Als...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 29.03.2006, 19:48

Als wir beieinander standen
schwebten Federworte still
im Wirbel der Gedanken...

Unser Atmen trug sie hoch
ließ sie seidig fliegen
sodass sie nirgends Landung fanden.

Meine Stimme lag auf Deiner
meine Blicke küssten Deine
Meine Zeit umschlang nur Deinen Raum

Im Kreisel der Gedanken...

Und die Federn tanzten noch:
Bis rgendwann.

Wie Wolken kommen sie
nach langer Reise bei Dir an

um zu flüstern:

Weißt Du noch,
als wir beieinander standen...
Zuletzt geändert von Louisa am 06.03.2009, 17:34, insgesamt 3-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 29.03.2006, 21:47

Liebe Louisa,

finde deinen Text wunderschön poetisch. An einer einzigen Stelle hänge ich fest:

"schwebten Federworte still
im Wirbel der Gedanken..."

In meiner Vorstellung schließen sich "schweben" und "Wirbel" aus, zumal es auch noch "Federworte" sind, was eine zusätzliche Leichtigkeit impliziert. Oder hab ich da in deinem Text etwas falsch verstanden?

Aber sehr gerne gelesen! O:)

Liebe Grüße in den Abend!
Herby

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.03.2006, 23:24

... wunderschöne Worte gibtst du uns mal wieder mit in die Nacht...
Federleicht, innig...

Zwei klitzekleine Anmerkungen:
Bei "und die Federn wehten noch/auf bald, auf irgendwann" stell ich mir vor, daß die Federn das im Fliegen Zurufen, Flüstern...da würde ich ein anderes Wort für "wehten" vermuten/erwarten... Vielleicht interpretiere ich da zu viel, vielleicht hab ich ein falsches Bild vor Augen, aber "wehen" gefällt mir hier nicht so recht.
Außerdem Federn fliegen, sie wehen nicht... :smile:

Das zweite sind die "himmelfernen Wolken" - wie können die beim Gegenüber ankommen, wenn sie selbst himmelfern, also unendlich weit sind und mit ihnen (da gleich, im Sinne von vergleichbar) die Federn ??? Da haken sich meine Gedanken irgendwie fest... :???:

Federleichte und beschwingte Abendgrüße
scarlett

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 30.03.2006, 19:35

Hallo Louisa,

ein sehr schönes Gedicht. Nur die Stelle, die schon Herby angesprochen hat, würde ich ändern. Vielleicht schwebten die Federworte ja im "Aufwind der Gedanken"?

Grüße

Paul

moana

Beitragvon moana » 30.03.2006, 21:21

Liebe Louisa!

Wieder so ein Gedicht, bei dem ich dieses ganz bestimmte Kribbeln im Bauch kriege. Dieses Lächeln um die Augen und diesen Seufzer stumm ausstöße, wäre ich nicht sprachlos über ein solch anrührendes Gedicht. Für mich passt der Wirbel im Übrigen. Kann mir das ganz genau vorstellen. Wobei auch Aufwind passen würde. Jedenfalls wunderschön. Danke. Solche Gedichte kann eine Träumerin wie ich 100fach lesen, ohne ihrer müde zu werden.

Wannendicht

Beitragvon Wannendicht » 30.03.2006, 21:31

Der Wind weht Wortfederwölkchen in den Gedankenwirbel?
Ich finde es besser wenn er sie hinfortträgt vom Gedanken wärend einer wirbelstillen pause...

:-$

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 30.03.2006, 22:06

Ein wunderschönes Gedicht.

Nicht nur für Verliebte, sondern auch zum sich verlieben. :)

Louisa

Beitragvon Louisa » 31.03.2006, 19:11

Vielen Dank.

Das mit den "wehenden Federn" hat mich auch etwas gestört, jetzt legen sie die Worte.

Im Übrigen: Es handelt vom Schweigen. In der unüberbrückbaren Stille ist es, als ob die Worte nur so um einen fliegen würden, als ob die Gedanken tausend Worte aufwirbeln, die aber doch nie ausgesprochen werden, also niemals "gelandet" sind.

-Deshalb der Wirbel, der worttragenden Gedanken-

Soll ich es jetzt dabei belassen? Ich bin für alle Vorschläge offen.

Liebe Grüße, Louisa

scarlett

Beitragvon scarlett » 31.03.2006, 21:17

.. also mit dem "legten" kann ich jetzt leider überhaupt nix anfangen! Es paßt meiner Meinung nach überhaupt nicht in den Ablauf, es fügt sich nicht ein- weder inhaltlich, noch grammatikalisch, noch rhythmisch....

