lass los

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Iris

Beitragvon Iris » 11.05.2006, 21:33

schrei, schrei
nach vergangenheit
der absturz ist sicher
der sichere absturz
in einen toten winkel

im gedächtnis nächtlicher träume bleibt haften,
was ich von schweren tagen vergaß
viel alp drückt, während die zeit mich erneuert

noch abgeschitten von hoffnung und trost
ist unbesonnenes erleben unbeweglich vereist
ich knüpfe fäden indessen
in einen neuen, noch löchrigen grund

gäbe das empfinden mich endlich frei
erfüllte sich lächelnd ein sehnlicher wunsch?


ursprünglich:

schrei, schrei
nach vergangenheit
der absturz ist sicher
der sichere absturz
in einen toten winkel

im gedächtnis nächtlicher träume
bleibt haften, was der tage vergessen
soviel alp will sein, wenn keine zeit ist

in anderen momenten erfüllt sich sehnen?
ach, könnt ich es nur so wähnen
dann gäb ich mich frei für hier und jetzt
& nicht für immer hielt ich es fest
Zuletzt geändert von Iris am 25.05.2006, 08:41, insgesamt 4-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 12.05.2006, 15:12

Liebe Iris,

ich finde die Idee Deines Gedichtes gut, das, was Du, wenn ich Dich richtig verstehe, sagen willst. Dass man die Vergangenheit loslassen muss, um in der Gegenwart erfüllt zu leben (Ich hoffe, ich habe es richtig verstanden).
Das Bild vom Sturz in den toten Winkel finde ich sehr stark.

Die Umsetzung finde ich problematisch, sie kommt mir sehr unausgegoren, fast willkürlich vor: Der, wie ich finde, nicht besonders gelungene Reim, die Satzzeichen, manche Formulierungen (was der tage vergessen). Ich habe deshalb Mühe mit dieser Fassung des Gedichtes.

Liebe Grüße

leonie

Iris

Beitragvon Iris » 12.05.2006, 17:13

okay, danke leonie, ich werde mal in die stille damit gehen.

es geht nicht nur ums loslassen der vergangenheit, es geht um, und das ist noch nicht deutlich genug, um ein traumatisches ereignis, das immer wieder zum absturz in tote winkel führt und führen will, was sich im alp bemerkbar macht, bewußt durchlebt und logelassen werden will, dieser schrei nach vergangenheit ist die durch das trauma nicht wirklich- leben könnende- zeit nach dem trauma, die noch anhält, also das ins bewußtsein dringende erforderliche, um wenigstens in zukunft leben zu können, nicht nur existenskampf vollziehen müssen,
es geht um aufarbeitung, die noch bevorsteht, es geht um verlust von kraft und wertvoller lebenszeit und diesem wann kann ich endlich ...
das ist ein unausgegorener zustand und ich hätte es gern auch so wie im glasbehälter oder im topf, wo man das wischtuch drüber hat und mal kurz reinguckt, also als zustandsaufnahme ...

also nicht das trauma selbst, den anfang vom drohenden ende, welches nun immer wieder wie ein damoklesschwert dahängt, nicht das ergebnis, die auflösung oder das (folgende) umschlagen in eine neue qualität sondern diesen zwischenzustand, dieses weder noch, diesen kampf um überleben und aber auch dieses sich zeit nehmen müssen, um kraft zur bewältigung sammeln zu können, diese eigentlich nicht in form zu fassende oder gar in worte zu bringende bewältigungsaufgabe zu ...

liebe grüße iris

Louisa

Beitragvon Louisa » 12.05.2006, 17:21

Hallo Iris,
Die erste Strophe finde ich sehr gut formuliert, auch die zweite ist schön, aber ich weiß nicht genau, was "alp" bedeutet (von ALPtraum?).

Nur diese Zeilen:

in anderen momenten erfüllt sich sehnen?
ach, könnt ich es nur so wähnen


rutschen plötzlich ein bisschen ab, glaube ich. Besonders die erste hört sich ein klein wenig aufgesetzt an.

Ich fände ein Bild für das sich-frei-geben und das jetzt-festhalten schöner für deinen Schluss.

Ansonsten finde ich es sehr berührend (Deine Ausführungen überdies auch).

Sehr schön!

Freitägliche Grüße, louisa

Iris

Beitragvon Iris » 12.05.2006, 17:48

Liebe Louisa,

Ja, danke. Durch die Reime in der Schlußstrophe bricht der Text in zwei Hälften und ich werde mich für das Reimlose entscheiden, es ist der Alptraum gemeint, ja.

Die Reime kamen wahrscheinlich, weil ich krampfhaft lösen wollte und es eben nicht ging und ich dadurch in eine unentschiedene Form geriet , sie bringt höchstens Verlust, wenn ich sie stehen lasse, statt die eben nicht vorhanden sein könnende Lösung im Zwischenstadium ...

dafür werde ich mir Zeit lassen, ich meine für die Entreimung und Neugestaltung der letzten Strophe...

liebe Grüße

Iris

Max

Beitragvon Max » 13.05.2006, 18:10

Liebe Iris,

da sich auch meine Krik hauptsächlich an der letzten Strophe festmacht, will auch ich mir Zeit lassen und gespannt warten, was denn die Zeit dort Neues bringt ;-)

Liebe Grüße
Max

Iris

Beitragvon Iris » 22.05.2006, 15:56

So nun hab ich die überarbeitete Variante oben angefügt.

LG Iris


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