Sand

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 10.11.2006, 17:29

Der Sand fließt
Der Sand fliest
Der Sand fliet
Der Sand flie
Der Sand fli
Der Sand fl
Der Sand f
Der Sand

Auf dem Sand sitzt eine Fliege
und flieht
und fliest
und fliegt
nicht

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 13.11.2006, 21:23

Na denn. Dich aber auch nicht.

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.11.2006, 22:06

Wieso komm ich mir grad wie eine Laborratte vor? :eek:
Moshe is watching you!
:lupe:
Gabriella ratona

Max

Beitragvon Max » 14.11.2006, 19:23

Liebe Magic,

das ist ein gutes Zeichen. Laborratten kommen sich meines Wissens nie wie Laborratten vor ...

Liebe Grüße
Max - auch von Moshe gewatcht ...

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 16.11.2006, 17:50

Ist es nicht immer so, dass man sich bei Näherung an ein "Werk" in einem Experiemnt befindet? Und dass der Autor beobachtet, was daraus wird....
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

aram
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Beitragvon aram » 16.11.2006, 18:55

Ist es nicht immer so, dass man sich bei Näherung an ein "Werk" in einem Experiemnt befindet? Und dass der Autor beobachtet, was daraus wird....


hallo tulpenrot,
klar, bis zu einem gewissen grad ist es oft (nicht immer) so - doch abgesehen von gewissen experimentellen lyriktexten, die speziell die auslotung von lesbarkeit oder silbenentropie oder dgl. zum ziel haben, hat der autor doch in der regel für sich einen gedanken gefasst, oder gibt einem inneren zustand ausdruck im sinne einer "geistigen bewältigung der welt".

wie gesagt die regel, darüber hinaus kann man natürlich auch alles mögliche machen - wobei sich nach meinem gefühl qualität in gewisser weise verdünnt, wenn ich jeden impuls rausfließen lasse - - ok, ich dichte mal -

mit der rechten hand in die linke tasche

der hose
die hetzmienen
der fahrerInnen auf der abbiegespur

guten morgen deutschland


klar könnte ich jeden tag zwischendurch locker paar solcher texte posten, und warten, was sie auslösen... nur was hab ich davon?

@moshe, ich will dir damit nicht zu nahe treten; ich stell mir die frage nur selber.

liebe grüße,
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Max

Beitragvon Max » 16.11.2006, 19:28

Liebe Angelika,

ich denke schon, dass es Autoren gibt, die zumindest eine idee haben, in welche Richtung denn ein Werk so laufen soll ... nicht alles ist beliebig ...

Liebe Grüße
Max

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 17.11.2006, 12:23

Hallo Aram und max,

vielleicht outet sich moshe ja mal... welche Intention er hatte.

Meine Zeilen richteten sich ja eher auf das Thema "wir, die Leser = Laborratten" :-)

Ich erinnere in dem Zusammenhang an Ernst Jandl (*1925)
http://www.klett.de/sixcms/media.php/71 ... 44_145.pdf

Liebe Grüße
Angelika
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.11.2006, 17:28

Hallo ihr Lieben!

Etwas zu meinen Intentionen bezüglich dieses Textes hatte ich ja schon geschrieben, aber es soll mehr sein.

Nun, es ist Labor, ob mit oder ohne Ratte, oder ob mit oder ohne Überwachungskamera.

Zunächst löst dieser Text ja doch einige Bewegung aus. Das ist die erste Intention. Vielleicht, oder sogar bestimmt mehr, als ein Text, der sehr schön ist, und den man so in sich hineinschlürft. (Ich möchte hier ganz deutlich feststellen, daß ich das auch sehr gern mag und auch so schreibe, bzw. es versuche.)
Aber dieses hier eben auch.

Die zweite Intention dieses Textes ist es, ein Vergehen von Flüchtigkeit darzustellen und darüber hinaus diese Flüchtigkeit auch noch mit Festem in Beziehung zu setzen.
Eine Aussage über den Moment des scheinbar Soliden und des Augenblickes der Zeit, in dem sie, und mit welchen Begriffen, wahrgenommen wird.

'Die Fliege fliest' nicht. Natürlich macht sie das nie. Sie lebt in einer ganz anderen Dimension wie ein Fliesenleger, z.B., und des Weiteren sind die Fliesen der Fliege echt wurscht, auch wenn sie darauf zu sitzen kommen sollte.

Und wie ist es mit uns?
Sind uns die Fliesen wirklich wichtig?
Sind wir nicht vielleicht auch eigentlich nicht mehr, wie die Fliege, aber klammern uns dauernd an was Festes, obwohl wir im Zeitrahmen und unserer Bedeutung insgesamt doch eigentlich auch nicht mehr sind, als eine Fliege?

Aram: Beliebigkeit ist hier nicht.

Darüberhinaus ist mir auch jeder Kommentar im Labor recht, auch wenn er sagt, daß ich der GRÖSSTE IDIOT bin, der je gelebt hat, weil dann eine Relation zwischen dem Leser/Kommentar und mir hergestellt wird. Es entsteht etwas, daß keine Beliebigkeit hat, sonder ein Verhältnis ist, das Verhältnisse aufzeigt.

