Wege zum Herzen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 07.06.2011, 17:51

AkustischeSchärfe.
Zuletzt geändert von AkustischeSchärfe am 16.09.2011, 01:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 07.06.2011, 20:42

Hallo AkustischeSchärfe,
mein Einwurf bzgl. musikalische Tiere war durchaus ernst gemeint. Ich bin selbst ein viel zu großer Musikfan, als dass ich den Zauber, den Musik auf uns ausübt, bestreiten würde. Trotzdem finde ich es, um mal beim rein Inhaltlichen zu bleiben, ein wenig gefährlich, solche Gegensätze aufzustellen wie, dass uns Menschen die musikalische Fähigkeit vom Tier unterscheidet, oder dass sich Musik vom "rohen Geräusch" unterscheidet. Die Grenzen sind da für mein Empfinden sehr fließend und durchlässig - ich habe gerade letztes Wochenende in der Fußgängerzone von Verona eine große Gruppe von Leuten gesehen, die im Dahingehen mit Holzschlägeln auf Mülleimern und an Straßenlaternen getrommelt haben, was einen tollen, sehr musikalischen Effekt ergeben hat; wo wäre da der Unterschied zum "Geräusch"?
Schöne Grüße
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 07.06.2011, 20:53

Hallo Zefira!

Ich stimme dir ja in allem voll und ganz zu, aber hätts ich all dies noch näher differenziert... es gibt ja schon Verständnisprobleme ^^ Deswegen habe ich es bewusst naiv gehalten, ein wenig, zumindest für meine Verhältnisse. Die weiteren aus dem Text resultierenden Überlegungen überlasse ich üblicher Weise dem Leser ^^

Übrigens unterscheide ich nicht zwischen Mensch und Tier, zumindest auf die "anerkannte" Art.

Warum hab ich genau das aber in dem Gedicht gemacht, den Menschen, da er sensibel organisierte Kunst schaffen kann, dem Tier übergestellt, wenn auch eher im Hingergund?

Hmmm....... ;)

AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 07.06.2011, 21:03

Muss was korrigieren: Die Musik jedoch ist sehr wohl was anderes als ein Geräusch, auch grundsätzlich. Genauso wie der Klang und der Ton sich vom Geräusch unterscheidet. Nicht nur per Definition. Allerdings kann man natürlich mit Geräuschen Musik machen ^^

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 08.06.2011, 14:47

Moin Tayfun,

also m.E. scheitert diese Form von Lyrik schon alleine daran, dass nicht der geringste Versuch einer Transformation und Verdichtung unternommen wurde. Da werden dem Leser eh schon schwerbeladene Begriffe wie Herz, Vernunft, Form, Sinn, Sprache hingehalten, ohne das deren Wesen beleuchtet würde, der Autor eine mögliche Interpretation lieferte, eine Stellung bezöge, woraus sich dem Leser weiße Stellen ergäben, die es durch ihn bzw. seine Phantasie zu füllen gälte. Obendrein erschließt sich mir der pseudodramatische Duktus nicht; das wirkt aufgebläht, substanz- und grundlos. Wozu soll das gut sein?

Insofern lässt mich der Text von vornherein außen vor, stellt sich selbst als fertige Wahrheit dar, und da bedarf es meinerseits der Beschäftigung damit nicht mehr. So oft der Satz schon gefallen sein mag, aber so richtig ist er auch:

Show, don't tell!

(Was auch für deine nachgelieferten Erklärungen gilt - die Erklärung ist das Ende der Phantasie. Und was der Text an sich nicht schafft, ist nicht mehr relevant).

Sorry,
komme ich nicht mit klar.

Gruß,
Tom.
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AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 08.06.2011, 15:09

Hallo Thomas, danke für deine Beschäftigung mit dem Gedicht!


Deine Worte haben mich nachdenklich Gestimmt. Eigentlich war ich sicher, dass sich die Gestaltung aus meinem Stil ergab, doch nun zweifle ich etwas an meiner Ausdruckstechnik. Ich habe den Verdacht, dass ich zu viel "Vorwissen" verlangt habe. Du sagst, wie auch andere, das Gedicht lade nicht zur näheren Beschäftigung ein. Dies versuchte ich aber dadurch zu erreichen, den Leser zum Verstehen der recht diffus formulierten Grundaussage zu zwingen, gerade weil sie diffus ist. Dann, so hoffte ich, würde aus diesem Verständnis von selbst der Gedanke zur letzten Konsequenz kommen. Ging wohl nicht auf.

