Blind wie....?

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Ophelia20

Beitragvon Ophelia20 » 13.05.2006, 23:10

Blind wie.......?“

Gerufen wird niemand außer ihr
Augen verschwinden im Meer
Augen erwachen voller Schmerz.
Alles brennt,
Niemand schaut zu ihr
Ertrunkene Augen voller Einsamkeit


Blind wie ein Blatt im Wind,
Blind wie ein Ort ohne Blätter,
Blind wie die Straße ohne Schmerz,
Blind wie der Schmerz ohne die Menschen.


Verlassene Worte tauchen niemals mehr auf
Verlassene Bäume schlafen für immer
Verlassene Seelen sind unberührt
Leben weiter als wäre nichts
Doch die Illusion bricht
Eine Tür,
Ein Stein, zeigen ihr das Licht
Der Wind erweckt die Blätter zum Leben
Doch jeder geht daran vorbei.
Außer ihr,
Sie wurde von den Seelen betrogen,
Doch vom Zauber der Unendlichkeit,
Wurde sie mit einem Blick,
So blind wie ein Blatt im Wind.

Herby

Beitragvon Herby » 14.05.2006, 02:02

Hallo Ophelia,

erst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum! O:)

Inhaltlich tue ich mich mit deinem Text noch etwas schwer, daher jetzt nur kurz einige Gedanken zur Sprache und Form.

Auffallend sind viele Wiederholungen in deinem Gedicht, die nach meinem Empfinden zum Teil entbehrlich sind, z. B. in der ersten Strophe:

Augen verschwinden im Meer
Erwachen voller Schmerz

Dann die zweite Strophe. Mir ist klar, dass sie den Titel deines Gedichtes aufgreift, aber vielleicht würde ein einmaliges "Blind wie" ( wenn du den direkten Vergleich mit "wie" denn möchtest ) zu Beginn auch genügen.

Zu Beginn der dritten Strophe dann wieder eine dreimalige Wiederholung von "Verlassene". Hier grübele ich noch und komme im Moment nicht weiter ( wohl zu müde :???: ).

Dann noch eine letzte Anregung. Könntest du dir vorstellen, die letzte Strophe zu unterteilen? Sie wirkt mir etwas sehr komplex in deiner Fassung. Ich könnte mir folgende Alternative vorstellen:

Verlassene Worte tauchen niemals mehr auf
Verlassene Bäume schlafen für immer
Verlassene Seelen sind unberührt
Leben weiter als wäre nichts
Doch die Illusion bricht

Eine Tür,
Ein Stein, zeigen ihr das Licht
Der Wind erweckt die Blätter zum Leben
Doch jeder geht daran vorbei.

Außer ihr,
Sie wurde von den Seelen betrogen,
Doch vom Zauber der Unendlichkeit,
Wurde sie mit einem Blick
So blind
wie ein Blatt im Wind.

Ich könnte mir auch noch andere Vers- und Strophensetzungen vorstellen, doch ich will nicht noch weiter in deinen Text eingreifen, den ich trotz meiner inhaltlichen Probleme reizvoll finde. Hoffentlich hab ich dich jetzt nicht gleich erschlagen mit meinen Gedanken! :shock:

Liebe Grüße
Herby

Max

Beitragvon Max » 14.05.2006, 12:49

Liebe Ophelia,

willkommen im Salon!

Dein Gedicht zeigt, dass Du nicht nur ein persönliches Gefühl audrücken möchtest, sondern Dich dafür eines literarischen Hintergrunds bedienen kannst. Ich finde die Anspielungen an das Ertrinnken sehr spannend (ich hoffe, ich habe das richtig interpretiert - bei den Details der vielen Wasserleichen-Motive kennst sich Lisa, glaube ich, besser aus).
Stark finde ich das Bild

Blind wie der Schmerz ohne die Menschen


Allerdings kommt der Schmerz in der Zeile davor schon einemal vor und da Du sonst Wiederholungen vermeidest, ist mir nicht klar, was die Wiederholung dort bewirken soll.

