glücksstacheln

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Iris

Beitragvon Iris » 13.04.2006, 13:12

überarbeitet:

dort unterm rosenstrauch
liegt ein alter wunsch begraben
nach dem glück mit dir
er fand kein erfüllen -

dort am rosenstock berühren wir
mit fingerspitzen stacheln
werden der grenzen
zwischen wohl und weh gewahr

heilsames durchbluten tröstet,
weckt eingeschlafene hoffnungen
unsere hände streifen blätter, knospen, blüten
schneiden abgestorbene zweige

geben alle unverbrauchte liebe
den rosen



dort unterm rosenstrauch
liegt ein alter wunsch begraben
nach dem glück mit dir
er blieb ohne ein erfüllen -
dort am rosenstock berühren wir
mit fingerspitzen stacheln
werden der grenzen
zwischen wohl und weh gewahr
heilsames durchbluten tröstet,
weckt eingeschlafene hoffnungen
unsere hände streifen blätter,
knospen, blüten
geben alle unverbrauchte liebe
den rosen
Zuletzt geändert von Iris am 02.03.2007, 07:17, insgesamt 1-mal geändert.

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 14.04.2006, 00:09

Hi Iris,

deine Art, die Worte zu setzen und zu gebrauchen, gefällt mir bei diesem Gedicht (ich kann aber logisch nicht begründen, warum).
Es atmet eine gewisse Melancholie, aber auch Resignation, die "nur" durch die Übertragung auf die Rosen "ausgeglichen" wird. Schön finde ich, daß Wahrnehmung und Emotionalität/Empfindung trotz der Resignation nicht auf der Strecke geblieben sind (also keine Verhärtung).
Eine Verständnisfrage habe ich jedoch:

Iris hat geschrieben:dort unterm rosenstrauch
liegt ein alter wunsch begraben
nach dem glück mit dir
er blieb ohne ein erfüllen -
dort am rosenstock berühren wir


Wer ist "wir"? Du/dein LyrIch und der, mit dem das Glück ohne Erfüllung blieb? Oder ein anderer?
Und "ohne ein erfüllen" erscheint mir etwas zu gedrechselt im Vergleich zu den anderen Wortsetzungen.

Aber das sind Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck kaum schmälern.

Gruß
Frank

Iris

Beitragvon Iris » 14.04.2006, 11:00

Danke für Deinen Hinweis, ich werde mal überdenken oder mich besser gesagt einfühlen, welches Wort noch für "Erfüllen" stehen könnte ...

Mit wir könnte das lyrische Ich und derjenige gemeint sein, mit dem ein Wunsch nach dem Glück ohne Erfüllen blieb, weil es ja z.B. ein nicht realisierbarer Wunsch sein könnte generell oder zu einem bestimmten Zeitpunkt und neue umsetzbarere Wünsche entstehen könnten im gemeinsamen Ertasten der Rosen ...
oder es könnte z.B. ein/ eine "Leidensgenoss(in) sein, welche(r) es ähnlich geht ...
oder es könnte ein Kind sein, welches mit einem Elternteil blieb und Erfahrungen unter dem Schutz und der Führung des Erwachsenen erfährt , bei dem es weilt...

ich möchte es offen lassen ...

und folgendes ergänzen:

dort unterm rosenstrauch
liegt ein alter wunsch begraben
nach dem glück mit dir
er blieb ohne ein erfüllen -
dort am rosenstock berühren wir
mit fingerspitzen stacheln
werden der grenzen
zwischen wohl und weh gewahr
heilsames durchbluten tröstet,
weckt eingeschlafene hoffnungen
unsere hände streifen blätter,
knospen, blüten
schneiden abgestorbene zweige aus
kürzen seitentriebe
geben voll sorge

alle unverbrauchte liebe
den rosen


VG Iris

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 14.04.2006, 19:23

Hi Iris,

kein Problem, wenn du es offen lassen möchtest...

Die etwas längere Fassung gefällt mir sogar noch besser, bis auf das "voll Sorge" - irgendwie paßt es nicht (zumindest nicht an der Stelle).

Gruß
Frank

Iris

Beitragvon Iris » 15.04.2006, 11:27

hallo frank,

geben alle unverbrauchte liebe
den rosen

bleibt ohne das voll sorge, habe ich mir mittlerweile auch überlegt;
denn die handlungen beinhalten die sorge bereits ohne sie wörtlich nochmals aufführen zu müssen - bei mir selbst fällt mir genau das, was ich bei anderen des öfteren kritisiere immer schwer!

danke übrigens!

grüße iris

Louisa

Beitragvon Louisa » 15.04.2006, 15:06

Guten Frühlingstag Iris!

Die ersten Zeilen gefallen mir besonders. Ein alter Wunsch, der unterm Rosenstrauch begraben liegt...

-Wunderbar!

"er blieb ohne ein erfüllen" holpert für meinen Geschmack ein bissel...mm...vielleicht:

der sich nie erfüllen lies / der noch die Erfüllung sucht / der kein Erfüllen fand/ ...

-aber Du kannst es natürlich so lassen wie es Dir am Besten gefällt.

Eigentlich könnte man das auch ganz weglassen, da ein "begrabener Wunsch" schon die Aussage des "Nicht-Erfüllens" in sich trägt.

Oder?

Dennoch sehr, sehr schön, das Gedicht. Ich mag ja die Blumenworte O:) .

Liebe Grüße, Louisa

Iris

Beitragvon Iris » 15.04.2006, 18:08

Oh, danke, Dir auch Louisa!

der kein Erfüllen fand ist gut, manchmal komme ich auf die einfachsten Sachen nicht! Hab schon gegrübelt ...

Weglassen möchte ich es nicht, weil man ja auch einen Wunsch begraben könnte vorzeitig, weil man nicht mehr mag, daß er sich erfüllt, da plötzlich das Erkennen kommt, er ist töricht gewesen, würde kein wirkliches Glück bringen oder irgend so etwas und solch Wunsch meine ich nicht.
Meinte ich auch solch einen Wunsch, müßte ich es wahrscheinlich ganz anders formulieren.

Liebe Grüße Iris




§blumen§ Küssen soll Dich natürlich lieber Dein Freund oder Mann und :xmassmilie nicht erst zu Weihnachten

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.04.2006, 21:25

Hallo Iris,

das hat was :grin: (Um nicht noch einmal alles zu wiederholen, was die anderen schon schrieben :cool: ). Besonders die ersten Zeilen, wie Louisa schon schrieb.

Ich dächte, man könnte aber den Text noch gewinnen lassen, indem man ihn (mal wieder eine typische Anmerkung von mir) anders setzt...mit aufgreifenden Pausen dazwischen....

Iris

Beitragvon Iris » 16.04.2006, 16:07

das könnte irgendwann, wenn muse ist, im feinschliff passieren.

danke iris


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