lichtenstein

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
carl
Beiträge: 850
Registriert: 31.03.2006
Geschlecht:

Beitragvon carl » 20.05.2006, 10:02

lichtenstein
oder die unsterblichkeit

alfreds karriere:
er textet espresso und
lässt sich im krieg erschießen.
kommt seitdem aufs gleiche.

dagegen roy: der siebdruckt.
comic-ästhetik.
wham!
was für sammlerstücke!!

Max

Beitragvon Max » 20.05.2006, 16:24

Lieber Carl,

ich finde es eine originelle Idee, einfach die Namensverwandheit von Roy und Alfred Lichtensteion auszunutzen - allerdings ist mir nicht ganz klar, was die beiden außer dem Namen gemeinsam haben.

Liebe Grüße
max

carl
Beiträge: 850
Registriert: 31.03.2006
Geschlecht:

Beitragvon carl » 21.05.2006, 08:03

Lieber Max,

dank für den Hinweis!
Ich muss mir da wohl noch was überlegen...
Was mich persönlich beschäftigt hat, ist das Verhältnis von bildender Kunst und Lyrik, genauer die Wertschätzung ihrer Werke beim Publikum.
Vom Künstler fordern sie ja oft den Einsatz seines Lebens, aber der Dichter produziert nichts Materielles. Nichts was man besitzen kann. Nichts, was man ersteigern kann. Nichts, was man sich hinhängt und das einen wohltuend von andern abhebt...
Das Werk eines Dichters muss man innerliech "erwerben um es zu besitzen" und besonders Lyrik bekommt keinen Event-Charakter (Poetryslams nehme ich jetzt mal aus).
Irgendwie bedient die bildende Kunst auch eine niedere Ebene (wobei ich nicht sagen würde, der Literaturbetrieb sei kein Markt der Eitelkeiten) und das zeigt sich in dem krassen Mißverhältnis der materiellen Werte.
Harrison Ford soll mal über seine Gagen gesagt haben:
"Niemand ist 20 Mio Dollar wert. Aber ich nehme sie."
Find ich klasse! Denn es geht mir nicht um den Künstler dabei sondern um den "Fan". Ich würde es so abwandeln:
Kein Bild ist 20 Mio Dollar wert, besonders nicht, wenn bahnbrechende Texte irgendwo verstauben.
Übrigens hieß die 1. Strophe ursprünglich
alfreds karriere:
er textet deutsch und
lässt sich im krieg erschießen.
kommt seitdem aufs gleiche.

aber das war mir zu (nationalistisch) mißverständlich.

Liebe Grüße, Carl

Gast

Beitragvon Gast » 21.05.2006, 10:20

Lieber Carl,
ich habe auch mit bildender Kunst zu tun...
(Jahrelange Arbeit in einer Galerie für zeitgnössische Kunst)
Ich kenne mehr Bildende Künstler als Autoren persönlich
Sie sind keine Lichtensteins, keine Richters, keine Renoirs.
Genanzino, Gernhardt, Rühmkorf u. a, konnte ich allerdings schon live erleben.

Ich kann doch nicht z. B. Gerhard Richter, mit einem Peter Rühmkorf in die Waagschale werfen.
Das solltest du bitte bei deinen Überlegungen berücksichtigen. Viel erschreckender für mich ist, was für ein Mist gedruckt und auch gelesen wird, während Anderes in den Ecken oder in Internetforen verstaubt...
Aber man kann die bildende Kunst lieben, so wie ich und sie dennoch kritisch sehen, gerade was die Preisgestaltung angeht...
Wenn ich da an die großen Auktionen denke wird mir übel.
Ich kenne allerdings Künstler, die mit enormem kreativen und materiellen Aufwand ihre Ideen umsetzen und die Einnahmen, dann dringend benötigen um sie in die nächste Arbeit zu investieren... aber wie gesagt keine Lichtensteins usw...
Mir generalisiert dein Text zu sehr, obwohl am konkreten Beispiel festgemacht.

Liebe Sonntagsrüße
Gerda
PS Mal sehen, vielleicht poste ich mal eine Glosse zum Kunstbetrieb...

carl
Beiträge: 850
Registriert: 31.03.2006
Geschlecht:

Beitragvon carl » 21.05.2006, 14:42

Liebe Gerda,

Dein Kommentar wirft bei mir eher die Frage auf, ob man so ein Thema lyrisch behandeln soll.
Wenn ja, dann ist Polemik erlaubt, zumal sie sich nicht gegen die Personen, sondern die Wertschätzung ausgedrückt in Dollar handelt.