Wie gesagt, ich bin nun, der ausschließlich negativen Kommentare wegen, verunsichert, doch wenn ich dann die Werke dieser Bewerter sehe, muss ich bemerken, dass mir ihre Art von Lyrik überhaupt nicht zu sagt - gehen sie also von ihrem Stil aus, und muss ich dann deren Tipps beachten, wo diese eigentlich unerheblich für mich sein könnten, für mich und meinen Stil?

Das soll nicht arrogant und undankbar wirken, schließlich maß ich den Bewertern genug Wert bei, um nun etwas ratlos zu sein.

Was sagst Du dazu?
Was die anderen?


Liebe Grüße,



Tayfun.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 08.06.2011, 15:35

Nuja, ohne das jetzt bös zu meinen, könnte es schon etwas befremdlich wirken (ich vermeide das Wort arrogant), wenn du den Lesern mangelndes Vorwissen attestierst. Du kannst schon davon ausgehen, dass die Wahrnehmung hier im Forum allgemein recht scharf und fundiert ist. Es könnte also tatsächlich am Text liegen :o)

Was dieses Vorwissen sein soll, verstehe ich sowieso nicht. Was setzt du denn voraus, und bei wem, wenn du einen Text veröffentlichst?
Ich bin auch nicht ganz sicher, ob du dich da nicht etwas hinter deinem vermeintlichen Stil versteckst. Hast du den denn schon? Und wie wäre der beschaffen, worin zeichnete er sich aus, wenn du ihn erklären müsstest? Fändest du ihn gar als fertig, als abgeschlossen, als nicht mehr ausbaufähig? Ich sehe hier eher Unreife ... literarisch wie inhaltlich ...

Versteh das bitte nicht als persönlichen Angriff, aber dummerweise - und gottseidank - erzählt der Text auch immer eine Menge über den Autor, und ich bilde mir ein, hinter der vorgeschobenen bzw. angedeuteten aber völlig fundamentfreien - nennen wir es mal - Schöngeistigkeit eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich des Inhaltes deiner Texte zu erkennen. Sehr dick geschminkt macht mich immer skeptisch ... ne Menge Fassade vor ... tja, vor was eigentlich?

Du lässt keine Interaktion zwischen dir und Leser zu, das "echte" Gefühl verbirgt sich hinter Worthülsen wenn nicht gar -gehölzen, und nur der gute Schein ist halt nicht genug. Da sag ich immer: Hosen runner! Titten aufn Tisch! Butter bei die Fische! Wenn du deine Seele nicht rauskrempelst zum Begaffen und Bespucken (und davor keine Angst hast), wird datt nix ...

Denk nochmal bitte über den kleinen Satz nach (show, don't tell - zeige es! bilde es ab! und sabbel nich! (frei übersetzt :o)).
Da ist eigentlich alles drin, was dich unsicher machen sollte.

Ich als Leser möchte angeregt und überrascht werden, Neues erfahren, andere Sichtweisen, Meinungen hören, Phantasien folgen und eigene entwickeln können, eine bildhafte und ungewöhnliche Sprache lesen, und nicht etwas erklärt oder hingehalten bekommen.

Nix für ungut,
aber aus Lob lernt man nüscht.

Ahoi,
Tom.

P.S.: Es gibt kein Muss für das Annehmen von Tipps, die hier kommen. Eine Reflexion und der Abgleich mit eigenen Vorstellungen ist allerdings nicht unbedingt von Nachteil. Wozu sollte das Forum sonst gut sein?
Zuletzt geändert von Thomas Milser am 08.06.2011, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.
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AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 08.06.2011, 15:47

Ich setzte kein Vorwissen vorraus, das wäre ja Quatsch, keine Lyrik. Das ist mir durchaus klar!

Ich meinte damit, dass Leute die mich, mein Denken und meine Art persönlich kennen, interessanter Weise - nach einigem Grübeln, freilich - verstanden, was ich zu sagen hatte und worauf ich hinaus wollte, wohin den Leser zu lenken versuchte. Das "mangelnde Vorwissen" war also keine Angriff an die Kritiker, die ich alle schätze, sondern ein Bekenntnis zu meiner wohl zu abstrakten erzählweise.


