zeitzonen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
selachde

Beitragvon selachde » 17.12.2006, 15:35

mit deinen goldverstaubten lungen
flügeln bedeckst du
sie
schützt ihr land mit mauerblicken
nur dunkles licht verströmt sich
von ihren achselhöhlen hin zum hals
wie eine ferne feine schnur du
lüftest schuhe hemden
nacht für nacht
umfächelst weiche rippenbögen
deine hände verstreichen zeit auf ihr
die hoffnung ruhet
neben ihrem leib
darin tickt zahlenwerk
sie nickt nie
schüttelt sich
silbstreifen teilen ihren mund
fächerförmig
baumwoll und gekämmt ihr haar
fängt alles ein
auch dich


[letzte überarb. Fassung]

----------------------------------------------------------------------------


mit deinen goldverstaubten lungen
flügeln bedeckst du sie
die ihr land schützt
mit mauerblauen augenblicken
nur dunkles licht verströmt sich
von ihren achselhöhlen hin zum hals
wie eine ferne feine schnur
du lüftest schuhe hemden
nacht für nacht
umfächelst weiche rippenbögen
samtgleich verstreichen deine hände zeit auf ihr
die hoffnung ruhet neben ihrem leib
darinnen zahlenwerk
das tickt und tickt
sie nickt nie
schüttelt sich
silbstreifen teilen ihren mund
in fächerförmig eingangspforten
baumwoll und gekämmt ihr haar
fängt alles ein
auch dich



[überarb.Fassg.]
-----------------------------------------------------------------------------



mit deinen goldverstaubten lungen flügeln bedeckst du
sie die ihr land schützt mit mauerblauen augenblicken
nur dunkles licht verströmt sich
von den achselhöhlen hin zum hals
fern trägt er eine feine schnur
du lüftest schuhe hemden nacht für nacht
umfächelst weiche rippenbögen
samtgleich verstreichen deine hände zeit auf ihr
die hoffnung ruhet neben ihrem leib
darinnen zahlenwerk das tickt und tickt
sie nickt nie sondern schüttelt sich
silbstreifen teilen ihren mund
in fächerförmig eingangspforten
baumwoll und gekämmt ihr haar
fängt alles ein
auch dich




[erste Fassg.]











(c) jonidi
Zuletzt geändert von selachde am 29.12.2006, 16:20, insgesamt 5-mal geändert.

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noel
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Beitragvon noel » 17.12.2006, 16:53

ich mag die ungewöhnlichen bilder
die eigen
_willigen zeilen
_brüche

aber mit den personalpronomina
komme ich nicht zu recht
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

selachde

Beitragvon selachde » 17.12.2006, 16:59

mit allen?

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noel
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Beitragvon noel » 17.12.2006, 17:35

da ist ein du, das eine sie...
dann ein er, dass auch ein du...
dann ein ihr, eine sie, der das du etwas angedeihen lässt

verwIrrte grüße
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

selachde

Beitragvon selachde » 17.12.2006, 17:41

Drei Personen: LI, ER und SIE.

Das LI ist nur Beobachter.
Er deckt seine Flügel, seinen Atem über sie, schützt und kümmert und liebt.
Sie lockt und mauert. -->Kürzestfassung


Hmm.

Dank Dir fürs Lesen und Antworten allemal ganz herzlich!

LG. J.
Zuletzt geändert von selachde am 17.12.2006, 21:04, insgesamt 1-mal geändert.

selachde

Beitragvon selachde » 17.12.2006, 17:46

Hab oben einmal geändert.

LG. J.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.12.2006, 19:12

Liebe selachde,

ein schwer zugänglicher Text - was nichts Schlechtes heißen muss, aber ich finde, er lässt den Leser etwas allein, weil er "schön" sein will und nicht , weil alle Sprachblumen nötig sind.

Sprachlich fangen mich einige Passagen ein, zum Beispiel durchgängig:

nur dunkles licht verströmt sich
von ihren achselhöhlen hin zum hals
wie eine ferne feine schnur (owohl man das ferne streichen könnte)
du lüftest schuhe hemden
nacht für nacht
umfächelst weiche rippenbögen


Einige Stellen empfinde ich dagegen als überladen, sie wirken dadurch auf mich zu gewollt...

Das geht schon los beim Goldstaub, den ich aber nicht streichen würde (ich halte ihn für wichtig, aber anders erzählen würde, nicht durch die Wortkombination gold&verstaubt, sondern eher getrennt voneinander auserzählt.

