viel_leicht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 20.02.2007, 09:46

2. Fassung

in der antwortlosen Schwebe
tanze ich blautrunken
auf den Viel_leichtwolken
meiner Himmel

du kommst und bringst die Nacht

Ahnungsnebel
legen sich ins Haar
suchend wandere ich
durch meine Ratlosmoore

du gehst und vergisst die Hoffnung

ich nehm sie an die Hand

wir tanzen



1. Fassung

in der antwortlosen Schwebe
tanze ich blautrunken
auf den Viel_leichtwolken
meiner Himmel

du kommst und bringst die Nacht

graue Ahnungsnebel
legen sich in meine Haare
suchend wandere ich
durch meine Ratlosmoore

du gehst und vergisst die Hoffnung

ich nehm sie an die Hand

wir tanzen


3. Fassung:

in der antwortlosen Schwebe
bette ich mich blautrunken
in die weichen Vielleichtwolken
und singe beherzt zweistimmige Harmonien

du kommst und bringst die Nacht

graue Ahnungsnebel umgeben mich
und kühlen mir die Stirn mit ihren klaren Tropfen
in die Ratlosmoore hast du mich geführt
langsam versinke ich im Morast deiner Tage

du gehst und vergisst die Hoffnung

ich nehm sie an die Hand
wir tanzen

Es bleibt bei Fassung 2 (danke Gerda)!
Zuletzt geändert von Ylvi am 11.05.2007, 07:35, insgesamt 4-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.02.2007, 13:10

hallo smile,

dieses gedicht finde ich gelungen! vor allem gefallen mir die letzten drei sätze.

du hast zwei Mal "tanze" drin, vielleicht kannst du eines davon ersetzen. "meiner Himmel" könnte im ersten vers entfallen m.E., die "Viel_leichtwolken sprechen schon vom Himmel.
saludos
magic

Gast

Beitragvon Gast » 20.02.2007, 14:06

Liebe smile,

mir gefällt dein Gedicht gut, die hier gebrauchten ungewöhnlichen Zusammensetzungen, wie Ahnungsnebel und Ratlosmoore, finde ich sehr schön und passend.
Ich habe ein wenig gestrichen, natürlich alles nur Vorschläge, die ich begründet habe.
In "Schwebe" als Zustand ist die fehlende Antwort enthalten.

"meiner Himmel" würde ich zwar nicht deshalb streichen, weil sich Wolken (Viel_leichtwolken) immer auf Himmel beziehen, aber für mich passt dieses fast pathetische nicht zum ansonsten leichten, flüssigen Sprachklang, auch klingt es altmodisch für meine Ohren in einem modernen Text.
Den letzten Satz halte ich nicht nur für entbehrlich, (dann hast du auch keine Wederholung des Worts "tanzen") sondern für überflüssig... ich finde es reizvoll, offen, dem Leser die Gedanken zu (über) lassen, was das Lyrich mit der Hoffnung an der Hand macht...

Vers 3 würde ich vielleicht verdichten, suche und wandern zusammenziehen, z. B.: ... suche in Rastlosmooren...
wandern streichen, auch das Partizip vermeiden, aber da dieser Absatz dann völlig umgestaltet werden müsste, habe ich im Zitat nicht eingegriffen.

smile hat geschrieben:in der antwortlosen Schwebe
tanze ich blautrunken
auf den Viel_leichtwolken
meiner Himmel

du kommst und bringst die Nacht

graue Ahnungsnebel
legen sich in meine Haare
suchend wandere ich
durch meine Ratlosmoore

du gehst und vergisst die Hoffnung

ich nehm sie an die Hand

wir tanzen


Liebe Grüße
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 21.02.2007, 09:11

Hallo Magic und Gerda,
danke für eure Kommentare, freut mich.

In "Schwebe" als Zustand ist die fehlende Antwort enthalten

Es ist mir aber wichtig, dass das lyrich auf Antwort wartet. Man kann auch "in Schwebe" sein, wenn man sich selbst über etwas nicht im klaren ist.

graue Ahnungsnebel
legen sich in meine Haare
suchend wandere ich
durch meine Ratlosmoore


Möchte ich nicht verdichten, weil es für mich ein ruhiges Bild zeichnet, das jede weiche Silbe braucht.

Den letzten Satz halte ich nicht nur für entbehrlich, (dann hast du auch keine Wederholung des Worts "tanzen") sondern für überflüssig...


für mich ist er wichtig, aber das ist wohl Geschmackssache.