Danke für deine wiederholte Kritik.



Gruß,




Akustische Schärfe.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 08.06.2011, 15:50

AkustischeSchärfe hat geschrieben:Ich meinte damit, dass Leute die mich, mein Denken und meine Art persönlich kennen, ...



Willkommen in der Öffentlichkeit!

:o)



AkustischeSchärfe hat geschrieben: sondern ein Bekenntnis zu meiner wohl zu abstrakten erzählweise.


Zu abstrakt? Ich sehe keinerlei Abstraktion in deinem Text. Ich würde das Gegenteil behaupten: Zu eindimensional.

Tom
Zuletzt geändert von Thomas Milser am 08.06.2011, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
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AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 08.06.2011, 15:53

Ps.: Und ich weiß um die Funktion des Forums, sonst wäre ich nicht hier. Ich gehe auf die Kritiken nicht nur ein, sondern lasse sie auch an mich heran, wie der reflektierende Leser lesen kann. Doch danke der Belehrung ;)

AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 08.06.2011, 15:56

Zu eindimensional? Also hättest Du den Sinn des Textes, auch ohne meine Sezierung, problemlos verstanden? Die anderen vermochten das leider nicht.

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Eule
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Beitragvon Eule » 08.06.2011, 16:15

Hallo AkustischeSchärfe, Deine zweite Version ist schon sehr viel eindrucksvoller und ein schöner poetischer Zugang zur Welt der Musik. Viele Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 08.06.2011, 16:18

Ich hab die Sezierung - wie du es nennst - nur angelesen, weil es ja um den Text geht, und nicht um den Erklärbär.
Nö, den Sinn des Textes habe ich überhaupt nicht verstanden. Die Frage, was der Autor mir mitteilen wollen könnte, kann ich nicht ansatzweise beantworten. Das ist ja das Problem.

Mit eindimensional meine ich die Sprache (du nennst es Stil); sie ist 1:1, bleibt beim engen Wortsinn, und das noch mit ziemlich abgenudelten Begriffen (ich habe sie oben aufgezählt), die alles und nichts sagen, insofern unverbindlich bleiben, keine Bilder erzeugen, nicht speziell sind. Es wird keine erhöhte Bedeutungsebene angestrebt, nicht nach Synonymen oder konkreten Wortbildern gesucht, nicht nach Transformation, Interpretation, da wird nicht um die Ecke gedacht. Wo issen da die Lyrik? Das Bildhafte?
Ich wiederhole mich.

Allein, dass du dich schon vor dem Text für die (zugegebenermaßen wirklich schauderhafte) Überschrift entschuldigst bzw. sie zu rechtfertigen suchst, belegt das doch hinreichend. Normalerweise, also in der "freien Wildbahn", würde mich dieser Titel so gründlich abschrecken, dass ich den zugehörigen Text auf gar keinen Fall läse.

Das hat für mich - verzeih - etwas von dem Niveau von Kalenderblattpoesie (noch gefördert durch den gestelzten Duktus).

Ich denke, du musst von dem Gleis runter, allein durch Verpackung einen Gedanken 1:1 aufs Papier zu bringen.
Musik kann ein Vulkan sein, eine Horde Ameisen, ein Orgasmus, eine körperwarme Schlickpackung.
Welche Musik davon meinst du? Sag das!

Tom.
Zuletzt geändert von Thomas Milser am 08.06.2011, 16:23, insgesamt 2-mal geändert.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 08.06.2011, 16:19

Ich habe niemals eine zweite Version geliefert, nur eine Prosa Version, ohne aber auf den Künstlerischen Gehalt zu achten, sondernviel eher auf den Sinn.

War das nun Sarkasmus, oder ein Versehen?



Liebe Grüße,



AkustischeSchärfe.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 08.06.2011, 16:24

Und jetzt muss ich mal einkaufen gehen. Ich sabbel mich schon wieder fest hier :o)

Nur soviel noch: Bitte missversteh mich nicht falsch. Ich will hier nicht den Besserwissi machen. Es ist halt mein ganz eigenes Verständnis und mein ganz eigener Anspruch an Lyrik. Das muss rocken für mich. Andere sehen das sicherlich anders, und das ist auch gut so.

Insofern biete ich dir lediglich eine Reibefläche. Kannste dich dran schaben, wie du magst, oder eben auch nicht.

In diesem Sinne,

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)


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