auf der jagd

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.05.2008, 19:24

.
auf der jagd
nach blauen gründen
meide ich
den schwarzen sattel


* "den" aus Zeile drei in die letzte gesetzt

© Mucki
05/2008
Zuletzt geändert von Mucki am 09.05.2008, 16:52, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2008, 02:02

Hi Zefi,

es steckt beides drin. Das mit dem Gegensatz hast du schon richtig gelesen. Bei den blauen Gründen steht das Blau für das Positive, das Helle, die Erfüllung. In "Gründen" steckt auch das Positive drin, im Sinne von Ebenen, ankommen, also zweimal positiv konnotierte Worte. Noch etwas steckt in diesen "Gründen", nämlich: LI ist auf der Suche nach blauen Gründen im wahrsten Sinne des Wortes, also nach "guten Gründen". Diesem Blau jagt das LI hinterher.

Im

meide ich
den schwarzen sattel


steckt einmal das Schwarz für Dunkelheit/Schwere drin und zusätzlich noch der Sattel, der das LI "fest an sich schnüren, festhalten" würde, also auch hier eine Verdoppelung, hier mit negativer Konnotation. Deshalb will LI diesen Sattel, der auch noch schwarz ist, meiden, möglichst überhaupt nicht berühren, wenn es irgend geht, auf seiner Suche nach Erfüllung, ist sich aber bewusst, dass es diesen "Sattel" eben doch gibt, sozusagen ein "schwarzer Grund" ist (auch ein Grund für die Suche des LI). Und deshalb ist es ein schwieriger Weg, zu dem LI aber entschlossen ist. Deshalb das Wort "Jagd" (einmal als Begriff für die Hetze aber auch für den Willen).
Buenas noches
Mucki

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 10.05.2008, 09:34

Hallo Mucki!

Als Nichtreiter war auch ich hier auf eine Erklärung angewiesen. Aber "an sich" funktioniert der Text natürlich gut :-)

Als etwas störend empfinde ich die rhythmische Gleichförmigkeit des Textes. Z1 tönt in dieser Hinsicht genau wie Z3, Z2 genau wie Z4, und die Parallelität von "blauen / schwarzen" bringt noch mehr "Mechanik" hinein... Für meinen Geschmack etwas zu viel! Kann man nicht dieses Wiederaufnehmen der Farbe in Spannung setzen mit einem Wechsel im Rhythmus? So könnte dein kleines Stück "lebendiger" werden, finde ich. Was dann ja auch gut zur "Jagd" passen würde ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Max

Beitragvon Max » 10.05.2008, 11:59

Liebe Mucki,

ich finde es beachtlich, dass Lisa "erraten" hat wie der Text gemeint sein könnte. Als Nichtreiter habe ich vermutlich wenig Chancen, den Inhalt zu erfassen. Darüber hinaus ging es mir wir Zefira, auch ich habe die Betonung bei "schwarz" gesehen (meines Erachtens ließe sich das aber einfach vermeiden, indem man einfach das "schwarz" weglässt).

Abgesehen davon finde ich das Gedicht auch eher aphoristisch, eher ein geistreiche Bemerkung als ein Bild für etas anderes.

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2008, 13:01

Hi Ferdi,
Als Nichtreiter war auch ich hier auf eine Erklärung angewiesen. Aber "an sich" funktioniert der Text natürlich gut :-)

das ist doch schon was ,-) Du hast ja gelesen, Sneaky liest ihn auch anders für sich. Aber das ist ok.
Als etwas störend empfinde ich die rhythmische Gleichförmigkeit des Textes. Z1 tönt in dieser Hinsicht genau wie Z3, Z2 genau wie Z4, und die Parallelität von "blauen / schwarzen" bringt noch mehr "Mechanik" hinein...

Genau diese Mechanik ist hier gewollt, Ferdi.
Kann man nicht dieses Wiederaufnehmen der Farbe in Spannung setzen mit einem Wechsel im Rhythmus? So könnte dein kleines Stück "lebendiger" werden, finde ich. Was dann ja auch gut zur "Jagd" passen würde

Wenn ich den Text gehetzt hätte schreiben wollen, hätte ich ihn auch "atemlos" geschrieben (wie z.B. in meinem Text "sie tanzt"). Doch ich habe hier ganz bewusst in einem eher abgeklärten Stil geschrieben, weil LI sich in einer abgeklärten Position befindet. LI weiß, in welcher Situation es sich ist, dies eine Hetze (Jagd) ist, aber ist entschlossen und hat das Ziel klar vor Augen. Würde ich den Text lesen, wäre kaum eine Betonung drin. Ich läse ihn langsam und sehr ruhig. Deshalb auch der ruhige Stil des Textes. Für mich liegt gerade die Spannung zwischen der ruhigen, abgeklärten Form des Vierzeilers und dem intensiven, alles andere als ruhigen Inhalt. Kannst du das nachvollziehen?
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2008, 13:06

