Ein Buch sein

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2006, 16:45

Ein Buch sein mit Dir
Seite an Seite
aneinander entlang
blättern, streifen.

Die Tage wehen uns um
Seite für Seite
und nur die Gärten
lesen unsere
geheime Sprache.

Ein Buch sein mit Dir
knisternde Worte
und Mund an Mund
fliegt unser Papier.

Denn die Stunden wehen uns um
bis zum Schluss
sind wir schwarz
sind wir weiß
aufeinander gemalt.

Ein Buch sein mit Dir
sich umarmen
sich umschreiben
bis zur letzten Seite
in warmen Winden
Blicke aneinander binden

bevor wir vergilben.
Zuletzt geändert von Louisa am 08.05.2006, 14:30, insgesamt 1-mal geändert.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 07.05.2006, 19:22

Hallo Louisa,

ein sehr schönes Liebesgedicht. Du spielst durchgehend mit der einen Metapher und bringst in vielen Varianten denselben Gedanken zum Ausdruck: gemeinsam liebend alt werden.

Nach meinem Geschmack könntest du auf die Zeile "im Vanillelicht" sowie auf die genaue Bezeichnung der Bäume (Pfirsichbäume) ohne weiteres verzichten, ohne das dadurch dein Gedicht an Substanz verlieren würde.

Aus deinen anderen Gedichten weiß ich aber, dass dir diese positiven Naturbilder sehr wichtig sind. Vielleicht denke ich da auch zu prosaisch.

Grüße

Paul Ost

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 07.05.2006, 19:43

Hallo Louisa

Ich finde das Gedicht sehr atmosphärisch. Vor allem der letzte Vers ist herlich romantisch.

Außerdem wäre ich ja auch gern mit jemandem ein Printwerk ;-)

Schönen Abend

Jürgen

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2006, 20:26

Hallo ihr beiden !
Danke für eure Worte! Ja, ich könnte die zwei Naturbilder ausradieren. Ich habe schon befürchtet, dass sie sich vielleicht etwas übertrieben anhören.

-Aber es geht nicht unbedingt um das gemeinsam-alt-werden. Wir vergilben ja alle, jeden Tag ein bisschen mehr.

Vielen Dank und liebe Grüße!

(Ich warte noch andere Stimmen zu den Vanille- und Pfirsichbildern ab...)

louisa

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.05.2006, 21:45

Hallo Louisa,
die vanille ist mir auch gleich aufgefallen, sie klingt zwar schön, aber man fragt sich, warum das Buch so duftet :grin: ...gleiches gilt für die Pfirsichbäume (du weißt ja: Für Bäume immer ein Extragedicht :cool: )Ich würde mir beide Worte allerdings für ein anderes Gedicht aufheben, sie sind es wert...

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Beitragvon leonie » 07.05.2006, 21:57

Liebe Louisa,

auch dieses Gedicht gefällt mir. Zu Vanillelicht hatte ich schöne Assoziationen an ein gedämpftes kuscheliges Licht. Pfirsichbäume klingt schöner als nur "Bäume", aber bei mir wollte sich da kein Bild einstellen.
In der zweiten Strophe würde ich evtl. das "Seite an Seite " streichen.

Liebe Grüße

leonie

P.S. Gestern hatte ich Dir einen Kommentar für Dein Satzzeichen-Gedicht geschrieben. Ich konnte ihn aber dann nicht abschicken, weil mein PC nicht so wollte wie ich. Heute aber fand ich dieses Gedicht nicht mehr. Hast Du es etwa gelöscht.???? Also platziere ich mein Lob dafür hierher, Du kannst es ja dann umverschieben....

O-Ton von gestern:
Liebe Louisa,
eine originelle Idee, toll umgesetzt. Du bringst meine Adjektiv-(Vor)urteile ins Wanken, weil Du diese sehr kreativ einsetzt. Nur das vanilleduftend blasse Oleanderland finde ich ein bisschen zuviel des Guten.
„viel zu farbenvoll“ finde ich sprachlich nicht so schön, warum nicht nur „farbenvoll“?
Wieder ein schönes Gedicht von Dir, das Du hoffentlich nicht versucht bist zu löschen!!!!!(Welch eine Satzkonstruktion!)


Liebe Grüße

leonie

Louisa

Beitragvon Louisa » 08.05.2006, 07:43

Vielen Dank Lisa und leonie!
Besonders Dir leonie, das kleine Gedankenstrich-Gedicht war schon ziemlich depressiv.
(Deshalb hat es sich auch davon geschlichen...es wollte enfach mal eine Weile allein sein.)

Vielleicht kommt es bald wieder und fragt gerührt nach Taschentüchern.

Die Fehler korrigiere ich heute Nachmittag ("Zu spät, zu spät...")

Morgendliche Grüße, louisa


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