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Reimzwang

Verfasst: 22.09.2010, 21:15
von Quoth
Reimzwang

Dem Nerz, vom Tierschutz just befreit,
tat ein beklommner Dichter leid,
der auf das Wörtchen Herz musst' reimen
und nicht klischeehaft wollte schleimen.

„O zaudre nicht und raffe dich,
geplagter Dichter, auf, nimm mich!
Durch mich entgehst du ohne Mühe
der kritischen Verdammungsbrühe!“

Dem Dichter aber, ohne Scherz,
gefiel er nicht, der schlanke Nerz,
er sagte ihm nicht einmal Dank,
da er, der Nerz, verzweifelt stank.

So wählte er in wilder Flucht,
zwar widerwillig, doch mit Wucht,
als Reim auf das geplagte Herz
den von Geruch ganz freien Schmerz.

Letzte Strophe auf Wunsch Leonies u.a. angefügt.
Die hinzugefügte Strophe wieder gelöscht - nicht das Gelbe vom Ei!

Verfasst: 26.09.2010, 11:21
von Quoth
Liebe fenestra,
herzlichen Dank für das "feine Gedicht".
Du schreibst:
Mich stören in dem feinen Gedicht eigentlich nur die Zeilen 3 und 4 der ersten Strophe, die ich grammatikalisch etwas zu verbogen finde.

In einem Gedicht über Reimzwang müsste eigentlich viel mehr verbogen, gezwängt und gekünstelt werden, ich habe es bei diesen beiden Umstellungen gelassen (Vollverb hinter Modalverb, wo es umgekehrt richtig wäre) - also sei froh, dass ich's nicht schlimmer getrieben habe!

Die zusätzliche letzte Strophe lösch ich übrigens wieder raus. Sie wiederholt eigentlich nur, was der Nerz schon vorausgesagt hatte, bringt also so recht keine Wendung. Nichts für ungut, Leonie, Amanita und Niko!

Auslöser war eine Aktion, bei der an die 5000 Minks (amerikanische Nerze) in eine "Freiheit" entlassen wurden, der sie zum größten Teil nicht gewachsen sein dürften. Die Befreier haben stolz ein Video ins Netz gestellt. Einer von den bildhübschen, fischotterartigen schwarzen Burschen hat sich hier am Graben angesiedelt ... Vielleicht ist's auch eine Burschin ...
Gruß
Quoth