Stadtranddämmerung

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Scal

Beitragvon Scal » 04.06.2007, 17:19

Du rollst einen Ring
durch die fingernde Hand

Im Raum deines Mundes
wiederholt sich ein Name

Die Stadt
wirft mit fragenden Lichtern nach dir

Droben, im Stern
silbert ein Ruf

_

Verkürzte Fassung aufgrund von Hinweisen durch Moshe und Max; "Wein wie Rubin", "mit der Harfe Dämmerung", "die offene Brust" herausgenommen.

Ursprüngliche Version

Wein wie Rubin
du rollst einen Ring
durch die fingernde Hand

Mit fragenden Lichtern
wirft die Stadt nach dir
mit der Harfe Dämmerung

Im Raum des Mundes
die offene Brust
wiederholt einen Namen

Draußen, im Stern
silbert ein Ruf
Zuletzt geändert von Scal am 06.06.2007, 22:14, insgesamt 2-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 04.06.2007, 22:45

Hallo Scalidoro!

Ist das Kurzlyrik?
Auch lese ich hier quasi zwei Überschriften.

'Wein wie Rubin
rollst du einen Ring
durch die fingernde Hand

mit fragenden Lichtern
wirft die Stadt
mit der der Harfe
Dämmerung nach dir
.....',

wäre ein unverbindlicher Einfall....

Mit liebem Gruß

Moshe

Max

Beitragvon Max » 04.06.2007, 23:01

Lieber Scal, (lieber Moshe),


wieso sollte das denn keine Kurzlyrik sein, wir hatten hier schon viel längere Texte. Wie kurz Kurzlyrik sein muss, misst sich vielleicht am ehesten an den "normalen Texten" der Autoen ;-).

Mir ist die Dämmerung im Prinzip sehr schön beschrieben, nru finde ich - und das ist selten bei mir - das Gedicht beinahe ZU bildreich. Dabei sind auch nicht alle Bilder von gleicher Qualität. Ich bin kein Kenner deutscher Schlager, aber er es sollte mich wundern, wenn der Rubinwein nicht auch dort vorkäme. Klar, schließt das ganz gut (aber eben auch nicht so perfekt, dass es das rechtfertigen würde), an den Ring an, aber der Nachhall "Wein wie Rubin" bleibt, quasi ein schaler Abgang.

Ich denke, dass das Bild mit der mit Harfe werfenden Stadt viel origineller daher käme, wenn die erste Stropeh in den Bidlern sparsamer wäre.

Strophe 3 mit

Im Raum des Mundes
die offene Brust


weckt beim besten Willen eher komische Assoziationen bei mir, ich kann es mir einfach nicht anders vorstellen.

dafür hat das "silbert" in Strophe 4 es mir angetan. Vielleicht ließe es sich (ganz im Sinne der Kurzlyrik) doch noch etwas verdichten?

Liebe Grüße
Max

Scal

Beitragvon Scal » 05.06.2007, 13:48

Hallo Moshe,

Beobachtetes zur Dämmerungszeit am Stadtrand an einem Tisch am Fenster eines Gasthofes, wäre der ausführlichere, genauere Titel, der zu "Stadtranddämmerung" zusammengeschmolzen ist.

"Kurzgedicht" - Das sehe ich so ähnlich wie Max; es gibt diese "Grenzfälle"

Ich werde es noch kürzen.

Hallo Max,

der Rubin ist eine Art feststellender Beobachtungshinweis auf das Weintrinken. Aber du hast recht, das Bild ist etwas abgestanden und außerdem nicht so wichtig; ich werde es weglassen.

Die offene Brust sollte das wie geöffnete, aufgebrochene Fühlen in den gemurmelten Namen hinein versinnbildlichen. Aber möglicherweise löst es zu unmittelbar andere Vorstellungsbilder hervor.

Ich folge deinem Ratschlag und verkürze das Ganze.

Danke euch.

