Glücksgedichte I

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 02.10.2010, 10:51

Dazu: Diese Gedichte haben glaube ich keinen besonderen Reiz, keine sonderlich großartige Metaphorik und sollen nichts als das Gefühl der beseelten Zufriedenheit hervorrufen - so wie ein gutes Frühstück in etwa. Ich möchte diese Reihe gerne starten, weil ich denke, dass es zu wenig glückliche Liebesgedichte gibt :smile: ... Ich hoffe es gefällt euch das eine oder andere. Schönen Tag!

"Ich folge dir." sprach ich und ging ihm nach
in die Cuisine, wo er zwei Nektarinen nahm.
"Und wieso tust du das?" - ich schwieg und lief
ihm nach über den Korridor ins Bad,

heraus und durch den Flur ins Schlafgemach -
wo er die Früchte auf sein Laken warf,
sich wandte und zurück in Richtung Küche
rannte - ich ihm nach.

Wir flanierten grundlos hin und her, endlich
bis zur Wohnungstür, er drehte um,
ich kam ihm nach.

"Ich folge dir." - Er fragte nicht wieso, er schwieg.
"Du, das Schweigen ist nur Lügen
ohne Fantasie."
rief ich; er lief
(mir nach).

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 02.10.2010, 23:58

Das Schweigen ist NICHT rein.

Es wurde oft zuviel geschwiegen ...

wie hammers denn?

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 03.10.2010, 11:11

Dann hatte aber vorher einer nicht die Klappe halten können ...
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Louisa

Beitragvon Louisa » 03.10.2010, 11:17

:smile:

Louisa

Beitragvon Louisa » 03.10.2010, 11:18

(Ihr habt gesagt Schweigen sei gut! ... vielleicht spreche ich später weiter :pfeifen: ...)

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 03.10.2010, 11:50

Es ist wie mit den Scheiß-Handys (die ja auch vermeintlich ein Plus an Kommunikation bringen):

Haben alle eins, braucht jeder eins. Hat keiner eins, braucht auch keiner eins ...
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 03.10.2010, 11:51

dass sich die Liebe manchmal ihre Räume sucht, die bewusst erschwiegen sind. Und dass es vielleicht einiges an Phantasie brauchen würde, wenn den gleichen Zustand "sprechend" erreichen wollte


Das ist schön gesagt - aber im Gedicht wird ja nicht einfach geschwiegen, sondern das Schweigen kommentiert: "Du, Schweigen ist Lügen ohne Fantasie". Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Gegenüber nachhakt: Was willste denn jetzt damit sagen???
Ich finde, gerade im Schweigen kann sich doch oft die Fantasie entfalten. Spricht man das Gedachte aus, zerplatzt es. Mir geht es einfach so, dass ich diesen Satz mit dem Schweigen nicht ganz ins Gesamtbild des Gedichts einfügen kann.

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leonie
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Beitragvon leonie » 03.10.2010, 11:53

Handys braucht man definitiv auch dann nicht, wenn alle eins haben...

Meist dienen sie doch dazu, mitzuteilen, was sowieso jeder schon weiß (Ich bin in fünf Minuten bei Dir!)...Oder was keiner wissen will...

leo

Naja, gut, wenn man in der Wildnis einen Unfall hat, dann sind sie ganz praktisch...

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 03.10.2010, 12:00

Ja, wir zivilisierten Leute sind ja auch ziemlich oft in der Wildnis von einem Wolfsrudel umringt ...

Aber das ist ein Thema für sich und lenkt wohl vom eigentlichen Anliegen dieses Fadens ab ...
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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Beitragvon leonie » 03.10.2010, 12:02

Naja, in der gefühlten Wildnis. Da gibts Sendemasten, ja!

Ich war mal bei einem Unfall in der Wildnis dabei, wo ein Handy einer Frau vermutlich eine Amputation erspart hat, weil die Sanis so schnell genug vor Ort waren...

leo

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 03.10.2010, 12:04

Also in der Wildnis, bei den Bären in Kanada, da nützt das nix mit dem Handy.

