Sechzehn Monde schwammen vorüber

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 29.12.2006, 07:54

Sechzehn Monde schwammen vorüber.
Am besten zähle ich sie nur nachts.
Du schneidest dir lieber
einen neuen Stern in deinen Himmel.
Einfach so.
Auch wenn du nicht mit mir rechnest: Sei getrost.
Meine Gleichung geht nicht auf.
Es gibt keinen Unbekannten, nach dem man suchen müsste.

Du warst mein Lehrer,
ich hatte gute Noten.
Die spiel ich nun alleine.
Auf der Flöte.
Wolltest du nicht Klarinette üben?
Doch du brennst nur Löcher
in die Zeitung
und lachst dich kaputt
beim Morgenkaffee mit ihr.

Sollte ich eine Tulpe bei dir vergessen haben,
so entschuldige ihre Sehnsucht.
Sie liegt in deinem Garten begraben
und trägt im Winter rote Dornen
und im Sommer wilde Früchte.
Weißt du? Neben dem weißen Leib der Birke.

8.8.2005 - 8.12.2006

(c) tulpenrot
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

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annette
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Beitragvon annette » 02.01.2007, 14:31

tulpenrot hat geschrieben:Und deswegen muss es stehen bleiben!

*lach* Klare Worte (ganz ohne "lieber" oder "besser") - das finde ich wunderbar! :daumen:

tulpenrot hat geschrieben:Das "nur" finde ich gar nicht gechmeidiger,

Ich sprach auch nicht vom "nur", sondern von dem "Am besten" am Anfang der Zeile - das macht es meiner Meinung nach fließender, weil die Satzstellung sich dadurch ja ändert.

tulpenrot hat geschrieben:Ich habe den Verdacht, dass nur das als Gedicht anerkannt wird, was stark verdichtet daherkommt, was keine Füllwörter mehr kennt, was sich aller Verschnörkelungen entledigt hat.
Ist das so?


Verdichten ist das eine, Füllwörter vermeiden ist etwas anderes.
Hier im Forum finde ich den Hang zum Verdichten hauptsächlich dort, wo er hingehört: bei der Kurzlyrik. Ansonsten gibt es erfreulicherweise verschiedenste Gedicht- und Textarten nebeneinander. Und "exteme-Verdichting" ;-) ist sicher Geschmackssache - aber meiner Meinung nach kein Kriterium für Güte.

Und, tulpenrot, falls es in Vergessenheit geraten sein sollte: Mir gefällt der Text!

Gruß, annette

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 06.01.2007, 13:41

Hallo Lisa,

die Schwierigkeit für den Leser besteht darin, dass ich Bilder aneinanderreihe - aber ihnen nur einen sehr feinen Bezug zum Vorhergehenden mitgebe.

Monde
Gestirne
Sterne
sie werden gezählt
deshalb kann es ruhig mathematisch weitergehen
Gleichung mit eine(r)m Unbekannten
im Gegensatz zu dem neuen Stern.

Die Mathematik wird nun zum Unterricht, daraus etwickelt sich der Lehrer
Aus der Mathe wird aber nun die Musik... usw.

Die Bilder kippen jeweils immer, bevor sie richtig zum Tragen kommen.
So möchte ich also den Matheteil nicht streichen. Obendrein wird damit auch eine Aussage gestrichen:
Du schneidest dir einen neuen Stern in deinen Himmel,
während bei mir kein neuer Unbekannter aufgetaucht ist.

Danke für dein Lesen und kommentieren.

Eines ist mir bei deinem Kommentar aufgefallen:
das "total gut" ist wohl eher als Floskel zu betrachten, denn als Aussage. Denn entweder ist etwas wirklich total gut, dann gibt es keine Korrekturen, sondern Akzeptanz, oder aber es ist nicht total gut, sondern verbeserungs - und überarbeitungswürdig. Beides nebeneinander geht nicht.
So kann ich mich jedenfalls über dein Lob (=total gut) nicht sehr freuen.

Viele Grüße
tulpenrot
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.01.2007, 14:42

Liebe Tulpenbrot,

doch, ich finde deinen Text wirklich total gut. Grammatisch ist das kein Superlativ, sollte also durchaus keine Perfektion in sich birgen, sondern "nur" zeigen, dass der Text mich berührt (etwas wichtigeres gibt es nicht). Ein text kann mich durchaus berühren, obwohl ich denke, dass er noch nicht fertig ist.

Es ist schade, dass du das als Floskel gelesen hast. Zu dem angesprochenen Vorschlägen in Bezug auf einzelne Passagen möchte ich mich nicht weiter äußern, da ich das Gefühl habe, dass du es (bei mir) als Affront auffasst. Dann habe ich kein Bedürfnis mehr dazu und dem Text bringt es auch nichts.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 06.01.2007, 19:59

Liebe Tulpe,

Nun, wenn ihr meinen Nicknamen betrachtet, dann muss es doch irgendwie klingeln...


jajaj geklingelt hat es bei mir schon,nur wusste ich nicht, was da klingelt.

Liebe Grüße
max


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