...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 09.12.2006, 17:54

wegen Veröffentlichung gelöscht
Zuletzt geändert von leonie am 12.12.2006, 14:18, insgesamt 4-mal geändert.

aram
Beiträge: 4475
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 09.12.2006, 19:17

liebe leonie

die bilder und aussagen dieses textes finde ich besonders schön.

nur das ende enttäuscht mich - dass abends das licht den sternen weicht, ist im vergleich zu den vorhergehenden ein sehr allgemeines bild, das in diesem kontext in richtung kitsch geht - weil du vorher viel persönlicher und spezieller formulierst.

(- auch würde ich sagen "tageslicht", da das bild sonst ziemlich unstimmig wirkt - sterne sind doch licht? - ganz ohne sterne fände ich es noch besser wie gesagt.)

die anderen strophen gefallen mir sehr... und zwar 'sehr sehr'.

liebe grüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 09.12.2006, 19:32

Lieber aram,

danke für Deine Rückmeldung, über die ich mich auch "sehr sehr" freue. Ja, vielleicht war das mit den Sternen zu beabsichtigt, ich wollte da ein positives Bild ans Ende zeichnen. Ich vermute aber, dass das gar nicht nötig ist, deshalb nehme ich sie jetzt raus!

Vielen, vielen Dank, ich mag Deinen genauen Blick und Deine Intuition, was die Analyse und natürlich auch das Schreiben betrifft.

Liebe Grüße

leonie

Benutzeravatar
noel
Beiträge: 2666
Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 10.12.2006, 08:05

diese naturmetaphern
diese vergleich sind famofabulös erfrischend fein

chapeau
gern entführt
in wOrten worden
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Herby

Beitragvon Herby » 10.12.2006, 09:00

Liebe leonie,

Da ist Dir einmal mehr ein Text gelungen, in den ich mich gerne vertieft und "verlesen" habe, selbst wenn mir "Abends" jetzt morgens mein Frühstück verschönt :engel:

Eine Stelle allerdings stört nach meinem Empfinden die Stimmung Deiner Verse arg, und zwar folgende:

wie müde Du warst,
und dass deine Adern
Winterbäumen glichen


Das "und dass" klingt etwas ... hm ... schwerfällig und reißt mich aus dem Bild heraus. Mir ist schon klar, dass dieser Nebensatz wie der andere mit "ich sah" in der zweiten Strophe zusammenhängt, aber ich überlege, ob es nicht noch eine andere, etwas poetischere Möglichkeit gibt. Strophe III beginnst Du mit "sah deine Kinder" -- wäre dann für IV möglicherweise

Du warst müde
Deine Adern
glichen Winterbäumen

eine Möglichkeit? Na ja, das ist nun auch nicht sonderlich poetisch geraten, wie ich gestehen muss, aber vielleicht etwas flüssiger. Außerdem würde ich das Pronomen vor "Adern" auch wie die andern zuvor groß schreiben oder aber alle klein.

Sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Herby
Zuletzt geändert von Herby am 10.12.2006, 09:29, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
noel
Beiträge: 2666
Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 10.12.2006, 09:26

ola
verstehe was herby stört
aber in seiner veränderten form
ist mir der fluss des bildes genommen
einfach so
vom sprach_lesen her

viel_leicht:

wie müde du warst
und deine Adern
glichen winterbäumen
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Louisa

Beitragvon Louisa » 10.12.2006, 11:14

Hallo Leonie!

Das ist wirklich ein gutes Gedicht!

(Man könnte noch überlegen, ob es noch ein unkonventionelleres Wort an Stelle von "weicht" gibt! Gerade fällt mir keins ein :smile: ... Es ist auch so gut!)

Die Winterbaum-Version von Noel gefällt mir am besten!!!

Generell finde ich diese Zeilen hier wirklich gelungen:

sah Deine Kinder
- sie spielten hinter der Stirn -

wie müde Du warst,
und dass deine Adern
Winterbäumen glichen


-Noch so eine Frage zum Inhalt: Es geht hier um einen kranken Menschen !? -Dann finde ich die Vergleiche sehr liebevoll gewählt!

Auf bald!
l.

