verbrannte erde

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 06.05.2008, 08:49

verbrannte erde -

das feuer
hüten

© hakuin08

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.05.2008, 15:16

Hallo Hakuin,

dieses Kurzgedicht finde ich spannend, da ich hier mehrere Ebenen lese. Einmal lese ich von vier Elementen, obwohl sie nicht alle explizit genannt sind. Erde, Feuer ist klar.
Die Erde verbrannte (weil kein Wasser das Feuer löschte) Und um ein Feuer zu hüten, braucht es die Luft, genauer gesagt, den Sauerstoff aus der Luft.
Dann die weiteren Ebenen, nach meiner Lesart:
Die Erde ist verbrannt, was bleibt: das Feuer zu hüten. Hier sind zwei Interpretationen möglich: einmal das Feuer zu hüten, im Sinne von: in Schach halten, damit es nicht noch mehr verbrennt/Schaden anrichtet (auch steckt da noch drin: sich vor dem Feuer zu hüten)
oder aber (und ich glaube, das geht wohl eher in deine Intention)
das Feuer zu bewahren, zu erhalten, (es ist das, was noch bleibt), weil der Mensch auf das Feuer angewiesen ist, alles aus dem Feuer entstanden ist und wieder neu entstehen kann. Also quasi: das Feuer des Menschen/der Menschheit hüten.
Ich bin neugierig, wie andere Mitglieder dein Kurzgedicht lesen.
Saludos
Mucki

ecb

Beitragvon ecb » 06.05.2008, 17:59

verbrannte erde - ein begriff aus der kriegstaktik, doppelt furchtbares, weil systematische zerstörung beinhaltend.

"hütet das feuer" ist das einzige, was mir dazu einfällt.

lg eva

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annette
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Beitragvon annette » 06.05.2008, 18:21

Hakuin,

für mich werden hier die beiden Extreme dargestellt, die Feuer bedeuten kann: Einerseits Tod und Zerstörung (Krieg auf Kosten der Zivilbevölkerung und der Erde selbst) andererseits Leben (Herd, Wärme, Licht).

Zwei entgegengesetzte Formen der Instrumentalisierung des Feuers durch den Menschen. Beide Bedeutungen bekommt das Feuer erst in der Hand des Menschen, an sich ist es nichts von beiden, an sich ist es Feuer.

Gruß - annette

Max

Beitragvon Max » 06.05.2008, 19:46

Lieber Hakuin,

mir gefällt die Ambivalenz beinahe aller Begriffe in diesem Gedicht, die dem Text etwas zwischen den Bedeteungen Schwebendes verleiht. Allerdings denke ich auch, dass man gerade bei Feuer vieles auch tiefer ausloten könnte - mit Gewinn.

Liebe Grüße
Max

scarlett

Beitragvon scarlett » 06.05.2008, 19:49

LIeber Hakuin,

das gefällt mir - die zerstörerische und nährende Fähigkeit des Feuers in aller Kürze trefflich beschrieben.
Prometheus läßt grüßen ...

verbrannte erde -
ich hüte das feuer

Was würdest du davon halten?

LG,
scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.05.2008, 19:55

Liebe Monika,

in Ich-Form zu schreiben, halte ich für nicht so glücklich. Wie soll ein Mensch das Feuer (der Menschen) hüten, wenn man von der Zerstörung ausgeht, die es anrichten kann? Ich glaube, das Ich wäre dann auf eine zu hohe Position gestellt.
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 06.05.2008, 20:04

Es würde aber die Verantwortung jedes einzelnen betonen, hervorheben, liebe Mucki. In diese Richtung dachte ich.

LG,
scarlett

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 06.05.2008, 20:07

Ich kann bei diesem Text nur das grausame erkennen, welches von Feuer verursacht wird. Das Nährende des Feuer, die Wärme des Feuers kann ich aus dem Text nicht lesen.
Dies liegt an dem Titel und der ersten Zeile, verbrannte Erde.
Dieser Titel/Zeile prägt für mich den gesamten Text. Er hat den Text im Griff und gibt diesen nicht wieder her.

Feuer lese ich zudem in doppelter Hinsicht. Zum einem als das tatsächliche Feuer, welches das Leben auf der Erde und die Erde selber verbrennt. Zum anderen das Feuer, welches im Menschen steckt. Nicht das bekannte Feuer der Leidenschaft im positiven Sinne, sondern das Feuer, welches im Menschen steckt, um zu zerstören.

Diese Feuer werden auch heutzutage noch weiter geschürt. Damit diese nicht ausgehen, werden sie gehütet. Es gibt noch genügend "Brandherde" auf dieser Welt, in denen Feuer "verbrannte Erde" verursacht. Insofern ist auch die das "feuer hüten" für mich negativ belegt.
Die schönen Seiten des Feuers kann ich nicht lesen.

Bei dem doch feststehenden Begriff "verbrannte Erde" als Titel, kann ich beim besten Willen nichts positives über das Feuer in diesem Text lesen.
Bei verbrannte Erde an irgendetwas positives denken, nee geht nicht.

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.05.2008, 20:12

Lieber Hakuin!

Ich kann nur eines sagen: Ein Treffer!

MlG

Moshe

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 06.05.2008, 21:49

Hallo hakuin,

das vordergründige Element für mich ist der Gedanke an Atomenergie, sozusagen die Warnung vor dem GAU, hüten dann mit der Doppelbedeutung, nutzen und (vor Missbrauch) bewahren.

Gruß

Sneaky

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annette
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Beitragvon annette » 07.05.2008, 09:08

Hakuin,

aufgrund der unterschiedlichen Kommentare stellt sich für mich die Frage, wie Du "hüten" meinst. Soll das Feuer gehütet werden, um weiterhin Erde zu verbrennen, um zu zerstören? Oder ist das Bewahren von Feuer zu lebenserhaltenden Zwecken gemeint?

Falls Du nur die zerstörende Wirkung von Feuer im Auge hattest, würde ich statt "hüten" "schüren" verwenden.
Eine Ambiguität erhalten zu wollen scheint mir nicht sinnvoll.

Gruß - annette

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 07.05.2008, 11:06

hey! dank euch ALLEN.

vielfältig zu lesen. hmmm, was soll ich da noch meine intention beibuttern ;-)

es war mal wieder DA, einfach so.... o.k. ich es sind nachwirkungen, vielleicht auch vom text: krisengebiet. ist halt keine ursache zu erkennen für DIESEN text hier.

ich sehe auch noch

BRANDRODUNG
bzw.
abgebrannte stoppelfelder

hat nix mit krieg zu tun.

ja feuer hüten, eher das feuer im innern. so oder so, mal anfachen, mal bändigen.

salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.05.2008, 11:53

Hallo Hakuin,

da 'verbrannte Erde' tatsächlich ein fester Fachbegriff der Kriegstaktik ist (was ich nicht wusste, ehrlich gesagt), würde ich dies in der Tat ändern in "verbrannt" oder wie du vorschlägst "abgebrannte stoppelfelder", jedenfalls weg von diesem Kriegsbegriff.
Saludos
Mucki


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