Ich sage nicht, dass Du alle Vorschläge annehmen sollst, aber vielleicht würde so manche Kritik Dein Werk noch verbessern.
Tu ich doch. Wenn du mal schaust: ich habe dieses Gedicht bereits überarbeitet.
Dann hätte auch ich nichts mehr einzuwenden. Mir ist auch einmal wieder so, als hätte ich dieses Gedicht gelobt...
Mag sein, aber was dann folgte war wieder negative Kritik, dann kann das schon mal untergehen.
Was ich glaube, ist, dass dieses Gedicht nicht wirklich verstanden wurde. Ich werde es mal in seine Einzelteile zerlegen:
In bunten Scherben
liegst du vor mir,
meine Liebe.
Etwas ist zersplittert, was genau dieser Scherbenhaufen ist, wird nicht gesagt.
Meine Liebe ist lediglich eine Anrede, kann aber natürlich auch als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden werden. Allerdings ist diese Anrede eher negativ behaftet, oder kommst du dir nicht komisch vor, wenn dich jemand so anspricht?
Zersplittert bist du
am Boden -
zerstört
Die Vase liegt am Boden, und es ist allgemein bekannt, dass Vasen am Boden meist kaputt sind. Im übertragenden Sinne: etwas ist am Boden (also ganz unten) und zerstört - es ist das ende.
Warum auch stelltest
du dich so nah
an die Kante?
Hier die wichtigste Stelle im Gedicht: der Vorwurf. Die dumme vase hat sich
bewusst nahe an die Tischkante gestellt, obwohl sie wusste, wie leicht sie fallen und zerbrechen kann (oder: jemand ist bewusst ein hohes Risiko eingegangen). Sie ist also selbst schuld, das macht ihr das lyr. Ich zum Vorwurf (frei nach dem Motto: Ich habs dir doch gleich gesagt)
Du verlorst die Balance
und stürztest -
tief
Und hier der Schluss, die Erklärung, was eigentlich geschehen ist. Niemand hat ausversehen die Vase hinuntergestoßen, nein. sie hat lediglich das Gleichgewicht verloren und ist gefallen. Die Vase ist für ihr Schicksal selbst verantwortlich.
louisa hat geschrieben:Natürlich versteht man worum es hier geht, aber wenn so viele Leser eher zum Schmunzeln angeregt werden, ist die beabsichtigte Wirkung vielleicht leider nicht getroffen.
Sicher ist die beabsichtigte wirkung getroffen. Diese war nämlich, den Leser zu unterhalten (mehr kann man, glaub ich, von einem 10Minuten-Gedicht nicht erwarten) und wenn man sieht, dass dieses Thema mittlerweile mehr als 20Antworten hat, dann ist mir das doch gut gelungen. Und was das Schmunzeln betrifft: Glaubst du, ich würde nicht lachen, wenn ich sähe, wie sich jemand mit einer kaputten Vase unterhält?
In einem anderen Forum hatte ich dieses Gedicht unter "Humor" stehen und ich wurde nach der Begründung gefragt, da es sich doch um einen ernsten Text handle... interessant, wie unterschiedlich mein kleines Gedicth doch auf die Leute wirkt.
Liebe Grüße,
Stigma