späte stunden

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 08.10.2007, 15:48

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Zuletzt geändert von scarlett am 27.10.2009, 20:51, insgesamt 4-mal geändert.

Caty

Beitragvon Caty » 08.10.2007, 18:26

Liebe Scarlett, gefällt mir: die grünen Apfelküsse, das dunkelrote Netz der Spinne. Mit der 2. Strophe komme ich nicht so recht zu Rande. Hohlwege sind immer einsam. Sehe auch nicht so recht das Geheimnis der Blätter. Aber ansonsten ein schöner Rückblick auf den Sommer. Liebe Grüße Caty

scarlett

Beitragvon scarlett » 08.10.2007, 20:02

Liebe caty,

erstmals danke fürs Lesen und deine Rückmeldung. Hab mich gefreut.

Warum Hohlwege immer einsam sein müssen, verstehe ich nicht so ganz. Es kommt wohl darauf an, wie sie begangen werden. Ich erinnere mich sehr genau an den Hohlweg im Wald meiner Kindheit, wenn man bis zu den Knien in welkem Laub watete ... Der Hohlweg kennt also das Geheimnis der Blätter in dem Sinne, daß er voll von ihnen ist, ihrem Raunen, ihrem Rascheln und das Geheimnis ist wohl Vergänglichkeit. Es kann aber auch so gelesen werden, daß das Ich einsam im Hohlweg wandert ... und das Geheimnis nicht ergründen kann/mag.

Liebe Grüße,
scarlett

Sabine

Beitragvon Sabine » 08.10.2007, 23:16

Liebe scarlett,

ein schöner Sommerrückblick.
Die grünen Apfelküsse haben es mir auch besonders angetan.
Den Hohlweg sehe ich hier als Geheiminsverstärker im wahrsten Sinne des Wortes.
Denn er verstärkt das Rauschen der Blätter akkustisch und trägt natürlich auch dazu bei, daas Geheimnisvolle hervorzuheben.
Dass er zusätzlich auch einsam ist, habe ich hier nicht als negativ gesehen. Einsamkeit kann auch etwas Angenehmes sein - gerade im Wald. Einen solchen Weg möchte ich nicht mit hunderten Wanderern teilen müssen. Da würde auch der Zauber des raschelnden Laubes verfliegen, bzw. nicht mehr zu hören sein.

Ein schönes Gedicht, scarlett.

LG Sabine

Herby

Beitragvon Herby » 09.10.2007, 00:15

Liebe Monika,

wenn ich jetzt schreibe, dass dies ein typisches scarlett - Gedicht ist, so meine ich das keineswegs abwertend, im Gegenteil. Es trägt für mich deine ganz eigene Handschrift, und mit seinen Bildern, besonders dem Laub der späten Stunden, hat es mich sehr angesprochen.

Bei dem Hohlweg geht es mir allerdings wie Caty. Ich habe überlegt, wie ich es dir erklären kann, bin aber kläglich gescheitert. Es ist wohl einfach nur das Bild, welches dieses Wort und vielleicht auch sein Klang in mir hervorruft. Ja, ein Hohlweg ist immer einsam. Seltsam. Ich sehe den Zusatz "einsam" hier auch nicht als negativ - hat ja Caty auch nicht geschrieben -, sondern eher als redundant.

Und ... ähem ... zumindest den letzten Gedankenstrich würde ich löschen ;-)

Liebe Grüße
Herby

Perry

Beitragvon Perry » 09.10.2007, 08:01

Hallo Scarlett,
ein wunderschönes Naturbild, das die Hoffnung (Küsse, verwegen) aber auch die Vergänglichkeit des Sommers (Liebe) erzählt.
Formal könnte ich auf das "einsam" ganz verzichten, weil dies bereits im Bild steckt. Auch die Aufforderung "Reich mir das Laub der späten Stunden" ist mir zu direkt, da es etwas zu pathetisch wirkt und zudem den Titel wiederholt.
Wie wär es das LyrIch selbst handeln zu lassen:

"ich lege mich ins laub
und wenn die spinne fleißig ist
leuchtet ihr netz bald dunkelrot –"
(wobei die Spinne hier den Tod symbolisiert)
LG
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 09.10.2007, 08:51

Liebe Monika,

Schöne Bilder sind das. die grünen Apfelküsse überhaupt!

Mit der Str. 2 hab ich auch so meine Bedenken:

die blätter flüstern in den wind <- wenn die blätter ...
doch der einsame hohlweg <- ist es nicht mehr einsam



im hohlweg flüstern
blätter ihr geheimnis
in den wind - ein guter platz
es zu bewahren

Das würde mir in den Sinn kommen. Was meinst du?

Lieben Gruß
ELsa
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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 09.10.2007, 12:41

Hallo Monika,

auch wenn mir dein Text stimmungsvoll und bildreich entgegenkommt und ich ihn mag, möchte ich dennoch einen neuen Vorschlag machen, weil mich irgendwie der Anfang stört.


wohin dieser sommer
mit seinen grünen apfelküssen
und den verwegenen rosen ging?

in den wind flüstern jetzt blätter
und bewahren im Hohlweg
ihr geheimnis

reich mir das laub der späten stunden
und wenn die spinne fleißig war
leuchtet ihr netz nun dunkelrot –
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.10.2007, 19:37

Liebe Monika,

ich finde dein Gedicht sehr gelungen,-) Die Inversion in der ersten Zeile gefällt mir gerade gut, klingt so poetisch für mich. Beide Gedankenstriche halte ich für überflüssig (den letzten sowieso) *g*
Einzig der Hohlweg bereitet mir Probleme, weil ich mir unter diesem Wort nichts Konkretes vorstellen kann. Aber, das mag an mir liegen,-)
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 10.10.2007, 13:02

Herzlichen Dank an alle für die Beschäftigung mit meinem Gedicht.