Die Stelle
Zauber der Unendlichkeit


finde ich noch verbesserungsfähig. Der Zauber der Unendlichkeit ist schon des öfteren verwendet worden, kann alles ´Mögliche bedeuten und gibt doch keinen konkreten Hinweis.

Liebe Grüße
Max

Herby

Beitragvon Herby » 14.05.2006, 13:44

Hallo Max,

jetzt musst du mir aber helfen, da ich nach Lesen deines Kommentars heftig verunsichert bin! Du schreibst:

Allerdings kommt der Schmerz in der Zeile davor schon einemal vor und da Du sonst Wiederholungen vermeidest, ist mir nicht klar, was die Wiederholung dort bewirken soll.

Ich hatte in meiner Antwort geschrieben:

Auffallend sind viele Wiederholungen in deinem Gedicht, die nach meinem Empfinden zum Teil entbehrlich sind, z. B. in der ersten Strophe

Es finden sich doch in jeder Strophe von Ophelias Gedicht zum Teil sogar mehrfache Wiederholungen. Wie meinst du das jetzt, dass sie Wiederholungen vermeidet?? :???: :???: Habe ich da einen anderen Text gelesen und kommentiert?? :???: :???:

Ratlose und irritierte Grüße
Herby

Max

Beitragvon Max » 15.05.2006, 12:38

Lieber Herby, liebe Ophaelia

sorry, eigentlich sollte da stehen "obwohl Du Wiederholungen bewusste einsetzt, scheint mir hier nicht klar, was sie bewirken sollen". Ich saß gestern am Schreibtisch und während ich die Kritik schrieb, ging mir durch den Kopf, dass ich noch einen Muttertagsanruf tätigen muss - alks ich das getan hatte, waren meine Gedanken anscheinend noch nicht ganz bei der Sache. Entschuldigt nochmal (ich bin schon beruflich des öfteren verwirrt ;-) )

Liebe Grüße
Max

Herby

Beitragvon Herby » 15.05.2006, 13:10

Lieber Max,

danke für deine Aufklärung! Das beruhigt mich sehr! ;-)

Was die Konzentration angeht, kannst du ganz beruhigt sein, ich kenne solche Momente nur allzu gut! Ich habe schon mal eine eigentlich als PN gedachte sehr private Nachricht als öffentliche Antwort ins Forum gesetzt. Hab's dann aber noch rechtzeitig gemerkt und sie mit wehenden Fahnen wieder gelöscht. :shock: Nachdem man nun in Zukunft eigene Beiträge nicht mehr löschen kann, werde ich da besser aufpassen müssen! ;-)

Liebe Grüße und eine gute Woche!
Herby

Max

Beitragvon Max » 15.05.2006, 13:15

Lieber Herby,

ich bin ja ein Supermoderator, das mit dem Löschen habe ich gar nicht mitbekommen ;-)

Liebe Grüße
Max

Ophelia20

Beitragvon Ophelia20 » 18.05.2006, 13:29

Blind wie.......?“

Gerufen wird niemand außer ihr
Augen verschwinden im Meer
Augen erwachen voller Schmerz.
Alles brennt,
Niemand schaut zu ihr
Ertrunkene Augen voller Einsamkeit


Blind wie ein Blatt im Wind,
Wie ein Ort ohne Blätter,
Wie die Straße ohne Steine,
Wie der Schmerz ohne die Menschen.


Verlassene Worte tauchen niemals mehr auf
Verlassene Bäume schlafen für immer
Seelen sind unberührt
Leben weiter als wäre nichts

Doch die Illusion bricht

Eine Tür,
Ein Stein, zeigen ihr das Licht
Der Wind erweckt die Blätter zum Leben
Doch jeder geht daran vorbei.

Außer ihr,

Sie wurde von den Seelen betrogen,
Doch vom Zauber des Meeres,
Wurde sie mit einem Blick,
So blind wie ein Blatt im Wind.

Max

Beitragvon Max » 18.05.2006, 16:54

Liebe Ophelia,

ich finde die zweite Version deutlich besser - gerade das

blind wie eine Straße ohen Steine


gefällt mir gut ...

Liebe Grüße
Max


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