[M] o.T. (2)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.05.2013, 08:38

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Schnell um das grasende Feuer zu schüren schreibst du zwei Zeilen
über der Weide schwelt Rauch Herz du vergisst keinen Halm.






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Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 20.05.2013, 12:14

Liebe Flora,
ich bin im Hinblick auf meine persönliche Leseweise froh, dass das Wort "Weide" bleibt, denn Weide ist ja immer Nutzland; etwas, was abgeweidet oder - was schön mehrdeutig wäre - "abgegrast" werden kann.
Wie gesagt, ich lese das Distichon auf das Schreiben bezogen, auf die innere Reinigung durch den Prozess des Schreibens (und für mich ist es dieser Prozess, der das Schreiben "lustvoll" macht). Dafür ist das Feuer ein sehr treffendes Bild, auch gerade das "grasende Feuer".

Liebe Grüße
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

pjesma

Beitragvon pjesma » 20.05.2013, 14:27

huhu, ich lese natürlich wieder alles falsch/schräg/ keine ahnung...*kopfkratz*. ich lese jemanden der alle brücken hinter sich bricht, der im verlassen alles hintersich abbrennt...und dabei nichts vergisst, kein halm---und zwar vergisst es nicht abzubrennen und aber auch vergisst es nicht zu erinnern...bitterniss lese ich, entschluß...so fühlt man sich wenn man für immer ein heimat verlässt im zorn...
lg

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 21.05.2013, 08:44

Danke fürs nochmal Melden, Zefi.
Und Pjesma ... hier gibts kein falsch und dein schräg mag ich sowieso, :) dank dir fürs Zeigen deiner anderen Leseweise!
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carl
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Beitragvon carl » 24.05.2013, 16:54

Hallo Flora,

man muss ja keinen antiken Rhythmus einhalten und die Beziehung grasen - Weide ist schon schön!
Steckt aber auch in grasen - Halm.
Falls du doch noch überlegst: Tal, Grund, Flur, Feld, Gras, Grün, Heu, Stroh... Alm hatten wir glaube ich schon...

LG, C

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.05.2013, 22:22

Danke fürs Weitermitdenken, Carl. Aber bei deinen Vorschlägen geht mir der Weidegedanke zu sehr verloren. Es muss wohl erst mal bleiben, wie es ist.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

poeta

Beitragvon poeta » 26.05.2013, 08:34

Schnell um das grasende Feuer zu schüren schreibst du zwei Zeilen
über der Weide schwelt Rauch Herz du vergisst keinen Halm.



hi flora,

mich hat hier erst einmal formal die zäsur nach dem 4 versfuß beschäftigt, weil ichs so abgespeichtert hatt, dass die zäsur nicht mit dem ende des versfußes zusammnfallen soll. dann hab ich noch einmal in ferdis faden nachgelesen und wieder was dazugelernt: 'bukolische Diärese', so nennt man das. und es hat, wie ferdi schreibt auch seine vorteile. :smile:
danke ferdi, flora!

was ganz anderes beschäftigt mich im pentameter, für mich geht 'über der weide schwelt rauch' sprachlich nicht wirklich zusammen, obwohl ichs bildlich sehr gut finde. heißt 'schwelen' nicht stark qualmend brennen? das passt hervorragend zu feuchtem gras, noch nicht durchgetrockneten holz, ..., aber rauch kann ja nicht brennen, er ist ein produkt der verbrennung. liege ich da falsch?

etwas wie 'auf der weide qualmt rauch' wäre für mich sprachlich korrekt, ist aber natürlich bildlich/klanglich nicht so schön. vielleicht könnte man etwas mit 'schwelt in rauch' ('noch schwelt die weide in rauch' oder 'weideland schwelt in rauch' oder '...') schreiben. das soll nur ein denkanstoß sein, vielleicht liege ich da ja auch falsch, wenn sonst niemandem aufgefallen ist, dass der 'rauch schwelt'. :rolleyes:

für mich ist übrigens auch der gegensatz vom 'schnell' am beginn zum sich dahinschleppenden schwelen sehr treffend, auch und besonders, wenn mans aufs schreiben bezieht (wie zefira), als etwas schnell aus der rauchsuppe rausgreifen und 'dingfest' machen, mit der bewegung gleichzeitig für frischluft sorgen, das feuer 'anblasen' ... passt doch wunderbar! :smile:

insgesamt hat mir dein distichon sehr gut gefallen, weil es genügend ankerpunkte hat, dazwischen viel luft für eigene gedanken und empfindungen und bildlich sehr anregend ist. :smile:



liebe grüße, poeta

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 27.05.2013, 07:55

Hallo poeta,

mich hat hier erst einmal formal die zäsur nach dem 4 versfuß beschäftigt, weil ichs so abgespeichtert hatt, dass die zäsur nicht mit dem ende des versfußes zusammnfallen soll.
*lach* Schön, dass ich mich nicht als einzige an den Regeln entlanghangele.

was ganz anderes beschäftigt mich im pentameter, für mich geht 'über der weide schwelt rauch' sprachlich nicht wirklich zusammen, obwohl ichs bildlich sehr gut finde. heißt 'schwelen' nicht stark qualmend brennen? das passt hervorragend zu feuchtem gras, noch nicht durchgetrockneten holz, ..., aber rauch kann ja nicht brennen, er ist ein produkt der verbrennung. liege ich da falsch?

etwas wie 'auf der weide qualmt rauch' wäre für mich sprachlich korrekt, ist aber natürlich bildlich/klanglich nicht so schön. vielleicht könnte man etwas mit 'schwelt in rauch' ('noch schwelt die weide in rauch' oder 'weideland schwelt in rauch' oder '...') schreiben. das soll nur ein denkanstoß sein, vielleicht liege ich da ja auch falsch, wenn sonst niemandem aufgefallen ist, dass der 'rauch schwelt'.
Doch, es ist jemand aufgefallen, :) ferdi hat das auch schon angemerkt. Schau mal hier habe ich dazu geschrieben. viewtopic.php?p=196067#p196067 Ist das so nachvollziehbar? Ich weiß natürlich noch immer nicht, ob es für viele Leser eine zu große Stolperfalle ist, aber ich mag für das Gedicht diese kleine eigenwillige Schiefheit noch immer.

insgesamt hat mir dein distichon sehr gut gefallen, weil es genügend ankerpunkte hat, dazwischen viel luft für eigene gedanken und empfindungen und bildlich sehr anregend ist.
Schön! Das freut mich, danke für deine Gedanken zu den Zeilen und die Rückmeldung!

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Gerda

Beitragvon Gerda » 27.05.2013, 13:43

Gefällt mir sehr gut, Flora.
Ohne jetzt die Distichon-Messlatte anzulegen, finde ich allerdings, ein paas Satzzeichen könnten den Versen guttun. :-)

Liebe Grüße
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.05.2013, 19:34

Danke, Gerda, freut mich. :) Die Satzzeichen habe ich schon bewusst so gesetzt, bzw. weggelassen. Mehr wäre für mich hier sowohl optisch, als auch vom Sprechrhythmus her störend.

Liebe Grüße
Flora
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