Sorry, es muß was anders her, denk ich -

Liebe grüße,

scarlett

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.04.2006, 16:01

Gut.

Wie ist es mit "tanzten" ?

Ich habe noch anzubieten: hauchten, (doch wehten?), fielen (Worte fallen ja auch...), wiegten, träumten, sandten...

Ach, tanzen ist glaub ich ganz gut...

Zur Wolkenmetapher: Obwohl die Wolken himmelfern sind, kommen sie doch an uns vorbei gezogen und sind unseren Augen ganz nah, gleich Worten die in der Luft schweben und an unser Ohr fliegen...

Nicht?

Danke und liebe Grüße, Louisa

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Beitragvon Lisa » 03.04.2006, 11:23

Liebe Louisa,

die Liebe als Flug von Federn zu beschreiben finde ich einmal mehr eine wunderbare Idee! Wunderschön...

Ein paar Anmerkungen:

Als wir beieinander standen
schwebten Federworte still
im Wirbel der Gedanken...


Mich hat das Feder in Federworte sogleich an die Feder zum Schreiben denken lassen (wegen Worte). Dadurch bekam der fließende Leseklang bei mir einen Bruch. Wie wäre es daher mit Daunenworten? Dauen fliegen auf die Art wie du es beschreibst auch am stärksten...tanzten finde ich übrigens gut...glitten?

In dieser Zeile:

sodass sie nirgends Landung fanden.
gefällt mir das Wort Landung gar nicht (entschuldige). Der Sinn schon, aber nicht der Ausdruck. Kann man Landung "finden"? Ich habe allerdings noch keinen Vorschlag...

Sodass darf man übrigens auch nach neuer deutscher Rechtschreibung auseinander schreiben...die meisten, die ich kenne, empfinden das als die ästhetischere Form. Ich habe mich ihnen angeschlossen :cool:


Und das:

Meine Stimme lag auf Deiner


ist wunderschön!


Die Schlusswendung des Gedichts hat mich an ein Gedicht erinnert, das ich nicht mehr finde...ich dachte, es sei von Benn...dort wird die Liebe in Form eines Segelflugs beschrieben..oder eines Flugs...im höchsten Punkt, der schon den Sturz andeutet, in dem alles still ist (weil der Motor aussetzt?) wird das Sterben der Liebe noch nicht bemerkt....es scheint noch alles vollkommen...hm, ich find es wirklich nicht. Schade. Wenn es jemand kennt, bitte melden :grin:

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.04.2006, 15:19

Liebe Louisa,
wäre übrigens gespannt auf Neuigkeiten zu diesem Gedicht :-$

Louisa

Beitragvon Louisa » 09.04.2006, 13:43

Hallo Lisa.

Vielen Dank. Jetzt geht es wieder los mit der Wortsetzerei...aber das ist ja ein lustiges Spielchen.

Also: Daunen...mm. Ich denke da an meine Matratze und löchrige Kissen...sehe schon die Plakate in Einkaufslagern:

"ECHTE DAUNENBETTWÄSCHE! NUR 12, 99!"

Aber ich kann es auch ändern...es soll eine demokratische Abstimmung erfolgen, meine ich.

Und "glitten"...(räusper, räusper...) also...da ist mir tanzen doch etwas lieber :wub: .

Aber es stört mich auch noch ein wenig...was sollen sie tun? Die Federn?

Bin gespannt auf weitere Vorschläge.

LG, Louisa

PS: Das mit der Landung: (kam schon einmal im "weißen Morgen" vor und ich mag es sehr gern. Glaube auch fest dran, dass Worte Landung finden können, sie müssen nur richtig gewählt, richtig geflogen sein.

Man kann auch keine Landung finden, wenn man nur in Träumen verharrt, fern vom Boden der Tatsachen. Aber noch suchen sie ihre Landung...

scarlett

Beitragvon scarlett » 09.04.2006, 14:29

... ich muß dir recht geben- Daunen? bitte nicht!
Ich habe dein Gedicht jetzt nach längerer Zeit wieder gelesen- ich finde es eigentlich so, wie es jetzt dasteht, gut. Ich würde nichts mehr dran ändern....

sonntägliche Grüße,
scarlett

P.S. Lisa,
meinst du etwa das Brecht Gedicht, Die Liebenden?
"Sieh jene Kraniche im großen Bogen.....(...)
Fliegen sie hin, einander ganz verfallen.
Wohin, ihr? - Nirgend hin. - Von wem davon? - Von allen.(...)


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