über das erste "tanzen" habe ich schon nachgedacht, es war mal:

antwortlos
schwebe ich
blautrunken auf meinen
Viel_leichtwolken

war und bin mir aber nicht schlüssig.
Das doppelte tanzen sollte den Kreislauf aufzeigen, denn am Ende ist das lyrich wieder am Anfang.

liebe Grüße smile

Gast

Beitragvon Gast » 21.02.2007, 12:20

Liebe smile,

zu "meiner Himmel" hast du noch nichts gesagt.
Klar, wenn das Gedicht so wie es oben steht für dich genau richtig ist, ist das in Ordnung.
Mir fällt nur auf, dass ich des Öfteren lese, wenn du die Ablehnung einer Änderung begründest, das sei "wohl Geschmackssache", auch hier.
Wenn ich begründe, warum ich einen Änderungsvorschlag mache, kannst du davon ausgehen, dass es i nicht (meine) Geschmackssache ist, sondern dass ich mir Gedanken gemacht habe. Wenn mein Geschmack beim Kommentieren eine Rolle spielt, erwähne ich das.

Wenn du jetzt begründest, warum du "tanzen" dennoch in deinem Text ein zweites Mal verwendest, so kann ich deinen Gedanken nachvollziehen. Dennoch bleibt für mich der letzte Satz obsolet, weil ich das Gedicht, so scheint mir, anderes lese.
Du beschreibst doch, dass etwas verloren geht in Teil eins, (Du kommst und bringst die Nacht). Ein lyr. Du, das die Nacht bringt, also eigentlich etwas vom Lyrich nimmt.
Das Lyrich behält die Hoffnung für sich, die aber das lyr. Du eigentlich nicht gebracht hat, sondern mit seiner Handlung diese eher zerstören könnte. Gerade aber das: „Du gehst und vergisst die Hoffnung“, (ich finde es schön hintersinnig formuliert) kann die Situation nicht abrunden. Willst du dann auf der leichten Ebene des Tanzens bleiben? Macht sich das Lyrich weiter das leben mit Tanzen rund, ist nicht traurig?
Lässt du den letzten Satz weg, dann wäre "ich nehme sie an die Hand" für meine Überlegungen, die viel stärkere Aussage, als das "leichte" Tanzen.
M. M. nimmt dieses "Tanzen" am Ende deinem Text etwas, aber, es ist dein Gedicht. Vielleicht ist meine Vorstellung auch das Gegenteil von dem was du intendierst.
Ich fände es schön, wenn du meinen Gedanken hierzu folgtest und nicht nur denkst: "Geschmackssache". Ich versuche deinen Intentionen auch zu folgen.
Möglich, dass ich meine Sicht jetzt erst ausreichend und verständlich begründet habe.

Liebe Grüße
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 21.02.2007, 13:35

Hallo Gerda,

danke für deinen ausführlichen Kommentar, jetzt verstehe ich auch, weshalb du die letzte Zeile weglassen willst.
Es ist interessant, dass du tatsächlich etwas anderes liest.

der Himmel
steht für mich in diesem Gedicht für die Phantasie, die Träume, die Realitätsverleugnung (eben nicht auf dem Boden der Tatsachen)

die Nacht
nimmt dem lyrich nicht etwas weg, sondern bringt ihm etwas (Dunkel, Ahnung, Ratlosigkeit, Realität, Distanz, Gleichgültigkeit....)

und der letzte Satz:
war genau der springende Punkt,
das lyrich ist traurig, solange das lyrdu anwesend ist, weil es die Ablehnung/ Gleichgültigkeit solange nicht ignorieren kann
wenn das lyrdu gegangen ist, ist ihm wieder leicht und es tanzt mit der Hoffnung (Interpretiert sich die Welt schön)

Ich fühl mich nun auch schon wie ein Erklärbär, und weiß nicht wirklich, ob du mich jetzt besser verstehst.

Ich empfinde Geschmack auch nicht als negativ, sondern als wichtigen Teil der Interpretation, es ist also nicht abwertend von mir gemeint, wenn ich es schreibe. Für dich ist das Wort Himmel altmodisch und pathetisch, für mich nicht, das ist doch eine Geschmackssache oder nicht? Es ist für mich auch Geschmackssache, ob man das Ende dem Leser offen lässt oder nicht.


liebe Grüße
smile

Gast

Beitragvon Gast » 21.02.2007, 14:12

Liebe smile,

nein eben nicht Geschmackssache sondern, genau das was du oben geschrieben hast, der Text trägt deine Intention, die ich jetzt auch verstehe.
Danke, deine Erklärungen waren für mich z. B. nötig um deinen Gedanken folgen zu können, sonst hätte ich in 10 Jahren ;-) noch darauf herumgepocht, dass der letzte Satz überflüssig ist.
Du siehst jetzt aber auch, dass man anders lesen kann.
Verschiedene Leser lesen einen Text auf Grund ihrer Erfahrungend und Kenntnisse unterschiedlich, das ist vielleicht das, wovon du meinst, es habe mit Geschmack zu tun.
Für Kritik - ich meine ernsthafte - sollte man den persönlichen Geschmack, wenn es irgende geht ausklammern, dennoch bleibt Kriitk natürlich subjektiv.

