Zwei Schatten

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 04.12.2005, 19:27

Es sind die zwei Schatten
von uns beiden-
die sich niemals berühr´n,
erst wenn Sonnenschimmer
scheinen-
durch offne Himmelstür´n.

Es sind die zwei Schatten
von uns beiden-
im Traum ein schwarzes Meer,
erst wenn Augenlider
fallen-
setzt sich kein Licht zur Wehr.

Doch die zwei Schatten
von uns beiden-
werden nie zur Dunkelheit,
erst wenn die Sonne
untergeht-
nach unsrer Ewigkeit.
Zuletzt geändert von Louisa am 09.12.2007, 15:37, insgesamt 4-mal geändert.

hwg

Beitragvon hwg » 05.12.2005, 19:29

Guten Abend Louisa!

In die Rubrik Liebeslyrik schau ich eher selten - das "viele Herzeleid"
ist nicht so ganz meine Sache. Dein Gedicht verrät Spürsinn für Poesie, die Schilderung der "Schattenspiele" erscheint mir jedoch etwas unlogisch.
Zuerst berühren sie einander n i e m a l s , dann doch, den zweiten Vers verstehe ich ganz und gar nicht. Ein Volltreffer ist Dir dagegen mit dem Schlussabsatz gelungen. Ich kritisiere Lyrik ungern, denn der poetische Rahmen ist vielseitig dehnbar und deshalb auch widersprüchlich.
Die *Augenli(e)der* dürften auf einen Tippfehler beruhen... :smile: Außerdem: Gibt es sonstige Lider?
Lieben Gruß aus der Steiermark!

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.12.2005, 11:56

Hallo hwg,
Dankeschön für deine Nachricht.

Verzeihung, wie du siehst werden keine Augenlieder mehr gesungen-

Zu Deinen Fragen: Ich dachte, Sonnenschimmer scheinen fast nie durch "offne Himmelstüren", das ist eine Metapher für paradiesisches Glück. Wenn dem so wäre, dann berühren sie sich vielleicht.
Je nach dem wie das Licht gerade fällt.

Die zweite Strophe verstehst Du nicht? Das ist schade. Ich wollte damit sagen: Wenn man die Augen schließt, ist alles schwarz, ein schwarzes Meer, Dunkelheit in der es keine zwei Schatten mehr geben kann, da ja im Traum alles dunkel und alles möglich ist.

Tja. Eigentlich bestimmt nicht gut, wenn man die Bilder erst versteht, nachdem ich sie erklärt habe... Aber ich falle nicht so gern mit der sprachlichen Tür ins Haus.

Ist jetzt alles verständlich?

Danke nochmals, für dein Kommentar.
Liebe Grüße, Louisa

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.12.2005, 12:07

Liebe Louisa,
dein Gedicht ist doch nicht schlecht, weil keiner was dazu schreibt. Es gibt eine "lustige" Geschichte zu Paul Celans ersten Zusammentreffen mit der Gruppe 47. Dort hielt kaum jemand was von seinen Texten. Hetue würde wohl keiner mehr behaupten, dass Celan nicht dichten kann (auch wenn er sich für viele Leser immer noch sperrt). Mir geht es im Gegenteil immer bei besonders gelungenen Texten so, dass ich gar nicht viel Kritik äußern mag, denn sie ist so viel leichter als das Gedicht zu schreiben.

Mir gefällt - im Gegensatz zu hwg - die zweite Strophe deines Gedichts sogar am besten. Vielleicht weil sie so bildlich ist, da "stehe ich drauf " :mrgreen:
Ich habe dagegen mehr Probleme mit dem Bild und dem Wort der Himmelstüren:

scheinen-
durch offne Himmelstür´n.


Mir mutet das Bild, obwohl von dir vielleicht noch nicht mal beachsichtigt (?) zu christlich an, aber es csind wohl eher Wolken gemeint? Wie wäre es denn mit Wolkentüren? Die Stellen, an denen der Lichtstrahl der Sonne durchbrechen kann meinst du doch , oder? Letzendlich ist das aber wohl eher mein Problem, da ich der Kirche sehr kritisch gegenüber eingestellt bin.

Und keine Angst, ich finde, dass man dein Gedicht, seine Aussage und sein Erzähltes sehr gut verstehen kann. Also ist es ganz und gar nicht schlecht! Nur Mut, ich bin - und die anderen sind es bestimmt auch - super gespannt, mehr von dir zu lesen, ganz ehrlich!

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.12.2005, 12:41

Hallo Lisa,
Dankeschön. Ja, mir geht es auch eher wie Dir...deine Celan-Anekdote treibt einem ja die Schamröte ins Gesicht. Das ist ja wohl noch einmal eine ganz andere Klasse...

Also, ich persönlich stehe der Kirche auch kritisch gegenüber, das heißt aber nicht das ich für mich selbst eine eigene Definition von Gott und vom Leben gefunden habe, zumindest versuche ich sie zu finden.

Im Bezug auf das Gedicht kannst du Recht haben, dass es eine christliche Vorstellung thematisiert, aber ich denke, wen jemand vom Himmel spricht, dann verbindet er damit bestimmte Assoziationen, ganz egal ob er religiös ist oder nicht.

Wenn du jemals gesagt hast: "Das ist ja der Himmel auf Erden" bist du ja auch nicht sofort zum Gottesdienst gerannt.

Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ob ich es ändern soll oder nicht...mm...
Ich glaube es kommt darauf an, was mit dem Wort "Himmel" verbunden wird.

Ja, ich finde diese Metaphorik auch irgendwie sexy.

Dankeschön für deine herzlichen Schulterklopfer und Mutzusprechungen...sehr nett.

Liebe Grüße, Louisa

(Scheint bei euch heute auch die Sonne?)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.12.2005, 12:55

Liebe Louisa,
nein, hier sieht es eher danach aus, dass nirgednwo die Sonne scheinen könnte :cool: . Grau in grau, düster, trist...aber dafür gibt es Tee und gebrannte Mandeln vom Weihnachtsmarkt, die schmecken bei 40 Grad wohl auch weniger :grin: .

Ich glaube inzwischen, du solltest s nicht ändern. Wenn du jetzt schon zögerst, dann ist es so wie es da steht schon richtig. Ich bin in meinen Kirchenassoziationen wohl auch sehr konditioniert und wittere überall Lunte :-$ :smile: . Denn du hast Recht:

aber ich denke, wen jemand vom Himmel spricht, dann verbindet er damit bestimmte Assoziationen, ganz egal ob er religiös ist oder nicht
.

Und himmlisch muss ja nicht religiös sein. Ich liebe den offenen Himmel und es hat auch etwas göttliches ohne religiös zu sein ( :-s ).

Es gibt so viele katholische Gesetze in uns, die wir nicht bemerken. Und klar benutze auch ich Begriffe, die ich eigentlich nicht verwenden soltle, z.B. Gottseidank!

african queen

Beitragvon african queen » 20.12.2005, 21:18

liebe Louisa,
es gibt schon einige sehr gute Kommentare dazu-
möchte Dir sagen , das ist für mich ein sog.' Seelengedicht'
das etwas tiefer geht, muss nicht auf Anhieb verstanden sein.
es gefällt mir sehr gut, da es eine eigene Sprache spricht.
eben 'Seelensprache '
hab ich jetzt grad erfunden diese Worte Seelensprache-Seelengedicht-

Louisa

Beitragvon Louisa » 21.12.2005, 21:20

Hallo african queen,
Danke sehr. Solang es von bestimmten Personen verstanden wird, hat meine Seele eine Weile Ruh´.

LG, Louisa

PS: Ist es so missverständlich?


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