Zwischen Welten (vorher:Krokusse) neu

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 29.05.2006, 21:58

Als Du gingst,
blühten im Park
Krokusse.

Über den Laken
deine Hände
so weiß.

Das Zimmer still
im ausgehauchten
Moment.

Und im Park
Krokusse.

Über lila Wolken
lief ich

und fragte mich,
wem ich
glauben soll.




Als Du gingst,
da blühten im Park
die Krokusse.

Über den Laken
deine Hände
so weiß.

Das Zimmer so still
im ausgehauchten
Moment.

Und im Park
blühten
die Krokusse.

Über lila Wolken
lief ich

zwischen den Welten

und fragte mich,
wem ich
glauben soll.
Zuletzt geändert von leonie am 02.06.2006, 14:47, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 01.06.2006, 09:03

Hallo,

Ich meine mich aber dunkel zu erinnern, dass lila eigentlich kein offizieller Name für eine Farbe ist?

Ich habe nochmal etwas recherchiert und folgende Infos gefunden:


Was wiki zum Farbton ausspuckt (von lila wird man weitergeleitet zu violett) ,zeigt aber erst mal, dass die Farbe, die dort (was allerdings nicht viel heißen muss :grin: ) lila auf jeden Fall den Krokussen am nächsten kommt, das stimmt.

Was ich im Netz jetzt über Krokusse gefunden habe, zeigt allerdings, dass alle Botanik-Seiten, die ich gefunden habe, beim Frühlings-Krokus, auch Frühlings-Safran genannt (den meinst du doch?)


Bild

von violetter Färbung sprechen.

Es sind zwei Unterarten bekannt. Die Unterart Crocus vernus ssp. vernus hat meistens violette Blüten.


Mein stärkstes Argument schöpfe ich allerdings wirklich aus der Erinnerung an unseren relativ guten Kunstlehrer in der Oberstufe, der sagte, dass Lila keine Farbe bezeichne, sondern nur umgangssprachlich für violett verwendet würde und zwar, wenn im Ton ein stärkerer Hang zu Roten vorliege.

Andererseist kommen, wie mein Gehirn nun gespeichert hat, sowohl das Wort lila als auch der Krokus aus dem Orient...das hat natürlich auch was ...ist aber nicht sonderlich belegt bei wiki, wie ich finde...da dort auch Frankreich als Ursprungsland für das Wort lila steht.

Auch was die Kirche angeht sollte ich mich wohl mit meinen Weisheiten zurückhalten (zu wenig Wissen), aber ist die Farbe dort wirklich lila? Würde die Kirche von lila sprechen? Ich dachte eher an Purpur und violett ...auch als Begrifflichkeit. Aber das ist vielleicht für das Gedicht ncht so tragend, da leonie den Bezug ja zunächst einmal gar nicht suchte.

Soweit meine Recherchen...vielleicht hilft das ja :grin:

Gast

Beitragvon Gast » 01.06.2006, 10:26

Da sind aber Probleme... ;-)
Ich habe dazu gerade in der Cafeecke etwas geschrieben

Also ich denk das ist ein weites Feld und
liebe leonie,

bitte sei uns nicht gram, dass dein Gedicht hier der Auslöser für diese etwas ausschweifende Diskussion ist.
Was das von dir gewählte lila angeht, so kommt es doch einzig und allein auf deine Intention an und nicht darauf was an Beziehungsmöglichkeiten für die Leser auszuschöpfen ist.
Ich persönlich finde es ohnehin absolut stimmig und violett würde die Atmossphäre stören.

Lass dich nicht verunsichern, lass es lieber auf dich wirken und ruhen, so wie du es empfindest. Nur dann bleibt dein Gedicht authentisch.

Liebe Grüße
Gerda

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 01.06.2006, 10:39

Hallo Gerda,

es ging mir nicht darum eine Abhandlung über lila oder violett zu schreiben...ich wollte nur Hintergrundmaterial für die Autorin (und mich selbst) liefern, natürlich ohne damit bestimmen zu wollen: "so muss es heißen", das wäre doch vermessen! Natürlich bleibt leonie völlig überlassen, was sie in ihrem gedicht schreibt, lila kann man ja auch völlig berechtigt verwenden und es kann genügend mir unbekannte Gründe geben, warum es lila heißen muss! Nur ist es doch möglich, den Intentionen nachzugehen, oder? Und wenn man sich erinnert, etwas zu wissen, dann schreibt man es, wenn man meint, es könnte nützen :grin:

ich hoffe, ich muss nun nicht bei jedem Poting anführen, dass ich niemandem etwas vorschreiben will/möchte/kann...oder gar jemand überreden will - das ist doch selbstverständlich :grin:
§blumen§


Liebe Grüße,
Lisa

Gast

Beitragvon Gast » 01.06.2006, 10:44

Klar, Lisa, ich weiß, aber ich fand es sehr interessant , wie weit so etwas führen kann. (Deswegen auch die Cafeecke)
Mir geht es eher darum, dass leonie nicht unsicher wird, als dich wegen deiner Intentionen zu kritisieren. :smile:

