- ohne Titel -

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Franktireur

Beitragvon Franktireur » 12.03.2006, 20:39

Worte können töten
Wahrheit verursacht häufig Schmerz
Doch wenn falsch verstandene
"Toleranz"
die Kritiker zum Schweigen zwingt
wird Oberflächlichkeit entfesselt
Gedichte werden zu flachen Pfützen
Rasch sind stille Wasser
nicht mehr tief
und trocknen aus

Übrig bleiben
Anaerobier
die den Erstickungstod erleiden
nachdem die Lyriker
verdurstet sind


(c) 2006 Franktireur

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.03.2006, 20:56

... die Erklärung für deine relative Zurückhaltung in letzter Zeit?
Dein Verstummen?
Ich zumindest habe deinen Text so gelesen-

Gruß von einer betroffenen, nachdenklichen

scarlett

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 12.03.2006, 21:50

Hallo Franktireur

Hmmm...

"Doch wenn falsch verstandene
Toleranz"
die Kritiker zum Schweigen zwingt
wird Oberflächlichkeit entfesselt"

Traust Du ALLEN Dichtern diese Oberflächlichkeit zu und schätzt den Kritiker so allwissend ein???

Mit gerüttelten, aber nicht wachgerüttelten Grüßen

Sleepin´Gurke

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 12.03.2006, 22:16

Gurke hat geschrieben:Traust Du ALLEN Dichtern diese Oberflächlichkeit zu und schätzt den Kritiker so allwissend ein???


Nein. Wie kommst du darauf? :-s


@ scarlett:

Du hast den Text richtig gelesen. :!:

Herby

Beitragvon Herby » 13.03.2006, 02:16

Hallo Frank...

ich habe dein Gedicht mit einer ähnlichen Gefühlsmischung gelesen wie Scarlett.

Der Text als solcher ist vom Aufbau, mehr aber noch von seiner bildhaft - nachhaltigen Sprache her beeindruckend, wozu besonders die letzte Strophe mit dem bedrückenden Bild der Anaerobier beiträgt. Aus ihm spricht vordergründig die Sorge des Kritikers um die Qualität lyrischer Produkte. Aber ist es wirklich das, was du sagen willst?

Denn betrachte ich einerseits deinen Text vor dem Hintergrund der hier im Forum gelaufenen Diskussion sowie andererseits die zeitliche Nähe zwischen der Entstehung deines Gedichtes ( 2006 ) und der Diskussion hier, so lese ich ein gerüttelt Maß an persönlicher Verletzung und Bitterkeit - um es einmal vorsichtig auszudrücken - in und zwischen deinen Zeilen! Sollte diese meine Lesart richtig sein und das die Motivation zu deinem Gedicht gewesen sein, so fände ich das zwar bedauerlich, hätte aber gleichwohl erhebliche Probleme damit, sie nachzuvollziehen und zu verstehen.

Gruß Herby

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 13.03.2006, 03:18

Hi Herby,

persönliche Verletzung ist nicht wirklich im Spiel, eine Art Bitterkeit, oder besser gesagt, kopfschüttelndes "Ich-faß-es-nicht" träfe es besser.
Ein Literaturforum, in dem dazu aufgefordert wird, zu Lasten der Textkritik, auch wenn sie mal härter ausfällt und schmerzt, "Toleranz" zu üben und mit unerträglichen, unqualifizierten Seitenhieben kontraproduktiv zu wirken, um Diskussionen um Texte abzuwürgen, ist m.E. ein Forum, in dem Textkritik, Arbeit am Text, literarische Maßstäbe schlichtweg nicht mehr möglich sein werden.

Ich sage nicht, daß es viele sind, die leider so agieren.
Ich sage nicht, daß es viele sind, die keine Textarbeit wünschen.
Aber ich prophezeie, daß die wenigen, läßt man sie unwidersprochen gewähren, den Vielen schaden werden, weil irgendwann die harten und ehrlichen Kritiker vergrault werden und somit die, die sich eine solche Kritik wünschen, um sich dichterisch weiterzuentwickeln, verhungern und dann ebenfalls verschwinden werden.

Einer geht mir mit seiner Art besonders auf die Nerven (der, der meint, sich für all die "Intoleranten", womit er natürlich Tanker, mich, wahrscheinlich Gerda Jäger und wahrscheinlich noch andere meint, die die Arbeit am Text und ein gewisses literarisches Mindestmaß ansetzen, auch noch schämen und entschuldigen zu müssen).
Wer verfolgt hat, wie er Kommentatoren quasi nahelegt, seine Werke nicht zu kommentieren und bei diversen Gelegenheiten Autoren, die kritisiert werden und damit nicht glücklich sind, auch noch Mut macht dabei, möglichst keine Kritik anzunehmen, wird wissen, wen ich meine.

