aber wozu

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 08.10.2010, 21:26


aber wozu


der wind weht kälter
wo der schatten ist
das ist messbar
wenn es um´s wetter geht
legen wir uns nicht fest
(es kommt ohnehin wie es kommt)

was wir aber wissen
die traubenlese ist vorbei
und der wein gärt schon
in fässer gesteckt
und in den schatten gestellt

und wir brunnentief
noch unter den kellern
steinvergessen
und reif

aber wozu
Zuletzt geändert von Niko am 09.10.2010, 10:54, insgesamt 1-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 10.10.2010, 11:17

letztendlich sucht man als leser doch immer eine lösung, xanthippe, oder? ich meine......niemand liest einen text und gibt sich damit zufrieden, nichts zu verstehen. vorausgesetzt, da ist irgendetwas an dem text, das mich in den bann zieht.

und somit ist es ja wirklich so, dass alleine die tatsache, dass da eine rückmeldung kommt, mir als autor sagt: da fühlt sich jemand in irgendeiner form vom text angezogen. es gibt unterschiede. natürlich. manch einer begnügt sich schon alleine mit einer guten "schwingung" des textes, auch wenn er sonst nicht viel für sich umsetzen kann, andere versuchen einen text bis ins kleinste zu entschlüsseln, widersprüche zu finden, ihn - den text - vielleicht sogar darauf hin zu lesen, dass man den text jedenfalls auf sich selbst bezogen, ausschließen kann.

es gibt jede menge unterschiedliche herangehensweisen, die auch mit den bedürfnissen des autors kommunizieren. und es liegt letztendlich immer am autor selbst, ob er seine innersten gedanken zur intention seines textes preisgibt oder nicht.
die rätselhaften gedichte sind mir übrigens allemal lieber als die absolut unrätselhaften! aber wenn mir ein text nur noch ein einziges fragezeichen ist, dann mag ich auch nicht mehr nach einem sinn für mich darin suchen.

liebe elsa!
danke, dass du den text so verstehst! ich finde, du triffst den kern des ganzen sehr gut. dieses "aber wozu" sollte sich darauf beziehen, dass man da jetzt ist, wo man ist und kann doch mit seiner ganzen reife nichts anfangen. aber wozu die ganze lebenserfahrung, durchleben von höhen und tiefen, das reifen lassen der lichtdurchfluteten zeiten, wo man doch tief unter kellern steinvergessen völlig im dunkeln liegt und weit ab von etwas, was hoffnung geben könnte.....

hallo zaunkönig!
na.....das verkorkst käme mir irgendwie zu flappsig vor. aber in die metapher passt es in der tat. wäre aber ein anderes gedicht drüber zu schreiben! deine rückmeldung freut mich. dass scheinbar doch auch die liebeslyrik drin gesehen werden kann.
was das gären anbelangt, so will ich das mal googlen. und mir dann etwas überlegen, was tatsächlich passt. - vorausgesetzt, dass du recht hast. (wovon ich mal ausgehe)

ich danke euch allen!

liebe grüße: niko

Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5650
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 10.10.2010, 12:05

Ich bin zwar auch über den "gärenden" Wein gestolpert - nicht nur übers H -, empfand das aber als gewollte Stolperstelle: Wein, der nicht (mehr) gären darf, also irgendwelchen ungewollten biologisch-chemischen Prozessen unterworfen ist - "umkippt", als ein Bild für etwas, was nicht (mehr) in Ordnung ist.

Mit dem "Aber wozu" habe ich hingegen noch immer massive Probleme. Mit seiner Reife nichts anfangen können, das klingt für mich entweder pubertär oder dement, nicht nach einer - vielleicht depressiv gefärbten - Bilanz, die ich hier eher sehe.

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 10.10.2010, 12:26

Lieber Niko,

Hm ... vielleicht ist es einfach die Wortwahl des Titels, denn was du damit meinst, habe ich schon verstanden.

Mir fällt spontan ein: Vergoren.
Das kann bedeuten, zu reif, verdorben.

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5650
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 10.10.2010, 12:29

"Gären" würde sich aber auf den Prozess beziehen -- ich sah es ungut blubbern, sozusagen. Vergoren würde ja sagen, dass der Prozess beendet ist.

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 10.10.2010, 12:30

Das ist richtig, Amanita, aber wenn die "Liebe" bereits noch tiefer als der Keller gesunken ist, wäre für mich der Prozess bereits zu Ende.
Schreiben ist atmen


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 58 Gäste