nachtäugig

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Iris

Beitragvon Iris » 05.11.2006, 14:24

ein sternenklarer
blick
in deinen himmel
weitet
den traum aus
von dir zu mir
zu uns
zurück

geändert in:

nachtäugig

ein sternenblick
in deinen himmel
weitet
den traum
von dir zu mir
zu uns
zurück
Zuletzt geändert von Iris am 05.11.2006, 20:25, insgesamt 2-mal geändert.

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 05.11.2006, 14:42

Eine sehr knappe, stimmige Momentaufnahme.
Ich würde es aber gerne noch weiter einkürzen:

ein sternenblick
in deinen himmel
weitet
den traum
von dir zu mir


LG: ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Max

Beitragvon Max » 05.11.2006, 18:12

Liebe Iris,

ich denke Zaunkönigs Vorschlag bringt den Kern Deines Gedichts deutlicher heraus.

Liebe Grüße
max

Iris

Beitragvon Iris » 05.11.2006, 20:21

Hallo ihr beiden,

mit der Kürzung von sternenklarem Blick zu Sternenblick bin ich einverstanden, obwohl ich nicht unbedingt nur einen Kerngedanken vorstellen möchte, etwas rund umhüllt könnte es von mir aus sein, doch das

zu uns zurück

möchte ich nicht streichen, denn es ist für mich sehr wichtig: oft läßt Enge in einer Beziehung durch zu starke Bindung oder Ängste etc. Partner ungut auseinandertriften, die Partnerschaft braucht mehr Raum, damit beide sich besser entfalten können, dabei passiert es schnell, dass das wir droht vernachlässigt zu werden zugunsten der Unterschiede beider, es ist wesentlich diese Verschiedenartigkeit als gemeinsame Vielfalt wieder miteinander zu verbinden.
Und somit wichtiger Sinn der wenigen Zeilen.

Liebe Grüße Iris

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 05.11.2006, 21:43

Liebe Iris,

ich verstehe dein Motiv,
denke aber, daß er auch in kurzen Fassung durchscheint, wenn auch nicht so deutlich.
Subtilere Aussagen sind mir in der Poesie aber ganz angenehm.

Für mich ist klar, daß es ein gemeinsamer Traum ist, bzw durch den Blick ein gemeinsamer wird.
Während du ihm den Blick entgegensendest, wächst (weitet) sich der Traum in die umgekehrte Richtung dir entgegen. Das zurück ist also darin enthalten. Das aus Du und Ich ein Wir wird wenn man sie verbindet ist ebenso klar und schlüssig.

LG: ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Iris

Beitragvon Iris » 05.11.2006, 22:21

für dich ja, da du ja ein zaunkönig bist ;), doch nicht immer ist es so klar, mußte ich leider im Leben erfahren, oft kann man es in Elternbeziehungen sehen, daß Betonung auf du und ich das wir selbst beim Träumen vergessen ...

Doch ich verstehe Deine Sicht.

Gute Nacht!
Iris

aram
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Beitragvon aram » 06.11.2006, 03:49

liebe iris,

ich verstehe dein anliegen und argument, und doch - der unterschied zwischen zaunkönigs und deiner version ist für mich der unterschied zwischen dichtung und schilderung.

wobei mir die dichtung sehr zusagt.

liebe grüße,
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 06.11.2006, 10:01

Liebe Iris,

mit den Lebenserfahrungen ist das so eine Sache,
Viele Mißverständnisse entstehen, weil man nicht genau genug hinhört,
das ist lästig bis ärgerlich oder einfach nur schade, hängt aber auch bei mir von der momentanen Stimmung ab. Einem Gedichtleser unterstelle ich einfach, daß er sich auf den Text konzentriert, sonst ist er mein Gedicht nicht wert.

Ich lese zwar meine Tageszeitung am Frühstückstisch, würde das aber nie mit Gedichten versuchen, weil ich weiß, daß dort mit Zwischen- und Untertönen zu rechnen ist. Insofern würde ich Probleme in Eltern-Kind oder Partnerbeziehungen nicht 1 zu 1 auf Lyrik-Rezeption übertragen.

LG: ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Iris

Beitragvon Iris » 06.11.2006, 11:12

Lieber Zaunkönig, lieber aram,

für mich ist Zaunkönigs Version in etwa das:
zwei Kerne ohne Gehäuse, schutzlose Samen aus Steinobst, weil der Kern brach schon beim Essen der Frucht. Mir geht es so, daß ich mich beim Essen solcher Früchte manchmal freue, die Kerne, richtigerweise zwei Samen sehen zu dürfen und dann pflanze ich sie sorgsam ein ... bis dahin muß ich sie schützen, da ihre harte Schale schon aufgebrochen ist.

aram, für Dich ist es Dichtung und das akzeptiere ich, für mich ist es so poesieloser geworden und schutzloser.
Es ist nicht mehr meine Lyrik.