Gast

Beitragvon Gast » 10.12.2006, 11:39

Liebe leonie,

dem Lob schließe ich mich gern an.
Was mir allerdings noch auffällt, dass bis auf den letzten Verse alle im Präteritum stehen.
Müsste nicht dann der letzte lauten:
abends, als das Licht wich ?
Der Titel lautet zwar allgemein : Abends, aber der Zeitenwechsel scheint mir fehl am Platz zu sein.
Ich habe lange überlegt, ob sich ein Sinn dahinter verbirgt, weil es bislang niemand angemerkt hat.

Liebe Grüße
Gerda

Niko

Beitragvon Niko » 10.12.2006, 12:14

hallo leonie!

da geb ich gerda recht. würde das gedicht im präsens stehen, wäre es stimmig.

ansonsten kann ich nur sagen: klasse in wort und bild! sehr gelungen. auch das ende von fassung zwei gefällt mir so wie es ist. (bis halt auf das angemerkte von gerda)

lieben gruß: Niko

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 10.12.2006, 16:19

Hallo noel, Herby, Louisa, Gerda und Niko,

ich freue mich sehr über Eure Kommentare.

Louisa, ja, ich hatte das so vor Augen, eine Frau, die so erzählen konnte, dass man zum Beispiel Mohnfelder vor sich sah, wenn nicht gar darinnen stand.

Mit den Änderungsvorschlägen tue ich mich ein bisschen schwer. Gerda und Niko, ich verstehe, was Ihr meint. Ich glaube, Ihr lest die letzten Zeile auf das ganze Gedicht bezogen und auf spezielle Abende. Vielleicht hängt das mit der Überschrift zusammen.

Ich meinte sie aber als allgemeinen Vergleich für die Adern.
(Ist das verständlich ausgedrückt?)

Deshalb möchte ich im Moment lieber bei "und dass" bleiben, weil es die Adern stärker betont, hervorhebt, meine ich. Man liest sie nicht so in einem Atemzug als wenn ich das ändere.

Ich schreibe immer "im Moment", weil ich weiß, dass sich das manchmal noch einiger Zeit ändert und ich im Moment noch wenig Abstand zu dem Text habe.

Auf jeden Fall vielen, vielen Dank und liebe Grüße

leonie

pandora

Beitragvon pandora » 10.12.2006, 19:12

liebe leonie,

ein gedicht, um das ich schon eine weile herumschleiche! tolle wortbilder! für mich die zarte und eindringliche beschreibung eines alten menschen. ein lebensabend.
ich glaube, präsens würde dem text gut stehen.
vielleicht könnte man in strophe zwei präziser formulieren:

ich sah
Mohnfelder und
Worte,
die ich nie
zu finden vermochte


abhängig davon, ob das lyrICH im geschilderten moment worte findet, die es vorher nie mit der beschriebenen person in verbindung brachte, oder aber, ob die beschriebene person worte preisgibt, die sie vorher nie preiszugeben in der lage war, würde ich schreiben:

"worte, die ich nie zuvor fand"
"worte, die du stets verbargst" (oder so ähnlich)

lg
p.

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 10.12.2006, 20:45

Liebe pandora,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe Deine Vorschläge einmal ausprobiert, ich stelle es mal so ein. Das Gedicht wird dadurch eindeutiger, runder, meine ich. Ich bin mir selbst aber noch ganz unsicher, ob ich das so wirklich möchte.

Was meinen andere dazu?

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 11.12.2006, 00:25

Liebe leonie,

ich finde dein Gedicht hat durch die Umsetzung ins Präsens noch einmal gewonnen.
Die kleine Unklarheit, die ich angemerkt hatte, ist damit verschwunden.
Du hattest Recht mit der Vermutung, dass ich den Bezug nicht eindeutig herstellen konnte, wegen des Zeitwechsels.
Ich würde es im Präsens bevorzugen.

Liebe Grüße
Gerda

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 11.12.2006, 11:39

Liebe leonie,
ich finde das Präsens steht dem Text sehr gut! Würde ich so machen!
Das gelungenste Bild ist wohl das der Kinder, die hinter der Strin spielen - das finde ich ...wow!!
(Wobei ich auch das Ende toll finde: Abends, wenn das Licht weicht...ja, das gefällt mir)...

Das hast du gelungen und zart eingefangen...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 20 Gäste