nachtfahrt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 26.04.2006, 12:02

nachtfahrt*

ermüdender dreierkonvoi
endlose kilometer
durch die regennacht

voraus fährt
hoffnungslosigkeit
bestimmt das tempo

in der mitte am Steuer
ohnmacht
wenig abstand
ich auf dem rücksitz

im letzten wagen
angst
dicht dran

allmählich
schemenhaft
im dunkel
rechts und links der straße
bewohnte häuser
vertraute wohnungen
warme zimmer
lebensmöbel

dann
schlagartig
im gleißenden lichtkegel
auf nassem asphalt
wunschsplitter
traumtrümmer
sehnsuchtsfetzen
lebensscherben

plötzlich
beschleunigt
der erste wagen
vollgas
wir holen auf
höchstgeschwindigkeit
der wagen hinter mir
schließt auf
drängt –

und ich
komme nicht
an die bremse


* Änderungen auf Anregungen von Lisa, leonie und Trixie ( vgl. Kommentare )
Zuletzt geändert von Herby am 01.05.2006, 22:59, insgesamt 4-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 03.05.2006, 20:55

Hi Frank,

ich danke dir ganz herzlich für dein Mitlesen und –denken und dafür, dass du doch geschrieben hast!

Zur letzten Strophe schreibst du:

wenn du in dem Moment auf die Bremse treten könntest, würde der Hintermann voll in euren Wagen rauschen. Ich hoffe, du verstehst, worauf ich hinaus will - du willst der möglichen Gefahr begegnen und würdest (hättest du die Möglichkeit) eine andere heraufbeschwören. In diesem Sinn meinst du es aber wahrscheinlich nicht (oder ich bin zu blöd und interpretiere mal wieder falsch).

Nein, du interpretierst völlig richtig! Dieser Aspekt war mir beim Schreiben des Textes nicht einmal im Ansatz vor Augen. Ich habe lange gegrübelt, nachdem ich deinen Kommentar las, daher auch meine späte Antwort. Du hast in der Sache völlig Recht: ich möchte eine Gefahr abwenden und beschwöre gleichzeitig eine neue herauf. Doch selbst, nachdem du mich da drauf gestupst hast, neige ich fast dazu, an der letzten Strophe nichts zu ändern, da manchmal, um noch einmal zu meinem Bild zurückzukommen, ein Ende mit Schrecken besser ist als ein Schrecken ohne Ende. Von daher stimme ich dir zu, wenn du schreibst:

es ist schließlich auch eine emotionale Situation, die wohl ad hoc nach Beendigung des Zustands schreit (egal zu welchem Preis).

Ich werde aber mit Sicherheit drüber nachdenken, ob ich eine Möglichkeit finde, da was zu
ändern.

Dann sprichst du die vorletzte Strophe an. Dass sie schwächelt, wie du schreibst, war mir nicht bewusst. Ich werde bei meiner Überarbeitung mal sehen, ob und wie ich das in den Griff kriege. Das kommt mir im Moment fast einfacher vor als die Bearbeitung der letzten Verse. Aber da mag ich mich auch täuschen.

Jedoch werde ich mir damit Zeit lassen, weil ich glaube, dass es im Moment wenig bringt, da ich noch zu sehr im Text drin bin. Werde also deinem Rat folgen und es sacken lassen.
Jedenfalls haben mir deine Anmerkungen tatsächlich sehr geholfen!

Wünsche dir einen schönen Abend!
LG Herby


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 23 Gäste