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von weit her

Verfasst: 27.08.2023, 11:30
von birke
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2. version

klingen die kelten
in steinen in musik
alte geschichten
einer diffusen nacht
und ein ton
steigt in mir hoch
oder hinab
aus der erde oder vom himmel
in mir lebt
ein meer
aus getönten wörtern
einer verschobenen zeit



1. version

klingen die kelten
in steinen in musik
alte geschichten
einer diffusen nacht
und ein ton
steigt in mir hoch
oder hinab
aus der erde oder vom himmel
wer weiß das schon
in mir lebt
ein pool ein meer
aus getönten wörtern
einer verschobenen zeit

.

Verfasst: 31.08.2023, 13:55
von OscarTheFish
birke hat geschrieben:... mal zwei fragen hierzu: stört die zeile "wer weiß das schon", ist die zu flapsig? und: stört der "pool"? könnte beides entfallen, aber würde mir dadurch fast zu glatt... was meint ihr? :)

Die Fragestellung entspricht sicherlich einem regulären Arbeitsprozess innerhalb einer Gedichtwerkstatt. Aber sind Sie nicht Hausherrin Ihrer eigenen Gedanken und damit befugt, über die Köpfe anderer hinweg in Köpfe hinein festzulegen, was zu sein hat in dem Gedicht oder nicht?
Wenn nicht, ermächtigen Sie sich ruhig, es nicht allen recht machen zu müssen. Beide Versionen haben ihre Berechtigung, als ob sie an einem universalen Knotenpunkt verschiedener Dimensionen und Realitäten ganz dicht beieinander stehen und lediglich den Raum skizzieren, indem die lyrische Entität zu vermuten ist gemäß einer Unbestimmtheitsrelation.

Verfasst: 31.08.2023, 15:18
von birke
vielen dank!
aber natürlich, letztlich entscheide ja auch ich. nur ist doch feedback höchst interessant, bezüglich der wirkungsweise, lesart, assoziationen, deutung. deshalb sind wir ja hier. :)
in diesem gedicht speziell dieser „pool“, er erschien mir gewagt, aber irgendwie auch passend, deshalb fand ich feedback hier besonders interessant. und hilfreich.. so oder so. egal, was ich letztlich mit diesem text mache. oft bin ich zu änderungen bereit, wenn mich die anregung überzeugt. manches mal aber auch nicht. hier scheint es sich für mich so herauszukristallisieren, dass ich bei meiner ursprungsversion bleibe. aber darüber habe ich dann wenigstens gründlich nachgedacht und bin in eine diskussion gegangen (danke euch!), die ich inspierierend fand. :)

Verfasst: 02.09.2023, 15:31
von OscarTheFish
Im Grunde genommen ist das Meer ein Pool in größtmöglicher tatsächlicher Ausdehnung. Alles unendlich endlich. Genau. Kleine Brötchen sollten den Wortbäckern des Alltags überlassen werden. Wie sagte vor Jahren mal ein Mitschüler in der 3. Klasse zu mir: "Brot für die Welt und die Torten für mich!". Ein wenig geschmacklos, aber in der Tendenz zu heute, was in den Kläranlagen des medialen Hauptstroms angerichtet wird, retrospektiv recht harmlos.
Ohne neue wortgewandte Akzente, die die Ruder der Welt bewegen, stumpft man ab bis zur nächsten Massage am Wetzstein. Wir treffen uns am größten Pool der Welt. Bis später.

Verfasst: 02.09.2023, 16:16
von Pjotr
Naja, es mag konservative Leser geben, die kritisieren eine neue Wortgewandtheit, weil sie neu ist. Aber es gibt auch progressive Leser, die kritisieren eine neue Wortgewandtheit, weil sie nicht gewandt genug ist :-)

Verfasst: 02.09.2023, 17:11
von OscarTheFish
Jeder macht am besten das, was er am besten kann. Ich halte mich fern von Ego-Kommerz, dann hält mich nicht so viel fest. Lieber unverstanden als verbogen. Ich will z.B. niemandem mehr gefallen und dies empfehle ich gerne weiter.
Aber Austausch ist ein Stück Lebendigkeit und übt einen in Würde für sich und andere. Und am Ende ist die konservative Extravaganz ein Ort zum vergnüglichen Wohlfühlen.

Verfasst: 03.09.2023, 00:27
von birke
"gefallen" will ich auch niemandem. aber bestmöglich etwas transportieren in meinen gedichten!
das meer ein pool... jahaa!