o. T.

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klara
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Beitragvon Klara » 21.11.2006, 12:25

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Zuletzt geändert von Klara am 30.03.2007, 09:29, insgesamt 2-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.11.2006, 12:38

Liebe Klara,
vielleicht viel zu schnell, aber ich habs gerade gelesen und muss einfach:

Das find ich gut! Ich find dieses Gedicht hat die starke Stimme deiner Prosatexte!

Zwei Sachen, die mir auffallen: das wieder alleine in einer Zeile für sich finde ich nicht so gut, ich mache aber keine Vorschläge, wohin du es ziehen solltest, da es mehrfach gelesen werden kann. So alleine wirkt es nicht, trotz Mehrfachbezug, find ich, ist mir zu gebrochen an der Stelle, schwächt für mich die Bilder. Für mich erwächst keine Stärke daraus.

Und das zweite: Diese Strophe find ich verzichtbar:

kein wort fällt
die lyrik verläuft sich
und prosa
ist anderen zeiten
verpflichtet


Man kann zwar das Thema direkt in Texten benennen, dann erwarte ich aber besonders starke Bilder, die find ich hier nicht (vergleich mal mit der letzten Zeile), so wirkt es einfach nur direkt benannt, wie ein Versuch die Worte in Alltagsmomente zu kleiden wie das lyr. Ich in den Familienalltag eingespannt ist. Ich würde die Strophe einfach streichen (oder stärkere Bilder, ich finde aber, dass es dem text nicht schadet, das Thema nicht direkt zu benennen).

Ansonsten gefällt mir das sehr, bitterer Ton und doch den Träumen gewidmet.

Liebe Grüße,
die zu schnelle Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Klara
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Beitragvon Klara » 21.11.2006, 12:42

Hallo Lisa,
danke für deine schnelle Blitz-Kritik.
Denke - langsam - drüber nach ;-)
aber ich könnte mir vorstellen, dass du richtig liegst.
LG
Klara

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leonie
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Beitragvon leonie » 21.11.2006, 16:13

Liebe Klara,

das gefällt mir und ich kann es gut nachvollziehen!

Liebe Grüße
leonie

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 24.11.2006, 13:03

Hallo Klara,

ja, das ist schön, kenne ich auch... hat das Nachdenken schon was ergeben? Ich stimme Lisa nämlich zu - beim "wieder" habe ich beim ersten Lesen wohl gleich eine Leerzeile davor gesetzt, war dann fast überrascht, dass es den Bezug zur Zeile davor gab. Aber es ist ja nichts erhellendes, das doppelte "wieder" einfach in eins zu nehmen...

Zu der Strophe hat Lisa alles gesagt, ich überlese sie jetzt schon immer.

Die letzte(, geniale) Zeile übrigens - wieso hat die einen Punkt? (Wobei ich auch sagen muss: normalerweise bin ich sehr für Kontinuität in solchen Fragen, aber an diesem konkreten Fall könntest du mich glaube ich überzeugen - war's denn Absicht? Und dass "Papier" groß geschrieben wird auch? Beides wirkt auf gewisse Weise, aber auch unsicher, vielleicht weil man an so kleine Fehlerchen gewöhnt ist, sich nicht drauf einlassen kann... hmm.)

Liebe Grüße,
lichelzauch

pandora

Beitragvon pandora » 24.11.2006, 14:12

hallo klara,

dieser text ist der beste, den ich bislang von dir gelesen habe und ich kann deine gedanken sehr, sehr gut nachvollziehen.
du beschreibst nach meinem dafürhalten eine mehrfachbelastung (ein neutraleres wort fällt mir gerade nicht ein!), oder aber, um es noch einmal anders zu formulieren: zwei lebensfacetten. die der mutter und die der frau, die auch ganz eigene bilder und gedanken zu papier bringen will, aber nicht kann, weil sie mit dem familienalltag bereits ausgelastet ist.
sehr schön finde ich:
nachher gehst du
wieder
verklingt dir
dein atmen
verschwimmt dir
der tag

das ursprüngliche vorhaben wird aufgegeben, die inspiration wird wieder in den hintergrund gedrängt und alles auf ein morgen verschoben.
der schluss des gedichtes ("du wickelst brote ins papier.eine folie ums herz.")spricht mich abgesehen vom sprachlichen auch deshalb an, weil er kein jammerschluss ist. :rolleyes: ein herz in folie wickeln, heißt ja auch, es aufzubewahren, haltbarzumachen. das ziel, schreiben zu wollen, nicht aus den augen zu verlieren.
sehr gern gelesen!
lg
p.

