Was ich an dir mag

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 20.03.2006, 21:31

Ich mag das, wenn du
Nervös dir durch die
Haare fährst und
Mit den Fingern deiner
Hand dir eine Strähne
Greifst.

Ich mag das, wenn du
Fahrig mit der linken
Hand dabei die
Welt beschreibst und
Jedem Wort die Richtung
Weist.

Doch eins mag ich
An dir besonders leiden:
Wenn du meinen Namen
Sagst, als wäre ich dir
Lang bekannt, ach
Das ist schön.

Louisa

Beitragvon Louisa » 20.03.2006, 21:44

Hallo Paul und willkommen im Forum!

(haha...ich darf das jetzt auch sagen, weil: "Moderation".)

Das ist ein wunderschönes Alltagsgedicht. Zudem ist es sehr anschaulich und rhythmisch, außerdem: Wunderbar!

-Ich weiß gar nichts daran auszusetzen und freue mich auf weitere Werke von Dir!

Liebe Grüße, Louisa

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.03.2006, 15:13

Was mir gefällt ist der verspielte Ton durch die fast kindliche Formulierung "ich mag das" Und "ich mag an dir leiden". Einzig das Bild mit der Haarsträhne gefällt mir nicht so, weil es fast in jedem Hollywood-Film als Szene genommen wird, wenn ein achso verliebter Mann seine Angebetete anschaut ...aber vielleicht sind Männer so :grin: .

Wenn das Gedicht keinen realen Bezug hat, würde ich das Bild vielleicht "austauschen!...

trotzdem: ein schönes Gedicht! Mehr davon :grin:

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 21.03.2006, 19:48

Es freut mich, dass euch mein Gedicht gefällt. :grin:
Tatsächlich war mir gar nicht bewusst, wie trivial die zurückgestrichene Haarsträhne ist. Wahrscheinlich deshalb, weil ich fernsehend sozialisiert wurde.
Das Gedicht hat auch, wie ich gestehen muss, einen Wirklichkeitsbezug. Allerdings weiß dieser Bezug nichts von seinem Glück. Also könnte ich tatsächlich die Geste streichen.
Vielleicht liegt das Problem aber auch ganz woanders. Milan Kundera hat ja in irgendeinem Buch erklärt, es gäbe nur eine beschränkte Anzahl von Gesten, die sich auf unendlich viele Menschen verteilen...

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.03.2006, 20:11

Ja, Kundera hat wohl recht. Ich muss auch zugeben, dass ich die Szene, die du beschreibst, von sich aus wohl als reizend, als schön empfinde. Nur ihr Gebrauch (wie Mirobettwäsche) zerstört ihren Anmut. Es ist wie mit Delfinen. Das sind wunderbare Tiere, aber diese Glitzerposter in Wohnungen mit schwarzer Schrankwand zerstören eine gewisse Natürlichkeit...

Jetzt weiß ich allerdings nicht, ob man sich über diese Verletzung nicht lieber hinwegsetzen sollte :-$ .

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 21.03.2006, 22:31

Lisa hat geschrieben:Es ist wie mit Delfinen. Das sind wunderbare Tiere, aber diese Glitzerposter in Wohnungen mit schwarzer Schrankwand zerstören eine gewisse Natürlichkeit...


Ja, wie mit Delphinen, deren Wunderbarkeit beim Lesen delfiniert wird... :mrgreen:

Aber jetzt zum Gedicht:

Mir gefällt es, wie es ist, sogar mit dem Ausruf "ach", obwohl mich dertiges sonst häufig abschreckt.
Zu dem Bild mit der Strähne fällt mir auf, daß hier gar nicht die ausgenudelte Metapher "Strähne aus dem Gesicht streichen" benutzt wird. Im Gedicht steht: mit den Fingern deiner Hand dir eine Strähne greifst - das ist ja doch noch etwas anderes/eigenes.
Da ist aber auch mein Kritikpunkt - ein detail: "deiner Hand" ist überflüssig, "den Fingern" oder evtl. "deinen Fingern" reicht völlig aus.
Oder aber in Bezug zur linken Hand in der nächsten Strophe könntest du "mit den Fingern deiner rechten Hand" schreiben...

Gruß
Frank


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