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süffelfliegen

Verfasst: 28.06.2008, 01:50
von Thomas Milser
süffelfliegen



weinsaufen nachtschales

ich würge gewölle
graubitter

kann dem falter nicht helfen
am griesfenster

finde selbst
den ausgang nicht

wie schlafwarten




*erste Zeile ("die süffelfliegen") mit Geheimtinte übermalt

Verfasst: 28.06.2008, 22:22
von Trixie
Nein, das sind alles Sachen, die TOM tatsächlich macht. Und diese gegensätzlich brutal-ekeligen und weich-sensiblen Sachen sind das, was Tom täglich macht :-). Und diese bringt er auch in seinem Gedichten. Nur anders eben, hihi.

Liebe Grüße
Trixie

Verfasst: 28.06.2008, 22:23
von Max
Oh, je comprends,

danke
Max

Verfasst: 28.06.2008, 22:23
von Ylvi
Hallo Tom,

das ist schrecklich. gut. Klasse, was sich aus dieser Ursprungsfassung geschält hat.

liebe Grüße smile

Verfasst: 28.06.2008, 22:27
von Sethe
Hallo Tom,

ich habe da mal eine Frage:

Was kann ich mir denn unter "gewölle" vorzustellen? Ich meine, was ist ein/eine der die das "gewölle"?

Alle anderen Wortschöpfungen habe ich zwar für sich alleine verstanden, nur diese zu einem Gesamtzusammenhang zusammenzufügen gelingt mir nicht.
Vielleicht gelingt es ja, wenn ich verstehe, was ich mir unter "gewölle" vorstellen kann.

leicht ratlose Grüße
Sethe

Verfasst: 28.06.2008, 22:28
von Trixie
Na, wenn ich es mit diesen Worten

das ist schrecklich. gut.


gesagt hätte, wäre das wohl verständlicher gewesen. Danke, smile. Das ist genau das, was ich ausdrücken wollte :-)!

Je ne parle pas francais oder so ähnlich ;-) ......

bitte
Trixie

EDIT: Sethe - Gewölle ist das, was Greifvögel wieder ausspeien an Nahrungsresten - also Knochen Gefieder und sowas. Auf Gutdeusch: Kotze....

Verfasst: 28.06.2008, 22:31
von Thomas Milser
Uahh, was ist denn hier los *prassel* :o)

Soviel Anteilnahme muss ich erstmal verdauen. Erstmal an alle vielen Dank für die tollen Kommentare. Was so ein Destillat doch manchmal für Gefühlslawinen auslöst *hicks* :o)

Zuerst mal Moshe, mein Schatz :o):
Nicht alle Wörter, die nicht im Duden stehen, müssen falsch sein. Das Lexikon der Neologismen wirds - was in der Natur der Sache liegt - nie geben (weil, wenn ebenjene da drin stünden, wären es keine mehr). Und das Schöne am Deutschen ist ja gerade die Möglichkeit zur Addition bzw. Umstellung. Kannst mich gar nicht ärgern :o))) (Was war das denn für ein Wort, weswegen ich dich rüffelte?)
Dass dir das überhaupt erst jetzt auffällt; meine Prosatexte enthalten regelmäßig sowas Undudisches.

Tja, der Schlusssatz:
Viele Vorschläge. Jeder findet was anderes gut. Ihr habt schon Recht, dass der letzte Satz entfallen könnte. Aber das wäre mir genauso zu glatt wie das 'wie' wegzulassen. Lisa hat das so schön mit 'forengedichtplump' umschrieben.
Ich finde diesen Appendix immer noch so richtig und wichtig, wie er da steht. Ich finde, er trägt so angenehm zum Unwohlsein bei. Und eröffnet eine neue Baustelle zum Ende, die mit 'finde selbst den Ausgang nicht' eigentlich geschlossen wäre. Ich persönlich empfinde das Ende - so wie es jetzt ist - als offener, weil es dem Leser eine Hausaufgabe mitgibt. Nämlich den Neologismus in einem nicht vorhandenen Duden nachzublättern :o)

Ich finde Perrys Einwand bzgl. der doppelten Fliegen interessant. Dass die Überschrift so bleiben muss, ist für mich klar. Aber die Frage, ob man im Text dieses 'Thema' wiederholen sollte, ist wirklich schwierig zu beantworten. Ich bin vielleicht noch zu nah dran, um da jetzt nach Ersatz zu suchen, aber überdenkenswert ist das schon. Danke, Perry.