Hi Max,
ich finde es beachtlich, dass Lisa "erraten" hat wie der Text gemeint sein könnte.

fand ich auch klasse! Mir ist schon klar, dass wenn ich diesen Vierzeiler z.B. in einer Lesung vortragen würde, ihn wohl kaum einer - gemäß meiner Intention - verstehen würde, sondern eher vordergründig wahrnehmen würde.
Darüber hinaus ging es mir wir Zefira, auch ich habe die Betonung bei "schwarz" gesehen (meines Erachtens ließe sich das aber einfach vermeiden, indem man einfach das "schwarz" weglässt).

Nein, das schwarz kann ich nicht weglassen. Blau und schwarz müssen drinbleiben, unbedingt. Es sind wesentliche Bestandteile, ebenso wie 'Gründen' und 'Sattel'. Siehe mein posting an Zefi.
Abgesehen davon finde ich das Gedicht auch eher aphoristisch, eher ein geistreiche Bemerkung als ein Bild für etas anderes.

Das ist für mich ok,-)
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.05.2008, 14:00

Liebe Mucki,

ja, das LI ist auf einer Metaebene und sieht sich selbst zu. Kommt mir auch so vor, wie du es Ferdi beschreibst.

Lieben Gruß
ELsie
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2008, 14:08

Jep, Elsie,

dieses Wort 'Metaebene' wollte mir partout nicht einfallen *g*, aber genau das meine ich.
Sehr schön, dass du es auch so siehst :)))
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 10.05.2008, 14:32

Nein, das schwarz kann ich nicht weglassen. Blau und schwarz müssen drinbleiben, unbedingt. Es sind wesentliche Bestandteile, ebenso wie 'Gründen' und 'Sattel'.


Dann bleibt allerdings nicht mehr viel, was man ändern könnte ;-)

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2008, 14:51

Hi Max,
Max hat geschrieben:Dann bleibt allerdings nicht mehr viel, was man ändern könnte ;-)

so isses es ,-)
Saludos
Mucki

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 10.05.2008, 23:44

Hallo Mucki!

Für mich ist "mechanisch" die negative Variante von "ruhig". Und etwas mehr Spannung würde ja auch nicht zu Atemlosigkeit oder Gehetztheit führen, sondern den Text einfach nur mit einer lebendigen Ruhe statt mit einer mechanischen ausstatten. Aber na ja. Wenn's dir so gefällt :-)

Ferdigruß!
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.05.2008, 00:03

Hi Ferdi,

wenn du eine Idee für eine lebendige Ruhe hast, nur her damit ;-)
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 11.05.2008, 12:31

Liebe Mucki,

auch als Nicht-Reiterin ... mir war sofort klar, was gemeint ist. Ich habe mit diesem Text also überhaupt keine Schwierigkeiten. Auch sagt mir dieser ruhige Fluss sehr zu, er birgt für mich etwas Überlegtes, LI geht besonnen ans "Werk", ist sich seines Tuns sicher, überzeugt davon.
Gut gemacht.

LG,
scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.05.2008, 12:36

Liebe Monika,

das freut mich sehr, vor allem, dass dir gleich klar war, was ich meinte und dir der ruhige Duktus gefällt. Überlegt, besonnen, genau.
Danke dir!
Saludos
Mucki

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 11.05.2008, 17:50

Jetzt verstehe ich den Text schon wieder nicht.

Zuerst verstand ich als Nichtpferdesportlerin und als jemand, den keine 10 Pferde auf ein Pferd kriegen, den Inhalt nicht.
Aufgrund der Erklärungen verstand ich den Text zwar, bezweifel aber den Inhalt der Aussage etwas.

Und nun lese ich etwas vom ruhigen Duktus, und von besonnen und überlegt und verstehe wieder nichts.

Wo ist denn in dem Umstand, daß jemand den Sattel meidet, etwas besonnenes und überlegtes?
Ein Sattel fesselt ja nicht nur (eigentlich tut er das doch nur, wenn man es so selber sieht), er gibt doch auch und gerade Halt.
Wobei ich mit Sattel jetzt nicht nur den Pferdesattel meine. Ein jeder/jede hat doch wohl so seinen Sattel in seinem Leben, wodurch er/sie innehalten kann, überlegen kann, der ihm halt bietet.
Nur durch das Leben hetzen, um zu Erfüllung zu gelangen, ohne Halt und ohne mal Innezuhalten ist doch weder besonnen noch überlegt.

Ein Jagdgalopp durchs Leben als ruhiger Fluß?

Oder habe ich da jetzt wieder was falsch verstanden?

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)


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