LG, Carl

ursula.stoehr

Beitragvon ursula.stoehr » 21.05.2006, 17:46

lieber carl

Beim Lesen deiner Gedanken fiel mir spontan wieder ein:
wir hatten heuer eine große Roy Lichtenstein Ausstellung im Kunsthaus. eines der Sammlerstücke wurde dabei von einer geistig verwirrten Frau aus Deutschland mit mehreren Messerstichen stark beschädigt.
Versicherungsfall - wird restauriert...
Hast du avon gehört?

liebe Grüße
Ursula

Gast

Beitragvon Gast » 21.05.2006, 23:33

Lieber Carl, ein interessanter Aspekt, so denke ich, möglichweise, wirklich nichts "Lyrisches"...

Aber warum sich nicht auch mal an so etwas versuchen...

Abendgrüße
Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 21.05.2006, 23:37

Liebe Ursula, Kunstvandalismus, ist weitaus verbreiteter als gemeinhin angenommen.
Das wir recht gern totgeschwiegen, wie ich mal in einer Diskussion mit einem Kunsthistoriker erfuhr, damit nicht noch mehr "Nachahmungstäter" auf die Idee kommen...
Auch möchten die Versicherungsgesellschaften recht gern die Beträge, die da fließen im Dunklen wissen, selbstverständlich nur im Interesse des Opfers und des Kunstwerks... :???:

Abendgrüße
Gerda

carl
Beiträge: 850
Registriert: 31.03.2006
Geschlecht:

Beitragvon carl » 22.05.2006, 06:07

Hallo Ursula,

nein, von dem Angriff auf einen "Lichtenstein" habe ich nichts gehört. Hier hat tatsächlich nur die Namensgleichheit den Ausschlag gegeben für den Vergleich.
Aber er zeigt mein Problem von einer andern Seite:
Durch die Materialisierung wird das Kunstwerk einmalig und verletzbar. Bücher kann man verbrennen, letztlich ohne Erfolg. Aber diese Immatrealität macht ihren Inhalt weniger wert.
Paradox. Anders kann man es doch nicht nennen?

Liebe Grüße, Carl

Gast

Beitragvon Gast » 22.05.2006, 08:01

Lieber Carl, die materielle Betrachtung ist nur eine Seite.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, dass man mir meine Gedichte nicht nehmen kann...
Wenn ein einmaliges Kunstwerk, Gemälde, Skulptur, Objekt, im Falle eines Drucks die Druckvorlage, bei einem Guss die Form, zerstört oder beschädigt wird, so ist das um vieles schlimmer.
Es kann nicht mehr reproduziert werden, denn es ist niemals mehr dasgleiche, geschweige denn dasselbe.
Ich habe erlebt, wie ein Künstler leidet, dessen Werke mutwillig beschädigt worden sind... (18 Von 20 Ausstellungsstücken)
Den ideellen Schaden beim Künstler kann keine Versicherung wieder gut machen.
Wovon ich weiter oben sprach, das gilt für Versicherungssummen die an Museen, Galeristen und Sammler gezahlt werden, damit Ihnen kein materieller Schaden entsteht.
Literatur ist reproduzierbar ohne an Wert, was aber viel wichtiger ist ohne ihre Eigenart, ihren Character zu verlieren.

Liebe Grüße
Gerda

Carl, wenn die Diskussion, die dein Gedicht ausgelöst hat, verschoben werden soll, weil sie sich vom Text wegbewegt hat, lass es mich bitte wissen.

carl
Beiträge: 850
Registriert: 31.03.2006
Geschlecht:

Beitragvon carl » 22.05.2006, 12:18

Hallo gerda,

ich find's nicht schlecht, wenn ein Gedicht auch eine inhaltliche Diskussion auslösen kann.
Ich will das nicht gegeneinander ausspielen.
Ich weiß, dass Gedichte Menschen geholfen haben, das KZ geistig zu überleben. Bekanntester: Victor Frankel, Trozdem Ja zum Leben sagen. Persönlich habe ich einem Freund meines Vaters Gedichte übersetzen helfen, die er als norwegischer Widerstandskämpfer im KZ gedichtet (ich wollte erst schreiben: geschrieben) hat.
Das Zeichnen hat andern geholfen. Und das Gezeichgnete ist ein Wertgegenstand, weil es das dokumentieren ióder im Betrachter auslösen kann.
Trozdem.
Das Matrielle zeigt ein Mißverständnis und ein Mißverhältnis in der kulturellen Wertschätzung an.

Carl


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 51 Gäste