegenüber Kritik (das Wort bezeichnet ja nicht nur negatives) so offen bist – meistens sind das die Autoren – ob erfahren oder nicht – nie. Lass mich also (die übrigens auch kein „Profi“ ist) noch mal näher auf dein Gedicht eingehen:

Inhaltlich gefällt mir der Ablauf der „Geschichte“, die Handlung ist auserzählt und bildet einen Bogen. Vielleicht kann man das Du (mit dem getanzt wird) noch näher erklären? Ist es ein allgemeines Du („Aphrodite“) oder wird ein konkretes Du als Aphrodite bezeichnet? Oder sind beide gemeint? Verschwimmen sie in der Nacht der Nächte ineinander?

Vielleicht fände ich die vorletzte Zeile schöner, wenn du das Tempus wechseln würdest: statt „ist gewesen“ à „Nein, es war kein Traum.“
Ich glaube zudem muss es in Zeile 4 heißen: dunkleN Pracht, oder?

Solche Worte wie Mitternachtstango musst du suchen wie einen Schatz. Sie machen – jedenfalls empfinde ich das – da sie neu erfundene sind, das Gedicht durch ihre Sprachwirkung besonders. Ich finde es also genau richtig, dass du dieses Wort als Titel gewählt hast J. Sie stechen aus eher schon verwandten Bilder wie „die Nacht der Nächte“ heraus.

Auf jeden Fall kann es dich auch super schulen, wenn du hier im Forum an anderen Texten mitarbeitest. Kritik schult absolut die Beobachtungsgabe, allein das auseinandersetzen mit dem Text auf einer mehr als intuitiven bzw. emotionalen Ebene kann einem da viel Erfahrung geben, sodass man Übung bekommt. Schreiben ist sicher nicht nur Handwerk, aber es ist schon ein bisschen wie bei einem Geigenspieler. Um so größer die Möglichkeiten und die Sicherheit durch Technik, um so mehr können sich Geist und Herz ausdrücken. Ich würde dir also zu einer regen Teilnahme an Diskussionen zu anderen Gedichten raten.
Und viel schreiben hilft natürlich auch. Schreibst du auch Prosastücke?

Zum Metrum und Rhythmus des Gedichts kann ich nicht so viel sagen. Einige Zeilen scheinen mir in der HInsicht noch verbesserungswürdig, allerdings kann ich das selbst nicht :grin: . Vielleicht haben andere hier im Forum noch Tipps dazu?

So, ich hoffe, du kannst etwas mit meinen "unprofessionellen" Tipps anfangen :grin:
Liebe Grüße,
Lisa

LudwigP.

Beitragvon LudwigP. » 23.11.2005, 20:14

@Lisa

DANKE!!! Deine Kritik hat mir meine Schwächen gezeigt und dafür verneige ich mich vor Dir!

Dir Schreibfehler (dunkleN Pracht) sind meine Schwäche - ich lese mir meine Texte leider zu ungenau durch! Bin aber dabei, diese Schwäche zu beseitigen (so weit es meine Faulheit erlaubt :???: ).

Ich denke, Du bist in Wirklichkeit schon ein Profi!

Das Wort "Kritik" hat mich jetzt gerade zu einem neuen "Werk" inspiriert, wenn ich fertig bin, stelle ich das fertige "Werk" rein, aber nicht zu viel erwarten, es dauert auch wahscheinlich paar Tage, bis es so weit ist!


Ludwig

P.S. Ich habe dieses Gedicht meiner Frau gewidmet, doch der Name "Aphrodite" sollte die Spannung steigern und die Geschichte wirklich geheimnisvoller machen.

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 23.11.2005, 21:37

Lieber LudwigP.,
ich bin sehr gespannt! Lass mich nicht zu lange warten :-). ich freu mich schon drauf! Und wenn das Gedicht deiner Frau gewidmet ist, dann macnt es das in meinen Augen noch viel wertvoller!
Liebe Grüße, bis zum nächsten Gedicht!
Lisa

Louisa

Beitragvon Louisa » 29.11.2005, 14:47

Hallo Ludwig,
Ich finde dieses Gedicht eigentlich ganz schön. Vor allem habe ich große Hochachtung, da es (erst) Dein zweites Gedicht ist...wenn ich mich an meine ersten Zeilen erinnere, dann ist das ja schon fast Weltklasse!

Liebe Grüße, Louisa

LudwigP.

Beitragvon LudwigP. » 29.11.2005, 15:31

Hallo Louisa,

mittlerweile habe ich etwas mehr Gedichte geschrieben, ich hoffe, dass die noch besser sind. Aber danke, es freut mich, dass es Dir gefällt!


Ludwig

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 10.05.2016, 08:56

"Die Nacht der Nächte ist bald vorbei,
nur die Hoffnung auf eine neue bleibt"

Hier, für meinen Geschmack, sollte das Gedicht enden.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 12 Gäste