Haiku alt und neu

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Trixie

Beitragvon Trixie » 12.04.2006, 12:45

Servus! Auf Lisas Idee hin, eine Art Vergleichs-Haiku zu schaffen, habe ich mich mal daran probiert. Es ist zwar schwierig, aber es macht Spaß:

Rauschende Bäume
Mondschein auf der Lichtung
Ein Käuzchen schreit


Rasende Autos
Die Ampel schaltet auf gelb
Eine Hupe dröhnt
Zuletzt geändert von Trixie am 12.04.2006, 13:27, insgesamt 1-mal geändert.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 12.04.2006, 13:18

Hallo Trixie

Der alte Haiku gefällt mir sehr und weckt Assoziationen an eine Nacht im Walde.

Beim neuen Haiku möchte ich irgendwie Autos vor einer roten Ampel assoziieren. Die Ampel schaltet um und ein Verkehrsteilnehmer reagiert nicht schnell genug und fängt sich das Tröten eines Anderen ein. Leider funktioniert die Assoziation nicht, denn Du hast ein anderes Haiku geschrieben. So steht mir die Hupe etwas zu grundlos im Raum. Daher ein Vorschlag; wie wäre es aus "rasend" "wartend" zu machen und das "hin und her" im zweiten Vers "auf grün" zu ändern. Nur eine Anregung, es ist schließlich Dein Text.

Der Gegensatz Natur/Kultur, in deiner Analyse Ruhe/Hektik kommt in der Gegenüberstellung gut zum Ausdruck :razz:

Bis dann

Jürgen

Trixie

Beitragvon Trixie » 12.04.2006, 13:26

Servus JÜrgen!

Ja, stimmt, dass die Ampeln auf grün schalten ist wahrscheinlich besser, aber ich wollte das so im direkten Vergleich machen. Das Rascheln und Rauschen der Bäume mit dem Geräusch rasender Autos vergleichen und die Hupe mit dem Vergleich des Käuzchenschreis. Sozusagen: Der moderne Wald von heute :mrgreen:. Und das Mondlicht glitt bei mir im Kopf auch immer so schattenweise hin und her, aber eigentlich hast du recht: Machen wir auf grün geschaltene Ampeln daraus. Oder auf rot? Nein, ich glaube ich nehme gelb. Das ist dann eher mit dem MOndlicht zu vergleichen O:) ! Danke für die Aufmerksamkeit!

lg Trixie

Gast

Beitragvon Gast » 12.04.2006, 16:30

Hallo Trixie,
ich glaube, so könnte "Haikuschreiben-Lernen" aussehen ;-)
Wirklich lernen kann man es ja nicht, denn dann bleibt es ein Konstrukt, aber durch Schreiben üben und Erfahrung sammeln, und dafür finde ich die Idee "alt" und "neu" gegeüber zu stellen sehr gut.
Außerdem gefällt mir deine ausgwählte Thematik und auch die Umsetzung, abgesehen, davon dass ich so formulieren würde:

Rauschende Bäume
Mondschein auf der Lichtung
Ein Käuzchen schreit

Die Bäume rauschen.
Auf die Lichtung scheint der Mond.
Ein Käuzchen schreit.


Rasende Autos
Die Ampel schaltet auf gelb
Eine Hupe dröhnt

Die Autos rasen
Rot wird die Ampel
Bremsen quietschen


ich habe gerade bemerkt, das es viel schwieriger ist die moderne Variante stimmig hin zu bekommen...

Liebe Grüße
Gerda

Herby

Beitragvon Herby » 12.04.2006, 20:58

Hallo Trixie,

deine beiden Haiku finde ich ausgesprochen gelungen und faszinierend! Toll!! O:)

Frage an Gerda:

mich würde interessieren, warum du die beiden von Trixie verwendeten Partizipialkonstruktionen in deinem Vorschlag änderst. Aus dem Gefühl heraus? Oder gibt es einen sprachlich - formalen Grund? Ich finde nämlich, gerade in reduzierter und verdichteter Lyrik kann das Partizip Präsens sehr hilfreich sein, vor dem Auge des Lesers Bilder entstehen zu lassen.

LG Herby

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Beitragvon Lisa » 12.04.2006, 21:05

Hallo Trixi und Herby,

Trixi: toll...vielleicht sollte ich mich auch mal probieren, das hat was!! Wirklich gelungen!

Herby: Ich stimme dir zu, ich empfinde Trixis Versionen als sehr bildhaft!

Außerdem - das wären dann doch keine Haiku mehr,oder?

Gast

Beitragvon Gast » 12.04.2006, 21:23

Hallo Trixie, hallo Lisa, hallo Herby,

meinen Versuch die Partizpien zu umgehen betrachte ich selber im Nachhinein als gescheitert :-(
Es geschah gefühlsmäßig und ich hätte länger darüber grübeln sollen...
Tut mir leid...
vielleicht brauche ich mal ne Pause vom "Kritisieren" ;-)
Nehmt es mir nicht übel.
Allerdings hängt davon nicht ab ob es sich um ein Haiku handelt
oder nicht... denn beides ist Schilderung der Gegenwart.


Liebe Abendgrüße
Gerda

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.04.2006, 22:12

Hallo Trixie,

beide Versionen finde ich toll, sehr ansprechend, wobei - ehrlich gesagt - das "alte" mehr Saiten in mir zum Klingen bringt....
Hab auch was mit rauschenden Bäumen geschrieben... is aber kein Haiku, weil wieder zu viel Reflexion... vielleicht setz ich es trotzdem hier mal rein...

Rauschende Abendgrüße,

scarlett

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Beitragvon Lisa » 13.04.2006, 09:36

Liebe Gerda,
ich liebe doch deine Kritiken. Würde ich überall, wo sie zutreffen, schreiben wie sehr ich ihnen zustimme oder wie gut sie mir gefallen, kämst du dir verfolgt vor! :grin: . ES muss ja nicht immer gelingen, das wäre ja schlimm!
§blumen§

Trixie

Beitragvon Trixie » 13.04.2006, 11:37

Servus ihr alle!

Ich danke euch ganz herzlich für eure ... Positivität? :-s Gibt es ein Nomen zu positiv? Ja, für eure positiven Kommentare zu meinem Versuch. Ist gar nicht so einfach. Und liebe Gerda: Manchmal bist du vielleicht einfach zuuu eifrig und perfektionistisch;-)! Das ist nicht böse gemeint oder vorwurfsvoll, ich bewundere das an dir :razz: !!!

lg Trixie

Gast

Beitragvon Gast » 13.04.2006, 20:56

Hallo Trixie,

ich bin dir nicht böse.
Kann sein, dass ich damit manchmal gegen Windmühlen kämpfe, aber mir ist eben vieles, was anderen gut genug erscheint, eben noch nicht mal ausreichend.
Das sage ich nicht weil ich überheblich bin, sondern weil ich die Messlatte sehr hoch lege, auch für mich selbst.
Ich bin beseelt von dem Gedanken, dass es vieler Versuche , Unmögliches zu tun bedarf, um Fremdes, Neues, Ungewöhnliches, kurz gesagt: Kreatives zu erschaffen, davon lebt Dichtung und Wahrheit... oder lebt die Wahrheit von der Dichtung oder umgekehrt, hm :-s really :???: of my own words...

Cheers
Gerda ;-)


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