Liebe Grüße
Scal

Perry

Beitragvon Perry » 06.06.2007, 16:45

Hallo Scali,
mir gefällt die verkürzte Fassung nun schon ganz gut. Allerdings hätte ich noch weitere Anregungen:
Da es sich vermutlich um einen bestimmten Ring handelt, wäre "den Ring" treffender.
Die Umschreibung "Im Raum deines Mundes" klingt für mich etwas gespreizt. Es gibt doch das passende Wort "Mundhöhle" dafür. Außerdem könnte darin der Name auch nachhallen.
"Droben, im Stern" trifft es meiner Meinung auch nicht genau, obwohl du es vermutlich verkürzt aus "Dort Oben, im Licht des Sterns" gemeint hast. Was hältst du von der Formulierung "Darüber silbert ein Stern / den Ruf."
LG
Manfred

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.06.2007, 17:32

Hallo Scali!

Bitte lasse die erste Fassung und setze die zweite daneben.
Sonst ist das zu schwer nachvollziehbar.

MlG

Moshe

Max

Beitragvon Max » 06.06.2007, 21:50

Lieber Scal,

mir gefällt die zweite Fassung deutlich besser, sogar richtig gut.

Trotzdem (oder deshlab) würde ich mich Moshes Vorschlag anshcließen, es ist viel leichter zu sehen, was passiert ist, wenn der alte Text stehen bleibt.

Liebe Grüße
Max

Scal

Beitragvon Scal » 06.06.2007, 22:10

Hallo Manfred,

ich habe einfach versucht, mich in eine Beobachtung einzufühlen und die damit verbundene Stimmung, sie "verdichtend", kurz festzuhalten.

Insofern ist es "ein" Ring - ohne weitere Beziehung zu mir, dem hinfühlenden Betrachter.

Mundhöhle empfinde ich eher als prosaisch; Raum des Mundes klingt mir poetischer. Der wiederholte Name bleibt im Unbestimmten.

"Darüber silbert ein Stern/ den Ruf "...Das Darüber hat mir zu viele Silben und "den" erklärt zu sehr, für mein Gefühl.

Danke für dein Lesen und die Anregungen!

_


Hallo Moshe,

du hast recht, ich stelle die erste Fassung dazu.

Liebe Grüße euch
Scal

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 18.06.2007, 11:29

hallo scalidoro, mir gefällt, wie dein gedicht eine stimmung entfaltet, ohne sich aufzudrängen. es liest sich wie ein schluck wein. nein, eher wie ein prosecco, denn es prickelt leicht.

gruß
chiquita

(ich meine die verkürzte fassung.)

Scal

Beitragvon Scal » 18.06.2007, 17:48

Danke Chiquita,

ja, Prosecco; würde ich auch meinen. Kein Glas voll, nur ein kurzer Schluck.

Lieben Gruß
Scal

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 19.06.2007, 21:17

Hallo Scalidoro,

ich kann mir zwar denken, dass du gerne an dem Wort "silbert" hängen bleiben möchtest. Ich frage aber trotzdem: ist es wirklich nötig, nach einer Wortneuschöpfung zu greifen? Da es das einzige befremdliche Wort ist, sticht es sehr heraus und stört.

Könnte man nicht daraus ein "versilbert" machen? Es ist zwar ein gebräuchliches Wort, bekommt aber in dem Zusammenhang einen neuen Ton ... so als verläuft sich der Ruf in der Weite der Sterne, die silbrig glänzen.
Aber .. und das gebe ich zu bedenken ... "etwas versilbern" hat ja eigentlich etwas mit kaufmännischem Handeln zu tun. Das sollte es natürlich auch nicht werden. Oder vielleicht doch?

Ansonsten bin ich angetan von der zweiten Fassung!

LG Angelika
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

Scal

Beitragvon Scal » 22.06.2007, 18:07

Vielen Dank, Angelika.

Wenn ich deine Überlegung in Betracht ziehe, wäre wohl

"ein versilberter Ruf"

die Alternative.
Hm, momentan kann ich mich nicht wirklich entscheiden, vielleicht weil ich "silbert" nicht unbedingt als eine besondere Wortneuschöpfung empfinde.

Lieben Gruß
Scal


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