Ich habe aufgrund solcher Konsorten zu viele Literaturforen untergehen sehen (in der oben beschriebenen Weise) und lange überlegt, wie ich damit umgehen soll. Eine Weile habe ich geschwiegen, habe sogar überlegt, ob ich gehen soll, dann habe ich dieses Gedicht geschrieben, weil das mehr wert ist als jede zänkische Diskussion.

Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei moana bedanken, die mir mit einem Kommentar Zuspruch gegeben hat, während ich geradezu zynisch schlechte Reime schmiedete, um meinem Zorn freien Lauf zu lassen. Mit dem Abstand von heute gebe ich ihr Recht, wenn sie sagt, "ich solle mich zusammenreißen". Tja, manchmal verhält sich auch ein 45jähriger mal kindisch :???: .
Bei Gerda möchte ich mich bedanken, weil sie nicht aufgibt, harte Textkritik zu üben, obwohl ihr das wohl kaum einer dankt.
Und bei scarlett möchte ich mich bedanken, weil auch sie der Meinung ist, daß man einpacken kann, wenn keine Textkritik mehr stattfände.
Sollte ich jetzt jemanden vergessen haben, nehmt es nicht übel. Dann soll dieses Danke für jeden sein, der ähnlich denkt.
Ach ja, und eine Entschuldigung an Gurke, für meinen allzu knappen und lakonischen Kommentar weiter oben als Antwort auf seine Frage.

Danke fürs Lesen.

steyk

Beitragvon steyk » 14.03.2006, 18:31

Hallo Franktireur,
du sprichst mit deinem Text ein wahres Wort, auch wenn viele Lyriker nicht mit ihrer Meinung zurückstecken.
Ich habe schon viele kritische Texte geschrieben und bin dabei oft nicht zimperlich gewesen, aber etlichen "Lesern" waren sie dann doch zu kritisch. Ich habe es besonders erlebt, als ich über Religionskriege schrieb, oder über die Vergessenen in Ghettos. Letzteres erschien zu meiner Freude in der Anthologie "best german underground lyrik 2006 (Acheron Verlag). Die meisten waren aber still und sind nicht einmal auf meine Bitte zur offenen Diskussion eingegangen.
Es gibt viel zu wenig Texte, die sich mit den Problemen unserer Welt
auseinandersetzen. Sie ist eben leider nicht nur schön. Außerdem finde ich es langweilig, nur über Themen wie Liebe, Herzschmerz etc. zu schreiben, die natürlich auch ihre Berechtigung haben.
Gruß
steyk

moana

Beitragvon moana » 14.03.2006, 18:47

Hallo Franktireur!

Ich danke dir zwar für dein Dankeschön, aber ich glaube nicht, dass ich es verdient habe...zumindest sah ich das bisher nicht so. Auch wir beide reiben immer wieder aneinander, aber das ist gut so, weil nur dabei lernt man etwas. Ich selbst kann vielleicht noch nicht so hoch qualifizierte Kommentare abgeben, weil ich einfach andere Lebensansichten habe. Und wenn ich persönlich ein Gedicht schön finde, wie es ist, und du nicht, dann bringt mich das zum Nachdenken und Weiterentwickeln. Ich habe in diesem Forum schon viel gelernt. Von den "Guten" und den "Bösen", wer wer ist, darfst du dir jetzt selber aussuchen. Harte Kritik tut weh, aber wir haben dadurcht, dass daraufhin Diskussionen entstanden, eine wunderbare Lösung gefunden, die uns allen weiterhilft: Die Textwerkstatt. Ich hoffe, dass diese auch so genutzt wird, wie wir es uns wünschen und werde schauen, ob ich vielleicht auch mal etwas in Arbeit gebe. Es ist halt schwer, wenn man mit seinem eigenen Werk einigermaßen zufrieden ist und stolz darauf ist, dann mit einer so harten Kritik umzugehen und manche können das besser und andere nicht. Aber Schuld und nicht Schuld finde ich dabei fehl am Platz. Man sollte auch die Leute deswegen nicht kritisieren. Man sollte dann auch so konseuquent bleiben und die Werke der Leute entweder konstruktiv kritisieren oder es eben lassen. Ist ja jedem selbst überlassen. Bei mir habt ihr auf jeden Fall schon viel bewirkt. Also, weiter so und welcome back!!

