Gestrandet

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
ursula.stoehr

Beitragvon ursula.stoehr » 10.05.2006, 22:04

Gestrandet

Mein Kahn ist leck
Die Ruder weg
Mein Wasservorrat aufgebraucht
Ich treibe hilflos auf des Lebens Wogen
Mein Hilfeschrei im Sturm verhallt
Seemöven kreischen um mein Boot
Ich fühl, ich bin in großer Not
Die nächste Welle spült mich fort
Und Nacht bricht über mich herein
Ich fürchte mich, ich bin allein.
Ich weiß, das ist die letzte Reise
Ich spreche leise ein Gebet
Und bitt IHN in der Dunkelheit
Um einen Strahl von seinem Licht
Denn wenn der neue Tag anbricht
Dann wird mein Boot gestrandet sein.

Herby

Beitragvon Herby » 10.05.2006, 23:37

Hallo Ursula,

du hast ein altes Bild der Malerei und Literatur aufgegriffen: das menschliche Leben als eine Fahrt durch raue See.

Obwohl ich ja selbst bisher mehr gereimte als reimlose Gedichte geschrieben habe, sind jedoch gerade die Reime das einzige, was mich an deinen Versen stört, besonders bei "leck - weg". Sie nehmen nach meinem Empfinden deinem Text viel von seinem ernsten Grundton, zumal du das Gedicht ja auch nicht durchgängig in Reimform verfasst hast.

Überleg doch mal, ob du es nicht überarbeiten und ganz reimlos halten willst, ich glaube, es würde sich lohnen! Von diesem Kritikpunkt abgesehen, gefällt mir dein Text gut!

Liebe Grüße
Herby

ursula.stoehr

Beitragvon ursula.stoehr » 11.05.2006, 07:36

Guten Morgen herby

Danke für deine Rückmeldung

ich bin täglich eine gute Stunde im Seniorenheim bei meiner Mutter und da gab es etliche Sterbefälle in der letzten Zeit....
Wenn man die alten Leutchen so "dasitzen" bzw. "liegen" sieht, vergleicht man wirklich mit hilflos treibenden Kähnen, die nur noch darauf warten, dass ihre letzte Fahrt endlich zu Ende geht.

Aus dieser etwas düster traurigen Stimmung sind diese Zeilen entstanden.
Aber - danke für deine Kritik - ich werde sie überarbeiten

Sonnige Morgengrüße
Ursula

Gast

Beitragvon Gast » 11.05.2006, 10:46

Liebe ursula,
auch wenn es dir ein Bedürfnis ist, zu erklären, weshalb du gerade dieses Gedicht geschrieben hast, kann ich dir nur raten (aus eigener Erfahrung) dass du das besser nicht machst...
Zu leicht könnte es dann in die Ecke, "Betroffenheitslyrik" gelangen.

Das Thema ist gut gewählt und ein Boot als "Kahn des Lebens, Überlebens" hat schon in manchen Gedicht als Bild gedient ,und lässt sich dennoch immer wieder neu betrachten. Insofern, kein neues Bild, aber durchaus eines, was du, wenn du am Text noch feilst - siehe meine Vorschreiber, ansprechend gestalten kannst.
(Ich habe das Boot auch schon verwandt).
Versuche es zu entpersonifizieren und auf eine Reihenfolge zu achten, was war zu erst?
Das Ruder weg?
Der Kahn leck?
Istt vorher schon um hilfe geschrien worden?

All das sind Dinge, die du dir noch einmal vor augen führen solltest, damit es ein gutes Gedicht werden kann.
Viel Erfolg und Freude dabei.

Liebe Grüße
Gerda :smile:

Vielleicht sollte ich "Mein Boot" auch mal posten?

ursula.stoehr

Beitragvon ursula.stoehr » 11.05.2006, 12:15

Liebe Gerda

Danke für deine Zeilen.
Du hast Recht, man soll nichts erklären, das wurde uns in der Schreibngruppe auch immer wieder gesagt, wenn ein Teilnehmer erklären wollte, warum und wieso.

Ich werde mich nochmals mit dem Text auseinandersetzen.
Wie lange schreibst du schon?

Liebe Grüße
Ursula

Gast

Beitragvon Gast » 11.05.2006, 13:03

Liebe Ursula, eigentlich seit ich schreiben gelernt habe in der Schule, ;-)
aber du möchtest eher wissen, seit wann ich damit an die "Öffentlichkeit" (Lesungen, Kommentare, Veröffentlichungen) gegangen bin, nehme ich an.

Das was dann 2002 , auf Drängen von Leuten, die meinten, es wäre zu schade, dass ich alles nur für die Schublade schriebe...

Inzwischen bin ich seit 3 Jahren in einer Frankfurter Autorengruppe und in Internetforen , sowie mit klitzekleinen Veröffentlichungen in Antologien und Literaturzeitschriften vertreten und mache sehr gern Lesungen, (mal allein mal mit AutorenkollegInnen) die richtig gut ankommen.

Liebe Grüße
Gerda, danke für dein Interesse.


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