Aus der Heimat

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 14.06.2012, 20:41

Aus der Heimat


Manchmal war ich schnell satt.
Aufgetischt war ein Klumpen
aus Worten, Düsternis, Mahnen.
Ich kaute und kaute.

Am Ende ging ich, hungrig
nach Fremdem, nach Fragen,
nach Leben und Licht.

Dort, wo ich hinkomme,
fülle ich Teller und Tasse
mit meinen Gedanken.

Manchmal klingen sie fein,
nach dem, was ich suche.
Manchmal schmecken sie
nur nach mir selbst.

Dann fehlt mir dieser
Sommerstaub auf der Zunge,
plapperndes Himbeerlachen
auf dem Weg heim.

scarlett

Beitragvon scarlett » 18.06.2012, 08:13

liebe amanita,

mir ist schon klar, dass es dir hier inhaltlich um den gegensatz damals - heute, früher - später, geht, nur so, wie das gedicht angelegt ist, geht es meiner meinung nach von der grammatik nicht.

du hast den sprechzeitpunkt im jetzt, das ich erzählt rückblickend und schwappt dann in der s3 ins präsens, das ist ein bruch der zeitebene von der übergeordneten erzählperspektive aus gesehen.
ich finde, da müsste ein temporaes adverb die struktur klar machen, "heute" -

andrerseits würde das, worauf es dir ankommt, auch dann zum tragen kommen, wenn du in der gewählten zeitebene bleiben würdest ...

Manchmal war ich schnell satt.
Aufgetischt war ein Klumpen
aus Worten, Düsternis, Mahnen.
Ich kaute und kaute.

Am Ende ging ich, hungrig
nach Fremdem, nach Fragen,
nach Leben und Licht.

Dort, wo ich hinkomme,

Dort, wo ich hinkam
füllte ich Teller und Tasse
mit meinen Gedanken.

Manchmal klangen sie fein,
nach dem, was ich suchte.
Manchmal schmeckten sie
nur nach mir selbst.

Dann fehlte mir dieser
Sommerstaub auf der Zunge,
plapperndes Himbeerlachen
auf dem Weg heim.


aber nachdem es offensichtlich nur mir mit der grammatik so geht und ich es auch nicht besser erklären kann, lass es einfach so, unter dichterischer freiheit geht das allemal durch.

sonnige grüße,
scarlett

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 18.06.2012, 08:30

Hallo scarlett, genau so hatte ich es erst!

Ich fand den Schluss allerdings so zu "lahm". Wenn das allgemein nicht so empfunden wird, ändere ich es auch wieder - kein Problem.

Die Zeiten in der zweiten - eingestellten - Fassung finde ich aber auch nach wie vor plausibel. Ich ging weg - und bin noch immer unterwegs; dort, wo ich hinkomme ... Man könnte vielleicht eine Leerzeile mehr einbauen (vor: Dort, wo ich hinkomme)?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.06.2012, 08:49

Hallo Amanita,

eves Kommentar finde ich sehr schön. Ihre Zeilen haben mir auch klar gemacht, dass es gar kein so großer Widerspruch ist, wie ich ihn da zuerst sah.

Übrigens, zur Zeitfolge: nachdem Monika es jetzt ansprach, vorher war mir das nicht aufgefallen, stimme ich ihr zu.
"Dort, wo ich hinkam" ist schlüssiger. Und das Ende wird dadurch nicht lahm, nein.

Liebe Grüße aus einem derzeit sonnigen Idstein
Gabi

scarlett

Beitragvon scarlett » 18.06.2012, 20:41

liebe amanita,

ich glaube nicht, dass eine leerzeile das ganze klarer machen würde, klarer- in dem angesprochenen sinne.

warum nicht ein heute einfügen?

Am Ende ging ich, hungrig
nach Fremdem, nach Fragen,
nach Leben und Licht.

Heute fülle ich Teller und Tasse
mit meinen Gedanken.

oder:

immer noch fülle ich
Teller und Tasse ...

dennoch: ich glaube, dass die version im präteritum die beste wäre und der schluss keineswegs lahm ...

lg
scarlett


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