Quoth
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Beitragvon Quoth » 11.10.2010, 19:29

Liebe Louisa,
nicht nur ich hatte mich auf mehr bedichtetes Liebesglück gefreut. Es sollte ja eine Reihe werden! Oder ist das Glück überraschend zuende gegangen? Das würde ich bedauern - obwohl ich ziemlich sicher bin, dass das Unglück auf diesem Gebiet ergiebiger ist. Denn zum Glück der Liebe gehört es ja gerade, dass man einen Kommunikationspartner gefunden hat, dem man all das sagen kann, was man im Unglück und der Verlassenheit Gedichten anvertrauen muss.
Zu meinen Bedenken, was das Nachlaufen, -rennen, -kommen usw. betrifft: Ich hatte bei der Lektüre das bittere Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Ich habe nämlich Frauen, die mir nachliefen (der Plural klingt angeberisch, es waren nur zwei), immer eher lästig gefunden. Wenn das aber das wahre Glück ist ... O, wie grausam war ich!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Max

Beitragvon Max » 11.10.2010, 21:02

Liebe Lou,

ich war gespannt, wie dieser Text enden sollte - und ob er ein glückliches Ende nehmen wollte, denn das Umherirren in den Räumen erzeugt in mir eine Spannung, bei der ich mich gefragt habe, ob das Gedicht sie einlösen kann - und, zum Glück fällt Dir diese geniale Schlussstrophe

"Du, das Schweigen ist nur Lügen
ohne Fantasie."

ein - und das Gedicht kann sein Versprechen einlösen ... wie schön.

Liebe Grüße
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 11.10.2010, 21:43

huhu!

Ja! Ich weiß nicht so recht wie ich auf all das eingehen soll, was ihr erzählt habt, aber ich habe es mit Interesse gelesen.

Mir gefällt dieser leicht herausfallende Satz mit dem Schweigen immer noch gut - Lisas Interpretation dazu mag ich auch - ich kann aber auch verstehen, wenn man sich nicht hundertprozentig mit ihm anfreunden kann. Es ist für mich auch eher (wieder einmal) eine leicht augenzwinkernde "Weisheit" :smile: ...

Denn ob man tatsächlich "lügt" und zusätzlich noch fantasielos ist wenn man nichts spricht - das ist doch eine sehr gewagte These - aber es soll ja viele Damen geben, die gerne öfter etwas von ihren Herren hören würden - nur scheint es manchmal komplizierter - geradezu herausfordernder zu sein sie zum Sprechen zu bringen... Mit so einem Satz könnte man manche Exemplare sicherlich aus der Reserve locken :smile: !

Zu euren Anmerkungen bezüglich des einander "folgens" - Ich würde es hier nicht als eine Art "nachlaufen" im negativen Sinne verstehen - sondern eher den schönen Aspekt des einander Vertrauens und beieinander-sein-wollens des "Folgens" hervorheben wollen. Am Ende des Gedichtes wiederum folgt der Mann ja auch der Frau - was meines Erachtens die Harmonie dieses Beziehungsbildes verdeutlicht.

Ja, Quoth! Es wird eine Reihe und ich freue mich auch auf die weiteren Gedichte, aber der Herr um den es geht befindet sich gerade leider für ein paar Wochen am anderen Ende der Welt - und unsere elektronischen Gespräche sind nun nicht dauernd von endloser Poesie durchzogen. Es sei denn ein Gedicht über die Fragen: "Hast du mir das Kleid nachschneidern lassen?" oder: "Es regnet hier immer noch!" oder: "Bringst du meiner Oma Pfeffer mit?" oder: "Ja, in der Schule ist alles wie immer." - würde euch glücklich stimmen :smile: - Mich persönlich lässt dies derzeit in einer Art Vakuum... Ich beginne schon mir die Haare zu färben und 20 Bücher bei Amazon um 3 Uhr nachts zu bestellen und ähnliche Ablenkungsmanöver...

Das ist doch eher deprimierend :smile: ....

Ich habe mich sehr über eure Wildnis/Liebes/Statements gefreut!

Bonne soirée!
l

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.10.2010, 20:59

Hallo Louisa,

Diese Gedichte haben glaube ich keinen besonderen Reiz, keine sonderlich großartige Metaphorik und sollen nichts als das Gefühl der beseelten Zufriedenheit hervorrufen - so wie ein gutes Frühstück in etwa.
:blink2: Nur als kleine Rückmeldung dazu. Das Gefühl der beseelten Zufriedenheit stellt sich bei mir jedenfalls nicht ein. Abgesehen davon, dass die Schrift ziemlich anstrengend zu lesen ist und auch schon irgendwie aufdringlich wirkt, geht es mir mit Inhalt und Sprache ähnlich. Wenn da nicht die Einleitung wäre, hätte ich es sicher nicht als Glücksgedicht erkannt, sondern eine gereizte Stimmung, einen nervenden Ton in dieser Verfolgungsszene wahrgenommen. Ich dachte auch erst, als sie "endlich" bei der Wohnungstür ankommen, er würde ihr endlich entfliehen. .-)

Jetzt bin ich gespannt, ob ich das Glück in den folgenden Gedichten entdecken kann. :-)

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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