Die behagliche Inneneinrichtung

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Sam

Beitragvon Sam » 10.09.2010, 14:24

Die behagliche Inneneinrichtung

Ephemere Wanderung auf dem Schorf der Krise:

Wertbebenopfer Wiedertänzer
bauen Häuser aus abgebrannten Streichhölzern
stinken an
gegen tote Bäume und Glubschaugen
wollen unverstrahlt strahlen
über‘m immervollen Napf
sind pazifistische Pistoleros
die ins Meer pissen
die in die Suppe spucken
immer für’s Rechtsfahrgebot
und für gesundgebildete tote Kinder

…machsoweiterSam…

(Kopfschütteln*)

Hindurchlaufenderhitzt das ICH, nicht unschuldig, aber unwillig und unbehagt, satt natürlich und hungrig, zeithungrig und glückshungrig, gelassenheitshungrig und wissenshungrig, da geht was ab, immer geht was ab, viel Arbeit für den Zeigefinger, für Herz und Hirn, weniger für’s Hirn, für die faulen Knochen vielmehr, die fauligen oder besser die faulenden oder sogar schon verfaulten Knochen, die nichts mehr bewegen, die beinahe verwest sind; alles ist verwest, bis auf Hirn und Auge und Herz, HerzAugeHirn, aber keine Knochen mehr - um irgendetwas zu tun, kann ICH nur noch schauendenkenfühlen.

Hören?

Hören!

:

„Böse bellt der Zukunftshund!“


*Verneinende Geste, die als intellektuell, wenn unbegründet, als banal aber wahngenommen wird, kommt sie mit allerhand Erklärungen daher.

Sam

Beitragvon Sam » 22.09.2010, 07:18

Hallo Tom,

vielen Dank!

Ich muss zugeben, dass mir, vielleicht aus purer Eitelkeit oder aus der Anmaßung heraus, mich ernsthaft mit Literatur und seinen Möglichkeiten auseinanderzusetzen, der Begriff "pubertär" in Verbindung mit einem Text/Gedicht von mir auf den ersten Blick nicht behagt. Aber deiner Interpretation von pubertär kann ich mich durchaus anschließen. Der Pubertierende setzt sich gegen Welt, weil er noch nicht wirklich einen Platz darin gefunden hat (aus dem Paradies der Kindheit wurde er ja vertrieben). Dem ICH dieses Textes geht es wohl ähnlich. Zumindest in der von mir intendierten dritten Ebene, die sich auf das Schreiben selbst bezieht und dem Gedanken, dass man dadurch der Welt und was in ihr passiert nicht wirklich etwas entgegensetzen kann. Es ist nicht wirklich etwas, das ins Geschehen eingreift. Aber was nun tun, wie sonst seinen Platz finden? Orientierungslosigkeit und im Ohr das Bellen der Zukunft. Vielleicht verhält der Mensch sich gegenüber der Gegenwart immer so etwas wie pubertär.

Gruß

Sam

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 22.09.2010, 09:42

Sam hat geschrieben: Vielleicht verhält der Mensch sich gegenüber der Gegenwart immer so etwas wie pubertär.


Gezwungenermaßen. Oder er wendet sich von ihr ab ...

Dein Text hat mich sehr an meine ersten literarischen Gehversuche erinnert, die allerdings nicht nur vom Gebaren her, sondern auch im engsten Sinne 'pubertär' (unausgegoren) waren. Bei dir finde ich hingegen die Reflexion der Fragestellung bereits gegenübergestellt.

In diesem Sinne:
immer schön ruppig bleiben!

:o)

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Klara
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Beitragvon Klara » 22.09.2010, 10:04

kurzer Einwurf:
mit dem Begriff "pubertär" kann ich den vorliegenden Text beim besten Willen nicht in Verbindung bringen.
Wüsste auch nicht, was diese Verbindung für einen kritischen Mehrwert (für Text oder Autor) hätte.

Herzlich
klara


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