Als die Holunder

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.05.2006, 17:29

Als die Holunder

Zweimal hast du
um mich geweint

als die Holunder aus
dem Dunkel tauchten

Das sind doch
Kinderschmerzen

denke ich und pflücke
mir eine Distel in die Hand.



(auch in Liebeskategorie denkbar, es wollte aber hier gepostet sein)

Max

Beitragvon Max » 15.05.2006, 17:34

Liebes Lisa,

das finde ich eines Deiner besten Gedichte. Ich überlege an der Deutung von "zweimal" (rein sprachlich wäre mir "siebenmal" auch vorstellbar). Die Distel in der Hand finde ich ein sehr gut getroffenes Bild, das Schmerz vermittlelt ohne burtal zu sein (nicht wie ich in meiner Debatte mit Louisa ;-) ).

Liebe Grüße vorerst
von Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 15.05.2006, 17:52

Hallo Lisa,
Ja, Hollunder haben etwas kindliches an sich. Ich finde das auch sehr gelungen, besonders das Ende. Kann diese Situation auch gut nachempfinden O:) .

Wunderbar! Meine Verehrung blüht in Deinem sprachlichen Zaubergarten.

Distellose Grüße, louisa

Trixie

Beitragvon Trixie » 15.05.2006, 18:51

Dieses Gedicht ist für mich vollkommen. Ich wüsste nicht ein Wort, das ich mich trauen würde, zu ändern, da es so, wie es da steht, ganz bewusst geformt und perfektioniert ist. Ich finde gerade das "zweimal" auch ein großer Eyecatcher, der Aufmerksamkeit entfacht. Ich weiß nicht, dieses Gedicht ist für mich wie eine kleine schillernde Muschel ohne Risse und Löcher, die so lange vom Meer geschliffen wurde, bis sie einfach so sein sollte, wie sie ist. Das war jetzt hoffentlich nicht zu triefend und es werden bestimmt noch andere Vorschläge und Kritiken kommen, aber an meiner Meinung wird das wenig ändern: Ich finde es perfekt!

schwärmende Grüße, Trixie

Gast

Beitragvon Gast » 15.05.2006, 21:12

Sehr gut Lisa §blumen§ ,
große Klasse in seiner Kürze und Vielschichtigkeit.
Vor allen Dingen auch das Stutzen welches du herausforderst bei diesem Titel... ob bewusst oder unbewusst... ;-)
Wirklich ... s. o.
Jetzt noch die Frage, warum unter Freie Katgorie und nicht unter Kurzlyrik?

Ist nicht wichtig, wenn der Grund sehr privat ist.

Abndgrüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 16.05.2006, 09:03

Vielleicht weil es dreimal so lang ist wie Heiku, Gerda ;-)

Liebe Grüße
Max

Gast

Beitragvon Gast » 16.05.2006, 09:23

:idea:
Danke, lieber Max

:smile: Gerda

Last

Beitragvon Last » 16.05.2006, 10:32

Hallo Lisa,

ich komme leider an dein Gedicht nicht ran, ich sehe nur Gardinen vor meinen Augen, nicht den Sinn, sie beiseite schieben habe ich nicht vermocht. :sad:

Gibst du mir einen Tipp? *liebguck*

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Beitragvon Lisa » 16.05.2006, 10:53

Hallo Last,

natürlich! Ich kann allerdings keine völlig konkrete Übersetzung anbieten.

Erst einmal zu den zweimal: Max: dein Vorschlag mit siebenmal..ich weiß genau, was du meinst, es würde formelhafter, dadurch bildlicher...
In diesem Fall allerdings ist für mich das zweimal (Trixi hat das ganz richtig intuitiv herausgelesen §blumen§ ) auch solch ein formelhaftes Wort. Es steht für "nicht einmal", so wie man immer wieder vom zweiten Kuss als den unwiederbringlichen spricht (oder nur ich? :-$ O:) ). Zweimal bedeutet: unwiederbringlich.


Die Kinderschmerzen und der Holunder haben einerseits etwas miteinander zu tun. Die Holunder sind ein oft in der Romantik benutztes Symbol für die Liebe, die träumenden, absolute, unbedingte Liebe...die Liebe, vielleicht kann mand as so sagen, im Kontrast/in der Behauptung zur Realität.

Die Kinderschmerzen haben allerdings auch einen leichten doppelten Bezug. Sie beziehen sich auch auf das erzählende Ich...(welches in seiner Reflexion nicht gesichert ist).

Die Distel am Schluss bildet einen Kontrast zum Holunder..(und auch wieder nicht)...und zeigen ein wenig wie allein das Ich doch ist mit bestimmten Dingen bzw. wie allein es den anderen lässt (auch das ist nicht geklärt)...

hm, ob das hilft? Aber mehr kann ich nicht so richtig formulieren....

Trixi: Dir ein besonderes Danke...manchmal tut es so gut, einfach so etwas einmal hören zu können...DANKE! §blumen§

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Beitragvon Lisa » 16.05.2006, 10:58

Ps gerda!!

Hm, das hat gar nicht mal private Gründe...das Gedicht wollte es so ( :-s ). Für Kurzlyrik war es mir schon zu ausschweifend.

Warum stutzt man beim Titel?

Liebe Grüße,
Lisa

Last

Beitragvon Last » 16.05.2006, 10:59

Hallo Lisa,

das hilft schon ungemein. Ich wusste das nicht, das Hollunder ein bekanntes Symbol ist ( und wieder etwas dazu gelernt :grin: ).
So bietet das natürlich einen Ansatz, mit dem ich mich durchhangeln kann :smile:

Gast

Beitragvon Gast » 16.05.2006, 11:21

...als DER Holunder wäre gebräuchlicher...
Das Stutzen ist positiv besetzt ;-)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.05.2006, 11:29

AHA!

ja, der Plural ist Absicht (puh, jetzt bin ich erleichtert) :grin:

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 16.05.2006, 17:02

Hallo Lisa,

ich schaffe es selbst bei wiederholtem Lesen nicht, mich an einem einzigen Wort aufzuhalten oder gar über dessen Bedeutung nachzudenken.

Als Ganzes ebenso entrückend wie entzückend.

Tom. §blumen§


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