LGG

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 01.06.2006, 16:18

Liebe Lisa, liebe Gerda, liebe Lila-Interessierte,

kann mich leider erst jetzt einklinken: erst mal vielen Dank für die Mühe, die Ihr Euch gemacht habt. Und Lisa, keine Angst, ich fühle mich dadurch überhaupt nicht „unter Druck gesetzt“. Ich lese Deine Worte als ein Zeugnis Deiner Gründlichkeit, die ich sehr schätze.
Ich möchte aber doch bei „lila“ bleiben. Es gibt krokusse in dieser Farbe und für mich klingt es besser. Gestern erwähnte ich den Film „Die Farbe Lila“. Es ist lange her, dass ich ihn gesehen haben. Aber ich meine, dass an einer Stelle sinngemäß gesagt wird, der liebe Gott sei sicher ganz schön sauer auf Menschen, die die Farbe Lila nicht wahrnehmen. Ich finde das in diesem Zusammenhang eine schöne Assoziation. Trotz aller Trauer nimmt daslyrIch die Farbe wahr...
Euch allen noch mal Danke!!!!
Liebe Grüße
leonie

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 02.06.2006, 14:46

Hallo zusammen,
heute habe ich an diesem Gedicht noch mal einige Änderungen vorgenommen. Ich wäre froh, wenn mir der/die ein/e oder andere kurz rückmelden würde, falls sie er/sie es für verschlimmbessert hält.
Danke

leonie

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 02.06.2006, 21:27

Liebe Leonie,

die größte Änderung ist, dass jetzt die eine Zeile den Titel ausmacht, ja?

iIch weiß nicht, ob ich alle Änderungen, die du stufenweise vorgenommen hast, mitbekommen habe, aber so wie das Gedicht jetzt ist, gefällt es mir und es hat auch die Qualität einer Endfassung.

(Was ich..aber ich sage das nur heimlich, weil die Diskussion sich sonst wieder im Kreis drehrt, übrigens immer lese, ist das "die" vor den krokussen, zumindest in der ersten Strophe.). Auch wenn die längst gestrichen sind...

Das gedicht empfinde ich wirklich als gelungen!

Lisa

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 02.06.2006, 23:23

Liebe Lisa,
ja, das ist die größte Änderung. Ich wollte dadurch erreichen, dass man die Krokusse in diesem relativ kurzen Text nicht dreimal lesen muss. Außerdem ist das „zwischen Welten“ eher reflektierend und das andere eher erzählend. So dachte ich, es passt vielleicht gut als Überschrift. Eine kleine Änderungen ist noch drin. Ich habe das zweite „blühten“ gestrichen, da mein Lehrer immer sehr vor Wiederholungen warnte (diese langweilen das Hirn und dann schaltet es ab).
Danke, dass Du noch mal darauf reagiert hast. Ich denke, so bleibt es (erstmal).
Liebe Grüße an Dich, Sonne (hoffentlich), Salz, Sand, Wind, Meer und Strand (gereimt, und das von mir!!!!)
leonie

Gast

Beitragvon Gast » 03.06.2006, 11:06

Ja, liebe leonie, ich finde es nun sehr gelungen.

Liebe Grüße
Gerda

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 03.06.2006, 11:29

Liebe Leonie,

auch ich finde die Endversion dieses Gedichtes sehr gelungen.

Darf ich Fragen, ob Du den Tod des Vaters beschreibst? Du musst nicht antworten, wenn Du nicht willst. Ich lese das nur heraus, wenn ich an die letzte Zeile denke.

Grüße

Paul Ost

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 03.06.2006, 13:24

Liebe Gerda, danke!

Lieber Paul Ost,
jetzt bin ich erstaunt. Es geht tatsächlich um den Tod meines Vaters. Aber wieso liest Du das aus der letzten Zeile heraus? Ich würde mich freuen, wenn Du mir das erklärst!
Liebe Grüße

leonie

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 03.06.2006, 13:30

Liebe Leonie,

vielleicht erinnerst Du Dich daran, dass ich gelegentlich über geschlechtsspezifische Kommunikationsmuster schreibe.

Wir tragen diese kulturellen Stereotypen in uns und können sie kaum einmal beiseite lassen.

Der Vater ist traditionell die Person, deren Tod überlebende Kinder nach Orientierung suchen lässt. Der Vater beantwortet Fragen. Wenn er nicht mehr da ist, müssen die Kinder (oder deren Partner) diesen Part übernehmen. Von Müttern wird nicht erwartet, dass sie Fragen beantworten, obwohl sie das doch oft besser können.

Übrigens gibt es zum Tode des Vaters einen schönen autobiographischen Text von Paul Auster: The invention of solitude.

Es grüßt

Paul Ost

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 03.06.2006, 16:09

Lieber Paul Ost,
ist das erwiesenermaßen so? Interessant. Bei mir war es anders, da war die Mutter prägender, wenn es um Fragen und Orientierungen ging. Kann es auch sein, dass es Vater/ Sohn und Mutter/Tochter-spezifisch ist?
In jedem Fall ist der Tod eines Elternteils der Moment, in dem man endgültig erwachsen wird, weil die Generation vor einem als „Anker“ nicht mehr da ist. Das sehe ich auch so.
Viele Grüße

leonie

Die Frage, wem ich glauben soll, hatte ich für mich auf den Tod und das Leben bezogen. Interessant, dass Du es so gelesen hast!

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 03.06.2006, 16:59

Liebe Leonie,

natürlich gibt es ganz ausgefeilte Untersuchungen über Mutter/Tochter und Vater/Sohn Verhältnisse. Ich erinnere mich zum Beispiel an so eine komische psychoanalytische Autorin, die gerne Märchenanalyse und Psychoanalyse miteinander verbunden hat - Verena Kast. Die schrieb oft über Vater-Töchter und Mutter-Söhne.

Wie dem auch sei. In dem Gedicht wird nur das "Du" angesprochen, deshalb habe ich angenommen, es sei über alle Strophen hinweg der Adressat.

Best Grüße

Paul Ost


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 124 Gäste