zweinzeln

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 09.08.2007, 13:17

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, dass ihre Texte gelöscht werden. Dieser Bitte kommt die Administration nach.

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 10.08.2007, 10:09

Hallo Gerda,

ich muss gestehen, dass ich mit der Überschrift nichts anfangen kann. Eine Anspielung auf "Einzeln"??

Die erste Strophe will irgendwie nicht so recht zur zweiten passen, aber das ist ja hier gewollt. Sehr gut die letzte Zeile: Ich sehe schwarz. Hier kommt alles noch einmal komprimiert.

O.T.: Meinst du mit dem Mittelstück eine Wetterbeobachtung während der Wintermonate oder bringt dich der derzeitige Dauerregen zum Grübeln.

Liebe Grüße
Marlene

Edith

Beitragvon Edith » 10.08.2007, 10:34

Hallo Gerda,
mir gefällt an diesem Gedicht der Titel, eine schöne Wortneuschöpfung.

Schön auch das Resumee in der letzten Zeile. Das passt.
Allerdings sind die beiden Absätze vorher für mich einfach "nur" eine Wetterbeobachtung.
Aber vielleicht soll das ja so sein?

Viele Grüße,
Edith

Sam

Beitragvon Sam » 10.08.2007, 16:12

Hallo Gerda,

es heißt ja, man solle, wenn es einem schwer fällt, einem Gedicht beizukommen, sich auf den Titel und die letzte Zeile konzentrieren. Da liege der Schlüssel dann meist verborgen. Bei deinem hilft es sogar noch unter die letzte Zeile zu schauen, auf dein kleines Copyright. Das versiehst du ja mit einem Datum. In diesem Fall der 10. Januar 2006.
Also ein Wintergedicht. Als solches kann man es ja auch lesen. Und zwar ein Wintergedicht ohne Schneegedöns, aber mit Frost und Eisfront. Schwer wirkt das Grün der Pflanzen, die trotz des Winters vorziehen grün zu bleiben. Und dunkel am Himmel braut sich etwas zusammen. Eine Eisfront, die Schnee bringen kann oder einfach nur kalte Luft. Der Beobachter jedenfalls sieht schwarz.
Soweit wäre das aber nicht besonders aufregend und auch, meiner Meinung nach, nicht unbedingt bedichtenswert. (Für sowas haben wir ja das 19. Jahrhundert ;-) )
Aber du hast ja einen kleines Wortspiel als Titel gewählt, das auf den ersten Blick nichts mit den nachfolgenden Wetterbeobachtungen zu tun hat: Zweinzeln.
Ein schwieriges, ein unpoetisches Wort. Im fehlt gänzlich der Charme, den man bei ähnlichen "Erweiterungen" bekannter Begriffe findet wie z.B. Einsam/Zweisam. Es wirkt spröde und konstruiert. Aber nicht willkürlich. Einzeln, das ist ja für sich selbst, isoliert, abgetrennt von anderem, ohne Kontext. So ist aber der Blick auf die Natur in diesem Gedicht nicht. Es ist kein einzelner Blick, der das Wetter registriert. Er ist zweinzeln, denn mit der Eisfront, nähern sich andere Dinge, die das LI schwarz sehen lassen.
Um was es sich dabei handelt, bleibt allerdings unerschlossen.

Für mich ein Stimmungsgedicht, das, wenn auch nur sehr spärlich, zeigt, wie man mit Sprachspiel einer simplen Beobachtung eine weitere Ebene hinzufügen kann.

Liebe Grüße

Sam

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 10.08.2007, 16:44

Hallo Gerda,

ich lese es als Beziehungsgedicht, wozu das "zweinzeln" ja einlädt und finde, dass sich die Bilder in diese Leseart sehr gut fügen.

liebe Grüße smile

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 10.08.2007, 22:18

Hallo Gerda,

beim ersten Einfangen der Wörter las ich die Überschrift zuerst als "zweifeln", dann erst las ich "zweinzeln" und blieb bei der Überschrift gedankenmäßig hängen.

Ich las für mich in diesem Wort vier andere Wörter: zwei, ein(sam?), weinen, und zweifeln.

All das, was diese Wörter an Gefühlen beschreiben, finde ich in dem Text wieder.

Der Schlußsatz "ich sehe schwarz" kenne ich als Ausdruck für ein sehr starkes zweifeln.

Mir ist noch nicht ganz klar, was der Text beschreibt bzw. ich kann es noch nicht ausdrücken, aber ich hoffe das kommt noch.

Das "zweinzeln" find ich übrigens nicht konstruiert und spröde. Es ist ein spannendes Wort, weil es Spannung und Neugierde auf das erzeugt, was danach wohl kommen wird.

Nicht nur gerne gelesen, sondern sehr gerne gelesen und dies wohl auch noch öfters.

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

Herby

Beitragvon Herby » 10.08.2007, 23:06

Hallo Gerda,

diesen Text finde ich wegen seiner bei aller Kürze verschiedenen Ebenen sowie der Farb- und Wortsymbolik sehr reizvoll. Und diese Vielschichtigkeit schlägt sich im Titel nieder - wirklich gelungen!

Liebe Wochenendgrüße
Herby

Gast

Beitragvon Gast » 11.08.2007, 12:31

Liebe Marlene, Edith, smile und Sethe,

lieber Sam und Herby,

auch wenn ich im einzelenen erst später auf eure Kommentare eingehen werde danke ich euch schon einmal; über eure Rückmeldungen habe ich mich sehr gefreut.

Bis später dann
Gerda

hwg

Beitragvon hwg » 12.08.2007, 08:46

Interessant.
Zweinzeln?
Zweizeln? :12:

pandora

Beitragvon pandora » 12.08.2007, 12:20

hallo gerda,

"zweinzeln" ist ein wort, dass ich für mich entschlüssele als: (noch) zu zweit sein, aber sich (bereits) einzeln fühlen. in der natur bildet sich ab, was das lyrICH in seinem inneren empfindet. in landschaftsbildern wird vorweggenommen, dass bereits eine ablösung/trennung stattgefunden hat.

lg
p

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 12.08.2007, 16:01

liebe gerda

eine naturbeschreibung
mehrperspektivisch gesehen
auch die schwärze...
vielleicht in den bergen.

warum rätseln?

salve
hakuin

Gast

Beitragvon Gast » 13.08.2007, 12:22

Lieber Hans, liebe pan, lieber Hakuin,

auch euch danke ich für die Rückmeldung.

Liebe Alle,

im Grunde steht in euren Kommentaren alles drin, was der Text an Interpretationspielraum enthält.

Sethe und Pan haben in der Summe den Titel gut interpretiert.

(Verschmelzung aus einzeln, zweifeln und zweisam)

Diejenigen, die den Text lediglich als Narturbetrachtung lesen wollen /können, sage ich, warum nicht , nur weiß ich nicht so recht, wie ihr dann den Titel einbinden wollt .

Es ist ein Beziehungsgedicht. Die Bilder aus der Natur sind individuell interpretierbare Metaphern.
Das Lyrich sieht schwarz, weil es sich in ein Loch hat ziehen lassen und daran ist bildlich gesprochen die Eisfront schuld.


Allen liebe Grüße und nochmals herzlichen Dank.
Gerda


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