Kleines Lächeln

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 21.03.2006, 19:59

Das kleine Lächeln,
Das dir neulich
Um die Lippen spielte,
Als du mich angesehen,
Ich hab' es
Nicht vergessen.

Doch glaubte ich,
Dieses Lächeln, welches
Dir wohl unbewusst
Ins Antlitz spielte,
Hätte mir gegolten,
Das wär' vermessen.

Trotzdem denk' ich mir,
Wenn müde ich im
Bette liege,
Eine Geschichte aus,
In der ich eben dieses
Märchen mir erzähle.
Zuletzt geändert von Paul Ost am 23.03.2006, 17:05, insgesamt 1-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 21.03.2006, 20:36

Hallo Paul,

habe dein Gedicht gelesen und fand es anrührend! Märchen können ebenso tröstlich wie frustierend sein ...
Eine einzige Stelle nur stört mich:

"Als du mich angesehen
Hast, ich hab' es"


Der Zeilensprung bzw. die zweimalige Form von "haben" in einem Vers finde ich störend. Ginge nicht

"Als du mich angesehen,
Ich hab' es
Nicht vergessen" ............ oder

"Als du mich ansahst
Ich hab es
Nicht vergessen"

auch?

LG Herby

moana

Beitragvon moana » 22.03.2006, 10:20

Hi!

Ja, das Gedicht ist wirklich bittersweet! Gut gelungen, schön fließend lesbar mit einem Rhythmus, der wirklich wiedergibt, was der Inhalt rüberbringen will. Nur die Stelle, die auch Herby bemängelt hat, fand ich ein wenig schwierig. Aber ich finde seine Vorschläge nicht schlecht, vielleicht kannst du noch mal schauen?

grüßerl von moana

Louisa

Beitragvon Louisa » 22.03.2006, 16:04

Hallo Paul,
Also ich finde das sehr schön. Obwohl das Wort "Antlitz" vielleicht ein bisschen mittelalterlich anklingt, aber insgesamt liest es sich sehr zärtlich und verspielt.

Fein, fein- und: Es gibt bestimmt auch wahre Märchen.

LG, Louisa

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 23.03.2006, 17:10

Hallo Herby und Louisa,

vielen Dank für die Verbesserungsvorschläge. Ich habe sie teilweise übernommen.

Auf das Wort Antlitz kann ich aber leider nicht verzichten. Ich habe die Befürchtung, dass wir einen Großteil unserer schönsten Wörter bald vergessen werden, wenn wir sie nicht gelegentlich benutzen.

Grüße

Paul Ost

Herby

Beitragvon Herby » 23.03.2006, 19:50

Hallo Paul,

du schreibst:

"Ich habe die Befürchtung, dass wir einen Großteil unserer schönsten Wörter bald vergessen werden, wenn wir sie nicht gelegentlich benutzen."

Da sprichst du mir aus dem Herzen!! Die deutsche Sprache hat so viele lexikalische Schätze, die auf dem Weg in die Vergessenheit oder schon vergessen sind, dass es Zeit wird, sie wenigstens hin und wieder ans Tageslicht zu holen. Wichtig ist nur, dass sie dann in den poetischen Kontext des Gedichtes passen, was mir aber in deinem Text mit dem Wort "Antlitz" gelungen erscheint!

LG Herby

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.03.2006, 20:01

Hallo Paul,

auch mir gefällt auch dieses Gedicht von dir, ebenso wie das Wort Antlitz darin.

Mir kam nur eine Idee:

Wüde das Gedicht beim Lesen in diesem Fall nicht besser wirken, wenn nicht alle Anfangszeilen groß beginnen?

Gast

Beitragvon Gast » 23.03.2006, 20:02

Hallo Paul, hallo Herby,
da kann ich nur zustimmen. :smile:
Antlitz klingt zudem nicht verbraucht, es gibt eben auch "altmodische" Worte, die unersetzlich sind und in einem "modernen" Text passend und belebend erscheinen...
Genau wie das Wort "Kopf" niemals "Haupt" ersetzen kann, so ist "Gesicht" und "Antlitz" nicht dasselbe.
Alle, die wir Lyrik schreiben wollen, sollten uns auf die Suche begeben... genau sein und den Reichtum der Sprache, in der wir schreiben ausschöpfen.
einen schönen Abend...
Gr. Gerda

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 23.03.2006, 23:27

Ich kann Paul, Gerda und den anderen, die als Dichter - wo nötig - nach dem rechten Wort suchen und sich nicht mit Halbheiten zufrieden geben (auch wenns manchmal verdrießlich und oft mühselig ist), nur recht geben, und zwar uneingeschränkt.

Gruß
Frank


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