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noel
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Beitragvon noel » 24.11.2006, 16:51

erst die erinnerung an kindheit
vertraute bilder
bilder die zum leisen lächeln verleiten
dann -ohne moral- die wehmut
& doch die folie... das bild, dass den hauch der hoffnung lässt

chapeau
ein werk für die anthologie
meint noel
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Max

Beitragvon Max » 24.11.2006, 20:08

Liebe Klara,

ich kann mich dem Lob deines Gedichtes nur anschließen.

Die schon erwähnte Strophe

kein wort fällt
die lyrik verläuft sich
und prosa
ist anderen zeiten
verpflichtet


würde ich wegen ihren Zeilen 1 (wichtig für das Stimmungsbild) und 4 und 5 - das ist einfach an sich schön - behalten wollen. Notfalls in der Form

kein wort fällt
die gedanken
sind anderen zeiten
verpflichtet


oder so

Liebe Grüße
max

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.11.2006, 21:54

Das ist einfach nur gut und sehr ansprechend, Klara, ich finde mich darin wieder!

Die Folie ums Herz gewickelt - das hätte ich gern selber geschrieben :-) -

Sehr gern gelesen,

scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.11.2006, 18:16

Hallo Klara,

sehr gelungen! Das einzelne "wieder" finde ich okay, da es sich ja gerade auf die vordere und die folgende Zeile bezieht.

Zum Vers:

kein wort fällt
die lyrik verläuft sich
und prosa
ist anderen zeiten
verpflichtet

Ich finde, er muss "inhaltlich" rein, weil es ja darum geht.

Und "Papier" klein schreiben.
Saludos
Magic

Klara
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Beitragvon Klara » 25.11.2006, 18:44

Hallo, ihr Lieben,

anscheinend funktioniert nicht nur mein Zeitmanagement nicht, sondern auch die Email-Benachrichtigung nicht... °grummel°

Aber jetzt:
Danke für euer Wohlwollen. Ehrlich gesagt, meine ich auch, dass es nicht mein schlechtester Text ist.

lichelzauch, das P-apier ist ein Tippfehler, sorry. Bin mit dem Nachdenken über das wieder und die bemängelte (überflüssige?) Strophe noch nicht fertig, tendiere aber im Moment dazu, nichts zu ändern. Der Punkt kann weg.

Max, die Gedanken ersetzen nicht Lyrik und Prosa, weil die Gedanken immer da sind, da kann Lyrich - selbst wenn es wollte (und es will manchal gern!) - nicht mit aufhören ;-)

noel, deine Lesart ist interessant. Dass es so anders auch funktioniert, überrascht mich.

Scarlett, Leonie, Magic danke.

Pandora, dir auch danke. Ich weiß, wie scharf du mitunter (zu Recht!) sein kannst und fühle mich deswegen gleich doppelt geehrt ;-) Schön (und bestätigend auch), dass es kein Jammerschluss für dich ist, denn das soll es auf keinen Fall sein. Nun bemäkelst du das "wieder" nicht an, was andere bemäkeln.

Ich ändere jetzt erstmal nur das große P in ein papier-p und exe den Punkt.

Liebe Grüße und einen schönen Samstagabend wünscht

Klara

Last

Beitragvon Last » 26.11.2006, 12:30

Hallo Klara,

irgendwas ist da leider schief gelaufen, gerade hatte ich einen ausführlichen Kommentar geschrieben, jetzt ist er weg :sad:

Daher jetzt eine Zusammenfassung:
1.) Lob, gefällt mir sehr diese harte Beiläufigkeit, die aber keine Bitterkeit ist :daumen:
2.) das "wieder" nicht in eine eigene Zeile, es hält sonst auf und die Beiläufigkeit geht an dieser Stelle verloren, ohne dass sie besonders wichtig wäre.
nachher gehst du
wieder verklingt dir

3.) Die vorletzte Strophe ist auch m.E. schwächer geraten, ganz streichen würde aber auch einen Essenzverlust des Gedichtes bedeuten. Vielleicht findest du eine Möglichkeit ihren Inhalt mit in andere Strophen einzubauen.
4.) Neben den Superschlusszeilen, die bereits ausführlich gefeiert wurden möchte ich auch den starken Beginn hervorheben, der sehr unauffällig und daher besonders wirksam ist.

LG
Last

Klara
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Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 26.11.2006, 18:52

Hallo,

danke, Last.

Über das "wieder" bin ich momentan mit mir selbst folgendermaßen einverstanden (und mit den meisten von euch nicht... hm...):
es muss einzeilig stehen, weil es als inhaltlicher Anschluss sowohl für den folgenden, als auch den vorhergehenden Vers steht bzw gelesen werden darf/soll/kann.

LG
K


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