Ich habe nun eine Alternative zur besagten zweiten Strophe gefunden, wo nun das "einsam" nicht mehr vorkommt, bei der aber die von mir beabsichtigte Intention erhalten bleibt.
Und auch der zweite Gedankenstrich (am Schluß) wird getilgt (danke fürs Aufpassen, sie schleichen sich doch immer wieder ein, diese mistigen kleinen Dinger ;-))

Was mir bei euren Varianten, Perry, Elsa, Angelika nicht mehr zum Tragen kommt, ist, daß die Blätter in den Wind flüstern, daß aber der Hohlweg das Geheimnis bewahrt, d h also nicht gone with the wind (so wie die Blätter sich das denken, ha ha) sondern dadurch, daß die Blätter früher oder später im Hohlweg landen, sind sie nicht "verflogen". Klingt blöd, irgendwie ... aber ich kanns nicht besser erklären. Versteht man, was ich meine?

Liebe Elsa, die Blätter flüstern erst in den Wind und nicht im Hohlweg, der bewahrt nur.

Angelika, ich verstehe nicht so ganz, warum dich der Anfang irgendwie stört ... :12:
Deine Version reißt mir nun wiederum das wohin und das ging zu sehr, zu weit auseinander, ich denke, daß will ich nicht.

Perry, das "laub der späten stunden" will ich auf gar keinen Fall aufgeben, vielleicht ändere ich lieber noch den Titel. Ist die Wiederholung im Text denn so arg? Hmmm ...

Die Spinne soll hier gar nicht den Tod symbolisieren, es ging mir in erster Linie ums Netz; wenn man bei Zeiten "fleißig" Kontakte geknüpft hat, vielfältige Beziehungen gepflegt hat, dann werden diese auch im Herbst (Lebensherbst) tragen, da wird sich dann zeigen, ob eine Wandlung von grün//verwegen hin zu dunkelrot möglich ist oder nicht.

Deinen Vorschlag mit dem "bald" statt "jetzt" werde ich allerdings übernehmen, das gefällt mir besser, läßt noch einen Spielraum (abgesehen davon, daß "netz" und "jetzt" irgendwie nciht so doll klingt, so dicht hintereinander).

Lieber herby,
daß du in diesem Gedicht meine Handschrift erkennst, freut mich sehr.
Den Hohlweg hab ich jetzt auch verstanden, hoffe ich zumindest, aber ich hab ja ne neue Variante.

Liebe Mucki, ein Hohlweg ist was Wunderschönes, vor allem im Herbst: ein zwischen (Ab-)Hängen tief eingeschnittener Weg, in dem sich das Laub sammelt. Dank dir für das "sehr gelungen".

Hoffentlich hab ich niemanden und nichts vergessen. Falls doch, bitte ganz laut schreien ...

Es wäre natürlich schon klasse, wenn der eine oder der andere, die eine oder die andere nochmal einen kleinen Blick auf die geänderte Fassung werfen würde // könnte ...

Mit herzlichen Grüßen an euch alle,

scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.10.2007, 13:29

Liebe Monika,

ich finde die Wiederholung von ".... späte Stunden" im Text gerade gut, da er damit den Titel aufgreift.
Mir fiel auf, dass du nicht in "bald" statt "jetzt" geändert hast, sondern in "nun".
Das "nun" ist aber, rein zeitlich gesehen, m.E. nicht korrekt. "Bald" ist da schon richtig und gefällt mir auch besser als "jetzt".
Danke für die Erklärung --> Hohlweg,-)
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 10.10.2007, 13:32

Liebe Mucki,

danke daß du aufgepaßt hast (menno, wo hab ich bloß meinen Kopf???)
Natürlich wollte (und will) ich in "Bald" ändern.

Und ja, ich empfinde diese Wiederholung auch nicht schlimm, im GEgenteil ... aber ich warte noch andere Meinungen diesbezüglich ab.

>Merci und ciao,
Monika

Max

Beitragvon Max » 10.10.2007, 21:18

Liebe Scarlett,

Herbys Kommentar bezüglich des "typischen Scarlettegdichts" kann ich mich gut anschließen :-).

Allerdings sehe ich Stärken (und auch Schwächen) des Gedichts anders gewichtet und positioniert als die meisten hier.

Mit dne "grünen Apfelküssen" habe ich so meine Schwierigkeiten. Wenn ich das Bild nicht analysiere, sondern nur wirken lasse, so komm es mir sehr niedlich vor. Außerdem passt es für mich nur in den Sommer, wenn ich das "grün" auf Apfel und nicht auf Küsse beziehe - ansonsten sind Äpfel doch eher Herbstfrüchte, oder?

Dafür finde ich die Strophen 2 und 3 ganz stark. Ich kann mir nicht nur vostellen, sondern sogar hören, wie die Hohlweg ein geflüstertes Geheimnis bewahren. Auch das Laub der späten Stunden hat etwas ...

Habe ich gerne gelesen.

Liebe Grüße
Max

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.10.2007, 07:25

Lieber Max,

ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was du an den "grünen apfelküssen" nicht verstehst ... beides (küsse und äpfel) sind in diesem fall "unausgegoren", "nicht reif", "früh im jahr", jung" usw. und somit natürlich ein hinweis auf den frühen sommer, will heißen jugend, im gegensatz zum herbst...

Daß dir das gedicht dennoch gefällt, freut mich.

Dank dir fürs lesen und den komm,

grüße
scarlett


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