Er und Sie

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Ulrich Dittmar

Beitragvon Ulrich Dittmar » 06.04.2006, 10:44

Er und Sie
Er hier – sie dort
dazwischen Rosenhecken
Rosen-Hecken, immerhin
verwehrten den Durchblick

Er wollte – Sie wollte
hinüberschauen
doch!
er hätte sich – sie hätte ihn
sie hätte sich – er hätte sie
bewegen müssen
So blieb das Drüben
eben reine Phantasie

Er hier – Sie dort
und hätten sie nichts!
nichts vom Andern gewusst
Sie - Er
Er - Sie
wäre für immer
- ohne diesen Traum -
alleine geblieben
Zuletzt geändert von Ulrich Dittmar am 18.04.2006, 12:11, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.04.2006, 14:29

Das gefällt mir sehr gut.

In der ersten Strophe fände ich "hindurch" etwas klangvoller.

Ansonsten: Am schönsten ist die Mauer aus Rosenhecken zwischen den beiden.

LG, Louisa

Gast

Beitragvon Gast » 06.04.2006, 14:57

Ja, willkommen Ulrich, ein schönes Stückchen lyrische Prosa hast du uns da gepostet.
Die Rosenhecke ist der poetische Teil, um den sich dann allerdings nicht mehr alles so recht lyrisch ranken will.
Du hast eínen Text geschrieben über eine Erfahrung, die beim Leser den "Ja, ist mir auch schon passiert" Effekt auslöst, was nicht neagtiv gemeint ist.

Liebe Grüße
Gerda

Herby

Beitragvon Herby » 06.04.2006, 15:04

Hallo Ulrich,

ich schließe mich Louisas Lob sehr gerne an! Habe deinen anregenden Text sehr gerne gelesen.

Aber Frage an Louisa... Du schreibst:

In der ersten Strophe fände ich "hindurch" etwas klangvoller.

Würde " hindurch" nicht den Sinn verändern, ja ihn sogar ins Gegenteil verkehren, da es die Verneinung in Ulrichs Version außer Acht lässt? Mir gefällt gerade die Doppeldeutigkeit in Ulrichs Formulierung "nicht durchblicken" gut! Hm ... oder hab ich da jetzt was falsch verstanden?

LG an euch beide
Herby

Ulrich Dittmar

Beitragvon Ulrich Dittmar » 06.04.2006, 15:18

Gerda, Luisa und Herby,
danke für die Zeit die Ihr Euch nehmt und die positive Rückmeldung.
"Hinduch" kommt klanglich besser, das stimmt und ich denke drüber nach., weil auch hindurch im Bild mit der Hecke bleibt, die zwar schöne Blüten tragen kann, aber eine undurchdringliche Grenze bleiben wird.
Wie gesagt: Ich denke.

Man liest sich

ulli

Ulrich Dittmar

Beitragvon Ulrich Dittmar » 06.04.2006, 15:20

Verzeihung!

Man/Frau liest sich :grin:

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 06.04.2006, 15:56

Sorry Ulrich

aber ich habe es so verstanden wie Herby geschrieben hat, nämlich, dass "sie blickten nicht durch" doppeldeutig gemeint war. Einmal er und sie blicken nicht durch die Hecke (hindurch), zum anderen, sie verstanden die Situation nicht (sie blickten nicht durch). Diese Doppeldeutigkeit würde durch das Wort ´hindurch´ zerstört werden.War es die Doppeldeutigkeit beabsichtigt oder nicht???

Ein gelungenes Gedicht, dass ich gerne gelesen habe.

MfG

Jürgen

Ulrich Dittmar

Beitragvon Ulrich Dittmar » 06.04.2006, 17:45

Hallo Jürgen!

Das mit der Doppeldeutigkeit ist schon richtig. Ich überlege nur ob diese Doppeldeutigkeit nicht auch umgekehrt funktionier, aber bildhafter wird bzw. sich mehr auf das gegebene Bild bezieht. Jetzt wirds schwierig.

Ulli :-s :-s

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 06.04.2006, 20:12

Na, dann trage ich mal zur Verwirrung bei :mrgreen:

"sie blickten nicht durch" ist doppeldeutiger, weil man es aufs Gesamte beziehen kann (jeder für sich und in Bezug auf die Liebe und und und...)

andererseits ist "sie blickten nicht hindurch" in Bezug auf die Poesie des Bildes, das in mir aufkommt beim Lesen, natürlich zarter, lyrischer, romantischer und der Bezug wird konkreter. Daß dann die o.g. Doppeldeutigkeit evtl. verloren geht, würde ich in Kauf nehmen zugunsten des poetischeren Gesamteindrucks.

Meine Gedanken dazu
Gruß
Frank

moana

Beitragvon moana » 07.04.2006, 14:50

Hallo Ulli!

Find ich toll, das Gedicht. Hat mich irgendwie an Romeo und Julia erinnert, nur dass sie in dem Fall selber schuld sind und nicht ihre Familien. Naja, obwohl, wer weiß, warum sie sich nicht trauen, die Rosenhecken zu überwinden? Oder finden sie es einfach schöner so, wie es ist? Sehr unterschiedlich interpretierbar... :-s Gut gelungen!

grüßerl moana

Louisa

Beitragvon Louisa » 18.04.2006, 20:18

Schön hast Du es überarbeitet, aber ich glaube in der zweiten Zeile könnte man ein schönes Wortspiel mit "Die Rosen hecken etwas aus" machen, aber so ist es immer noch wunderbar!

LG, Louisa


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