Liebe Grüße
Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.02.2007, 14:37

Liebe smile,
der Text überrascht mich nochmal (nach der traumwolle des schafs), ich finde ihn gelungen originell!

Mir gefallen die Viel-leichtwolken am besten.

Weißt du, was der Text für mich ist?

Die Erzählung von Peer Gynt in Kurzform! (Bitte keine Nachfragen dazu ;-)).

Sprachlich habe ich nur eine Anmerkung. Wenn Texte mit Wortzusammensetzungen arbeiten liegt meiner Meinung nach das Gelingen des Zaubers daran, dass man weder zuviele noch zu wenige eben dieser einsetzt, denn sowohl wenn man zu wenig als wenn man zu viele einsetzt, wirken sie zu gewollt! Bei deinem Text finde ich für meinen Geschmack eine kleine (klitzekleine) Schippe zuviel an Wortzusammensetzung, ich würde mir überlegen 2, zumindest eine weniger zu verwenden.


Zur Verdeutlichung mal fett:

in der antwortlosen Schwebe
tanze ich blautrunken
auf den Viel_leichtwolken
meiner Himmel

du kommst und bringst die Nacht

graue Ahnungsnebel
legen sich in meine Haare
suchend wandere ich
durch meine Ratlosmoore


Wichtig wohl auch sie bei großer Zahl gut in den Zeilen (Anfang/Mitte/Ende) zu verteilen...

du gehst und vergisst die Hoffnung

ich nehm sie an die Hand

wir tanzen

Ich würde vielleicht rastlos am ehesten streichen, zumindest ansonsten graue vor Ahnungsnebel, weil da sja noch mal gedoppelt bestimmt ist durch das Adjektiv...zuviele Wortkombinationen machen diesen nach Freiheit durstenden Text für mich zu "klumpig"!

Der Schluss ist dann etwas schwächer für mich:

du gehst und vergisst die Hoffnung

ich nehm sie an die Hand

wir tanzen


Dass das aufmich so wirkt, mache ich zum Beispiel daran fest, dass du in dem analogen Vers zu "du gehst und vergisst die Hoffnung", nämlich:

du kommst und bringst die Nacht


NICHT so etwas konkretes wie Hoffnung genannt wird, das empfinde ich als stärker. ich fände es schön, wenn Hoffnung da nicht so konkret stünde.

Die letzten beiden Verse wirken auf mich dann - gerade in Bezug auf die starken Passagen vorher, etwas profan.

Trotzdem, die erste Strophe ist für mich schon Grund genug, diesen Text zu mögen.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 21.02.2007, 19:48

Hallo Lisa,
das freut mich aber :spin2:

Mit den Wortzusammensetzungen ist das so eine Sache, sie scheinen einem irgendwann so vertraut, dass man sie selbst gar nicht mehr als solche empfindet.

Ich würde vielleicht rastlos am ehesten streichen, zumindest ansonsten graue vor Ahnungsnebel


meintest du die Ratlosmoore?

wie wäre:

Ahnungsnebel
legen sich ins Haar
suchend wandere ich
durch meine Ratlosmoore

ja, die letzten drei Zeilen... ich mag sie, so wie sie sind, aber ich kann deine Einwände gut verstehen.

liebe Grüße
smile

scarlett

Beitragvon scarlett » 21.02.2007, 20:02

Hallo smile,

ja, so wie du die letzte S jetzt gestaltet hast, gefällt sie mir auch viel besser - d h ohne das "grau" vor den Nebeln.

Das doppelte "tanzen" hat mich wiederum überhaupt nicht gestört, finde ich doch, daß es ja nicht eine simple Wiederholung ist, sondern sinntragend bzw. -ändernd, variiert wird.

Das habe ich sehr gerne gelesen!

Grüße,

scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 21.02.2007, 20:51

Welche Zeile ist denn jetzt anders als vorher, irgendwas verstehe ich nicht in deinem Posting, liebe scarlett. :confused:

So wie ich das sehe ist nichts geändert.
oder? liebe smile?

LGG

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 21.02.2007, 21:02

Hallo Gerda,

Lies doch mal ein Stückchen weiter oben.

Ahnungsnebel
legen sich ins Haar
suchend wandere ich
durch meine Ratlosmoore

ich habe es nur noch nicht in der Erstfassung geändert, muss mich erst noch entscheiden.

liebe Grüße smile

Gast

Beitragvon Gast » 21.02.2007, 21:07

Danke, smile, eben, eben, die Entscheidung steht noch aus, meinte ich doch so gelesen zu haben.
LGG

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.02.2007, 09:07

Liebe Gerda,

vielleicht solltest du mir zugestehen, dass ich erst nachdenke, bevor ich meine Gedichte ändere? :nicken:

Und auch wenn ich mich entschließe nichts zu verändern, sind Kommentare trotzdem wertvoll für mich, da sie einem bisweilen auch deutlich machen warum man es genau so und nicht anders formuliert hat.

liebe Grüße
smile


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