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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.02.2007, 09:17

beherrscht herrsche ich
über mich
doch ich fraue auch
zu meinem Kummer
der Herr in mir versteht es nicht
manchmal braucht Frau andres Licht

Max

Beitragvon Max » 16.02.2007, 18:11

Liebe Smile, liebe Gerda

schade, dass dir "frauen" nicht gefällt. (Vielleicht "dame" ich auch manchmal, aber nicht in diesem Gedicht)
Aber warum muss es das Gegenteil sein? Ist ein Mann wirklich das Gegenteil einer Frau?


Smile, das sind ja zwei Fragen. Es muss natürlich nicht das Gegenteil sein, aber es wäre halt mir einer gewissen Symmetrie schöner. Die zweite Frage ist so natürlich nicht zu beantworten, wenn ich aber an Entsprechungen denke, so ist die Entsprechung zu Herr zumindest nicht Frau, es sei denn in der Anrede (was eigentlich eine Frechheit ist).

Liebe Gerda,

das mit frauen und trauen war mir schon aufgegangen (wenn auch erst bei zweitem Lesen), aber es wäre halt schöner, wenn es glatt aufginge, oder?

Liebe Grüße
max

aram
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Beitragvon aram » 16.02.2007, 20:46

Max hat geschrieben:wenn ich aber an Entsprechungen denke, so ist die Entsprechung zu Herr zumindest nicht Frau, es sei denn in der Anrede (was eigentlich eine Frechheit ist).


lieber max, lässt du mit dieser ansicht nicht die entwicklungslinien des sprachgebrauchs außer acht? vor nicht all zu langer zeit sagte man noch "weib", wenn man bezeichnen wollte, was du heute -scheinbar ausschließlich- unter "frau" verstehst. für mich klingt bei "frau" auch die bedeutung "herrin" (frouwe) durch. ich finde, in unsere zeit wirkt diese ursprüngliche bedeutung über die (von dir deshalb kritisierten) anredeformen noch hinein.

liebe smile,
diesen text finde ich spannend. zunächst eine frage - du schreibst "zu meinem kummer" - woran denkst du, wenn du diese präposition wählst? die frage stellt sich mir, weil die direkte transitive form "doch ich fraue auch / meinen kummer" ebenso vorstellbar ist.

liebe grüße,
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.02.2007, 12:36

Hallo Aram,
ich habe erst nachdenken müssen.

es würde die Bedeutung verändern das zu wegzulassen.

das lyrich erkennt, dass das frauen (bedeutet wohl für jeden etwas anderes) das Leben verkompliziert und es schwierig macht die Kontrolle (sowohl im Inneren als auch in der Aussenwirkung) zu behalten. Deshalb bereitet es ihm Kummer, Sorge.
(Für Gerda:
Deshalb brauche ich auch die letzten zwei Zeilen, da sie die obige Tatsache erkennen, aber zugleich aussagen, dass es trotzdem wichtig für das lyrich ist, diesen Teil zu leben oder zumindest zu denken und die Welt auch in einem anderen Licht bzw. aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.)

würde ich das zu weglassen, hieße es für mich:
das lyrich geht wie eine Frau mit ihrem Kummer um
ich fraue meinen Kummer hört sich bei mir jedoch an, wie
ich brauche meinen Kummer, ich kümmer mich um meinen Kummer, ich ahle mich in meinem Kummer...

Verständlich? :16:

Liebe Grüße und danke für die Anregung
smile

Max

Beitragvon Max » 17.02.2007, 17:51

Lieber Aram,

Lieber max, lässt du mit dieser ansicht nicht die entwicklungslinien des sprachgebrauchs außer acht? vor nicht all zu langer zeit sagte man noch "weib", wenn man bezeichnen wollte, was du heute -scheinbar ausschließlich- unter "frau" verstehst. für mich klingt bei "frau" auch die bedeutung "herrin" (frouwe) durch.


Du hast natürlich mit sprachhistorisch recht, nur hilft mir das in dem Gedicht nicht weiter. Ich bin zwar mit einem hohen Alter gesegnet, aber leider auch mit einem schlechten Gedächtnis, so dass mich "Frau" tatsächlich in erster Linie an "Frau" erinnnert, weniger an Herrin. Es stiommt aber, dass das Gedicht vor diesem Hintergrund einen anderen Sinn bekommt.

Liebe Grüße
max


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