Mit liebem Gruß

Moshe. u

Max

Beitragvon Max » 17.11.2006, 19:20

Lieber Moshe,

Du schreibst:

Zunächst löst dieser Text ja doch einige Bewegung aus. Das ist die erste Intention.


Demnach war der Text wirklich erfolgreich.

Außerdem sagst Du

Aram: Beliebigkeit ist hier nicht.


Gerade das würde ich gerne genauer verstehen - nämlich, was dachte der Autor Moshe.c bei diesem Werk ...

Das hier
Die zweite Intention dieses Textes ist es, ein Vergehen von Flüchtigkeit darzustellen und darüber hinaus diese Flüchtigkeit auch noch mit Festem in Beziehung zu setzen.

versteh ich nämlich noch nicht ganz.

Schließlich sagst Du:

Darüberhinaus ist mir auch jeder Kommentar im Labor recht, auch wenn er sagt, daß ich der GRÖSSTE IDIOT bin, der je gelebt hat,


Ich fürchte, den Gefallen kann ich Dir nicht tun - es gibt jede Menge echter Idioten :-) ... (und die sind alle wahlberechtigt ... )

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.11.2006, 19:55

LIeber Max! :-)

Danke für deine prompte Reaktion.

Ich möchte dich bitten mir zu der zweiten Intension genauere Fragen zu stellen, denn auf ein generelles 'Verstehe ich nicht ganz' weiß ich nie was ich da antworten soll. Bitte: Was verstehst du denn nun nicht?

Laß es mich sagen: Ich finde dein Interesse an meinen Texten sehr angenehm und freue mich immer wieder, wenn du dich damit beschäftigst.

Bitte, bitte, nimm es mir im Moment auch nicht übel, wenn ich derzeit so wenig dich und andere kommentiere, aber ich arbeite derzeit mit Hochdruck an meinem ersten Buch für Kinder, schreibe so 6-8 Seiten pro Abend, und eine 'Blau-Pause' möchte ich nicht machen (Ist mir zu gefährlich :-) :-) )

Im Moment schreibe ich auch keine Lyrik mehr, aber das kommt bestimmt wieder, wie neue Beiträge in der Hörbar.

Mit liebem Gruß

Moshe

Max

Beitragvon Max » 18.11.2006, 18:21

Lieber Moshe,

ja Blaupausen bergen die Gefahr der Persönlichkeitsspaltung. Das sieht man ja schon gut an den beiden Smileys die DSu gemacht hast.

Mit der Nachfrage hast Du recht - ich sage meinen Studies auch immer, sie sollen ordentlich fragen, dann bekommen sie auch ordentliche Antworten ;-).

Lass mich also versuchen meine Frage zu präzisieren. Du sprichst in deinem Kommentar von der Darstellung des Vergehens von Flüchtigkeit. Ich weiß (oder galube zu wissen), was Flüchtigkeit ist. Wenn Flüchtigkeit vergeht (als Abstraktum, nicht nur als Augenblick), muss etwas Bleibendes entstehen. Fein ... Bei Dir zerfließt ein sandhaufen, den ich nur schwerlich als Sinnbild der Flüchtigkeit sehen kann. Weiter hockt dort ein Fliege, das ist zwar - für den Moment des Gedichts etwas Bleibendes - aber zum einen als Sinnbild für Bleibendes doch recht ausgefallen und zum anderen ersetzt sie ja den Sandberg nicht oder doch?

Das sind so meine Probleme mit diesem Satz.

Liebe Grüße und viel Erfolg bei dem Kinderbuch
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.11.2006, 19:19

Danke für deine Antwort, lieber Max.

Man gut, das deine Studies das hier nicht lesen, oder machen sie es doch heimlich? :cool:

Dieser, und andere Sandberge, zerfließen oder verwehen oft von selbst und kommen so nie wieder.
Aber die Fliege. sei es nun sie persönlich, oder eine Artgenossin, kommt immer wieder, auch historisch.
Das hast du ja bestimmt auch schon erlebt: Fliegen können eine Beständigkeit besitzen, auch wenn man sie versucht wegzuwedeln, die echt nervt. Und flüchtig sind sie dann ja wohl auch immer, oder hat sich schon mal eine Fliege zum echten Kampf mit dir gestellt?
Wenn man kann, versucht man sie zu erschlagen, um dieser beständigen Wiederkehr ein Ende zu setzen und die Fliege in den Bereich des 'Sich-Verflüchtigens' zu versetzen. Oft haut man dann nur sich selbst, und bei Mücken ist das noch schlimmer.

Aber der eigentliche Kern meines Gedichtes besteht in der Selbstreflektion, wozu du nichts sagst.

MIt liebem Gruß

Moshe

Max

Beitragvon Max » 18.11.2006, 20:00

Lieber Moshe,

ich fürchte einige meiner Studies haben die Seite schon gefunden - aber dazu muss ich stehen, ganz tapfer ;-) Schließlich bin das ja auch ich.

Hm, die Selbstrelfexion habe ich vielleicht einfach noch nicht gefunden ....

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.11.2006, 18:02

Du kannst ja nochmal nachschauen. Geheim-Tipp: Es ist die zweite Strophe.
(Spreche sie mal vor dich hin, aber leise, damit dich niemand hört.)

Flüsternder Moshe mit lieben Grüßen.


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