Gedanke

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Eule
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Beitragvon Eule » 21.09.2010, 12:08

Stadthaiku

Wenn der Morgen nach Abgasen stinkt,
freue ich mich auf den Abend.
Zuletzt geändert von Eule am 21.09.2010, 16:01, insgesamt 2-mal geändert.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 21.09.2010, 14:19

wir fuhren nach dem schönen Berlin, nach dem Berlin unserer Kindheit, aber nach Berlin nie mehr ...
der Dativ bleibt, sofern ein Artikel ihn zum Vorschein bringt

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 21.09.2010, 14:40

Sieht einleuchtend aus. Danke. Ich wäre nicht darauf gekommen, es so zu schreiben, ich hätte mich herausgemogelt mit "wir fuhren in das schöne Berlin" -- was natürlich nur an der Stadtgrenze funktioniert :-)

Also grammatisch jetzt.

Berlin Mitte ist sicher auch schön.

Max

Beitragvon Max » 21.09.2010, 22:13

Hallo Arne,

also ganz abgesehen von den grammatischen Spitzfindigkeiten (ich kann an der vorliegenden Version nichts Verwerfliches finden), fehlt mir an diesem Haiku (oder was auch immer) eine Pointe. Es ist ein wenig wie mein gerade entworfenes Stadthaiku II

Die Ampel
erst ist sie grün dann rot
Silben fehlen

Liebe Grüße
Max

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 22.09.2010, 10:36

Hallo Arne!

Da hier geht es mir wie Max. Der Satz an sich leuchtet mir schon ein, aber er öffnet keinen Raum, weist nicht über sich hinaus... Hm. Für mich jedenfalls nicht :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Eule
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Beitragvon Eule » 03.10.2010, 00:14

Hallo Max, für meinen Geschmack könntest Du öfters solche spontanen Zeilen texten und posten. Möglicherweise erscheinen sie nur beim flüchtigen Lesen banal oder beliebig und darüberhinaus sind absurde Einfälle oft auf unkonventionelle Weise erfrischend. Ansonsten steckt in meinem "Zweizeiler" tatsächlich auch ein für Haikus untypischer Stilbruch. Sozusagen ein "schlechter" Haiku. Aber diese "Modernität" habe ich mir erlaubt. :-) Viele Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 07.05.2016, 09:11

Zwei Mal, sehr aufmerksam, habe ich die Kommentare gelesen.

Ich finde es sehr interessant, wie rigoros logisch, wie streng nach Logik verlang wird. Es ist vielleicht eine deutsche Tugend.

In der lateinamerikanischen Lyrik beobachtet man das umgekehrte Phänomen. Da hat Logik nichts zu suchen.

Diese Art "zu denken" kann man auch auf anderen Bereichen beobachten. Früher habe ich oft politische Schriften übersetzt, und es viel mir schwer, manche Aussagen ins Deutsche rüber zu bringen, da fiel mir auch auf, wie blumig, übertrieben und pathetisch die Lateinamerikaner schreiben. Eine große Ausnahme ist Borges, der Erste, vielleicht der Einzige, der eine logische Lyrik schreibt, vielleicht weil er, im Grunde, eher ein Europäer war.

Zu logisch aber, zu streng logisch zu denken, kann den Zugang zur Lyrik versperren.

Man hat hier den Titel ("Stadt Haiku") des Gedichts übersehen, der uns ja warnt, oder einlädt, unsere strenge Logik kurz beiseite zu lassen.

Der Autor selbst erklärt am Ende ja, wie er es gemeint hatte.


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