Als nächstes dann die

mit mauerblauen augenblicken


Ich weiß nicht -mir kommen sie einfach ausgedacht vor und das darf nicht passieren...ich ahne ja, was du damit sagen willst, aber es geht durch das "zuviel" verloren.

samtgleich verstreichen deine hände zeit auf ihr


hier ist mir das Samtgleich zu fett - ich würde es streichen (deine hände verstreichen Zeit auf dir, finde ich ungleich stärker und so eine starke Zeile!! Es geht nichts verloren durch die Streichung, finde ich, das Samt ist durchaus im Rest enthalten

die hoffnung ruhet neben ihrem leib
darinnen zahlenwerk


ruhet und darinnen wirkt wieder überladen auf mich, warum nicht ruht und in ihr?



silbstreifen teilen ihren mund


gefällt mir wieder sehr

in fächerförmig eingangspforten

fächerförmig UND Pforten ist mir wieder zuviel, ich würde auch hier zum Schlichten tendieren, entweder eins weglassen oder insgesamt mildern.

baumwoll und gekämmt ihr haar
fängt alles ein
auch dich


Hab ich wieder gern gelesen

Insgesamt glaube ich also könnte durch eine "Verschlichterung" der Text an Glaubwürdigkeit gewinnen, dass du sprachlich formulieren kannst, glaubt man dir auch (gerade) ohne den "Tandi
Und auch erzählerisch zugänglicher würde er, denke ich. Ich bin noch sehr unsicher, was genau erzählt wird, denke inzwischen an einen Komapatienten und liege damit wahrscheinlich so falsch wie man nur liegen kann :-) (und nehm mir trotzdem die ganzen sprachlichen Einwände heraus, vielleicht auch etwas gewagt). Um eine Allegorie oder Personifizierung handelt es sich aber nicht, denke ich zumindest sicher. Dass jemand, jemand anderem sehr zugeneigt ist und in der Beobachterposition (Beobachten hier ausgeweitet, Streicheln etc,. mit einbegriffen) ist, ist mir klar, vielleicht aber muss man es genauer auch nicht wissen.

Ich mag den Text, mit oben genannten Einwänden,
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

selachde

Beitragvon selachde » 28.12.2006, 21:37

Hi Lisa!

Danke für Deinen ausführlichen Kommentar!

Ich verstehe, was Du sagen willst.

Es werden zwei (qicklebendige) Personen beschrieben, ein Mann und eine Frau. Er- sehr zugeneigt und bemüht, sie- sehr spröde, verschlossen...nach außen hin abweisend, aber dirigierend.

Goldverstaubt bezieht sich auf die Umgebung . Ich arbeite in einem Dentallabor. :-))

Ich weiß nicht, ob der Text schön sein will. Ich glaube nicht, eher versuche ich die reine Gefühlswahrnehmung zu transformieren...in Worte eben.

Ist schwer.





Von den Mauerblauen Augenblicken könnte ich mich vom Ausdruck her am ehesten trennen. Auch die anderen Einwände sind klar.
Darinnen- ruhet- entstand um des Rhythmus Willen.

Samtweich- wenns zuviel ist, ist es eigentlich gerade richtig, denn so ist der Eindruck, den ich vermitteln will auch. Zuviel Samt.
Aber, ich überlege es nochmal.


LG.
Zuletzt geändert von selachde am 31.05.2009, 23:39, insgesamt 1-mal geändert.

selachde

Beitragvon selachde » 28.12.2006, 21:54

mit deinen goldverstaubten lungen
flügeln bedeckst du
sie
schützt ihr land mit mauerblicken
nur dunkles licht verströmt sich
von ihren achselhöhlen hin zum hals
wie eine ferne feine schnur du
lüftest schuhe hemden
nacht für nacht
umfächelst weiche rippenbögen
deine hände verstreichen zeit auf ihr
die hoffnung ruhet
neben ihrem leib
darin tickt zahlenwerk
sie nickt nie
schüttelt sich
silbstreifen teilen ihren mund
fächerförmig
baumwoll und gekämmt ihr haar
fängt alles ein
auch dich



Versuchsweise.
Mir geht auf diese Weise mein Rhythmusgefühl verloren. An etlichen Stellen fehlt jetzt etwas. Aber ich gucke es mir in Ruhe an.


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