grüßerl moana

Gast

Beitragvon Gast » 14.03.2006, 19:41

Dank dir, lieber Frank, für die §blumen§

Ich habe durch meine Textkritik , wenn ich recht überlege am meisten gelernt.
Sich mit Abstand auf einen fremden Text einlassen und diesen auf sich wirken, in sich arbeiten lassen und erkennen wo Schwächen sind, zugegeben, das ist nicht jedermanns Ding, aber wenn ich erwarte, das meine Texte durch Kritik Wertschätzung erfahren, dann möchte ich zumindest auch etwas dafür tun können.
Für mich ist Kritik = Wertschätzung.
Jeder, der empfindlich auf harte Kritik am Text reagiert, sollte sich einmal überlegen, dass sein Text den Kritiker auf jeden Fall bewegt hat sich zu äußern..
Das ist doch für sich schon eine Menge...
Das gehört zwar jetzt nicht direkt zu deinem Text, aber ich bin so frei und schreib es hier hinein, weil es zum Thema passt.
Ähnlich wie du habe auch ich mir Luft machen müssen und ganz sicher lüfte ich kein Geheimnis, wenn ich sage, das Sonett: "Dichter und Bauer" hat direkten Bezug zum Thema Kritik...

Ja, und noch mal ja, deinen Worten kann ich nur beipflichten.
Bedauerlicherweise sind sie wohl nicht von allen, so verstanden worden, wie sie gemeint sind.

Denn du meinst die Lyrik substantiell und du unterscheidest nicht Kategorien des Inhalts wegen sondern Gehalts und der Form wegen, wenn ich dich (hoffentlich) recht verstanden habe.
denn was wäre die Lyrik ohne Liebe :wub: :-s
Ja und die freie Form, die dennoch eine ist...jedes Wort wird gewogen, u. U. für zu schwer, zu viel, zu minimalistisch, zu hart, zu weich erachtet um gewählt zu werden gerade für das was der Autor sagen möchte...
Lieber Frank ich danke dir, dass ich hier auf dich getroffen bin und hoffe sehr, dass moana nicht vergebens dein Bleiben im Blauen Salon erbittet.

Hey, hey,
be cool, man
and stay.

Cheers Gerda

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 14.03.2006, 20:22

Gerda schrieb:

Denn du meinst die Lyrik substantiell und du unterscheidest nicht Kategorien des Inhalts wegen sondern Gehalts und der Form wegen, wenn ich dich (hoffentlich) recht verstanden habe.

Genau so meine ich das :smile: .
Hast Du gut auf den Punkt gebracht.

Hi moana, mein Danke ist ernst gemeint, Du hast durch deine Antwort hier nur bestätigt, wie recht ich damit habe, dir zu danken :smile: .

Hi steyk :smile: . Hätte mich auch gewundert, wenn Du nicht auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht hättest. Jedenfalls freue ich mich darüber, daß wir da einig sind (Kleinigkeiten und Details sind da ja dann höchstens eine Art zusätzlicher Würze, über die sich trefflich streiten läßt :smile: ). Wenn ich zB an Dein luftig-leichtes Gedicht mit dem Wort "Melancholie" denke... :cool: - da fällt mir bei mir selbst auf, daß ich dazu neige, pedantisch zu werden, gerade weil mir ein Gedicht gefällt - das versteht nicht jeder...

Gruß
Frank

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.03.2006, 20:44

Lieber Franktireur,
dann ergreif die Chance und werde Moderator in einem Bereich deiner Wahl. Ich schätze dein Gedankengut und deine Entscheidungen sehr und finde, dass du die richtige Art hast, mit Texten und der Kritik von ihnen umzugehen. Als Moderator hast du es in der Hand, das Forum so zu gestalten, dass es offen und niveauvoll bleibt. Das ist - auch wenn es dir nicht zusagen wird - die beste Möglichkeit deinen Befürchtungen, die durchaus berechtigt sind, entgegenzuwirken.

steyk

Beitragvon steyk » 15.03.2006, 06:21

Lisa's Vorschlag ist hervorragend. Greif zu, Frank !! §blumen§
steyk

Gast

Beitragvon Gast » 15.03.2006, 07:53

I vote for you, too §bump§
Ernsthaft - ich fände es gut, wenn du dich entschließen könntest, wohlwissend, dass es nicht nur "Reine Freude" ist, denke aber, du weißt eine- noch- kleine "Fangruppe" hinter dir.


Gerda

:smile:

moana

Beitragvon moana » 15.03.2006, 11:01

:wav: Go Frank, go Frank!! Frank for Pr...äh...Moderator!!


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