Ich interpretiere oft hinterher in meine Gedichte oder Lyrik, denn ein Gedicht ist es ja wohl nicht, ;) ob das dann eine 1:1 Übersetzung ist, weiß ich nicht, über so etwas habe ich noch nicht nachgedacht , ich meine über 1:1 Übersetzungen, mir fallen mehrere Interpretationsmöglichkeiten zu dem, was ich schrieb, ein.

Sternenklare Nacht ist eine Wendung, mit der ich seit Kindesbeinen aufwuchs.
Auch wenn sich das zu erübrigen scheint, gibt es auch bewölkte Nächte, in denen zwischen den Wolken die Sterne blinken, das sind dann keine sternenklaren Nächte, sondern nur welche mit Sternenblick, was ich ja noch gelten lassen würde und doch nicht ganz meiner Intention entspräche, doch warum nicht, es ist nicht mehr speziell dann, sondern noch weiter gefaßt.

Ich lese oft Gedichte zwischen Waschmaschine, Arbeit, Kochtopf, Kind und Kegel, ich kann da keine Zeitung lesen, da brauch ich Ruhe und Zeit dafür. ... und schreibe auch fast nur so.
Wie sonst??

Ich bin Mutter und Frau. Und das, was für Dich Schilderung ist, aram, muß ja nicht zusagen oder gefallen, dafür hab ichs meine Seele auch nicht sagen und meine Hand nicht aufschreiben lassen.

Zaunkönig, wer redet davon, daß es ein gemeinsamer Traum ist, könnte sein, daß er gerade an mich dachte, wie ich an ihn und wir uns gern in die Augen gesehen hätten, doch sah die, welche diese Zeilen schrieb, ihrem Liebsten lange zu der Zeit nicht ins Aug, da er leider himmelweit entfernt war ;) und schickt ihm Augenblicke sternenweit ... und der Himmel kann doch auch mal deiner, meiner, unserer sein für Sekunden darf man doch mal fühlen dein Himmel, auch wenn der Himmel nicht uns gehört. Sorry, lieber Himmel.
Ich hätte auch schreiben können: schlaflos, doch das wäre wieder so speziell.

Liebe Grüße an die Füße Iris

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Beitragvon ZaunköniG » 06.11.2006, 11:55

Zaunkönig, wer redet davon, daß es ein gemeinsamer Traum ist



Für mich ist klar, daß es ein gemeinsamer Traum ist, bzw durch den Blick ein gemeinsamer wird..


Sowohl dein Blick, als auch der entgegenwachsende Traum laufen doch darauf hinaus etwas teilen oder mitteilen zu wollen, also bei aller Individualität, die die Entfernung mit sich bringt, die Sehnsucht, etwas wenigstens für den Augenblick (oder Sternenblick) gemeinsam zu haben. Sich auch die Träume des anderen anzueignen, nicht kritiklos, weil Liebe blind macht, sondern als weitere Erfahrung, um besser verstehen zu können.
Wenn du verstehst was ich meine.


Dein "Schutzbedürfnis" kann ich aber auch nachvollziehen. Da hast du eben einen anderen (aber ebenso gültigen) Anspruch an Lyrik. Dann mußt du es so lassen.

LG: ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Iris

Beitragvon Iris » 06.11.2006, 12:19

Lieber Zaunkönig,

ich hätte es auch Nachtgebet nennen können, die Bitte an den Himmel kann es, muß es nicht sein, aus der Vereinzelung wieder zurück zu einem Wir im Leben, welchen Menschen und bei mir wäre es ein Mann letztendlich der Himmel dafür vorsieht, steht eh in den Sternen, ob es der ist, den "ich" gerade liebe? und von dem ich möglicherweise sogar weiß, daß es auf Beidseitigkeit beruht ..., doch es kann ebenso gelesen werden, wie du es gelesen hast, ja.

Es ist interpretierbar so oder so.

Deshalb kann ich Deine Worte schon sehr gut verstehen.

Die beste Reduzierung deinerseits ist das kleine aus, weitet den Traum aus, ja diesen engen Traum ...
ist das aus weg, ja, dann kann er atmen.

Sehr oft gibt es den Schutz für ein Paar oder gar eine Familie nicht, schon im Kennenlernen nicht, deshalb scheitert manche sogar große Liebe.

Ich hätte andernfalls geschrieben:

weitet den Taum
zwischen uns

Lieb Grüße Iris


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