Trixie: Du beschämst mich :o)

Tut Ihr alle! Freu mich riesig, dass ausgerechnet dieser Text so ankommt, wie er das sollte (wie eigentlich?). Ein schöner Ansporn, in dieser Schiene weiter textzuarbeiten :o)

Vielen Dank,

Tom.

Verfasst: 28.06.2008, 22:32
von Sethe
Aha. Danke Trixie. Das wäre zumindest geklärt.

Hmm, kann man dann den Text so lesen, daß der Text einen mordsmäßigen Kater nach durchzechter Nacht oder ähnliches beschreibt?

Ich bin immer noch etwas ratlos.

Verfasst: 28.06.2008, 22:39
von Thomas Milser
Huch, schon wieder sechs Kommentare, während ich die letzte Antwort schrob *schwindeligwerd*

Hallo Sethe, Trixie hat das schon fein beantwortet. Gewölle ist Uhu-Kotze. :o)
Naja...ne, durchzechte Nacht eigentlich nicht. Hab ja nichtmal den Rose ausgetrunken, deswegen waren da ja auch morgens die ganzen Fliegelchen dran. Der Text entspringt mehr so dem Bedürfnis, der Lethargie auf die Schliche zu kommen, die einen (mich) manchmal befällt. Kein schönes Gefühl. Warum solls Euch beim Lesen besser gehen? :o)))

Hallo smile, ja, was soll ich sagen? Ich fasse das mal als dickes Kompliment auf, wenn du so wenig schreibst :o)

Jemanden vergesen? Hoffe nicht.
Der letzte machts Licht aus, ja? :o)

Tom

Verfasst: 28.06.2008, 22:48
von Sethe
Also die Wortschöpfung "schlafwarten" finde ich unheimlich klasse, so klasse, daß ich dieses Wort wohl in meinen alltäglichen Sprachgebrauch aufnehme.
.
.
.
Mal ganz ehrlich:
Das nicht so schöne Gefühle beim Lesen stellt sich bei mir deshalb ein, weil ich mir beim Lesen eine total herruntergekommende, versiffte Behausung vorstelle, in der ich mich wahrscheinlich freiwillig nicht lange aufhalten würde.


Sethe, die bei Lethargie Schokolade bevorzugt.

Verfasst: 28.06.2008, 22:59
von Thomas Milser
Sethe hat geschrieben:weil ich mir beim Lesen eine total herruntergekommende, versiffte Behausung vorstelle


Interessante Assoziation. Da muss ne Menge (Seelen?-) Schmutz zwischen den Zeilen schlummern.
Eigentlich habe ich nie Lebensmittel rumstehen, und manche Fenster sind ja auch geputzt (die, wo ich immer rausgucke).
Alles andere ist puschelig gewuschelt und geschrubbelt :o)
Hatte sogar einen Tag vorher alle Inlets, Wolldecken und Bettbezüge gewaschen und mir zwei knuddeligweichefrischleichte Daunenkissen zugelegt. Und das blaue Zeugs ins Klo getan. An dem Realambiente kanns also nicht liegen.
Soviel Dreck kriegst du in eine herkömmliche Wohnung gar nicht rein, wie manchmal im Schädel ist.

Gute Nacht,
Tom.

Verfasst: 29.06.2008, 13:30
von Thomas Milser
Ich überlege gerade (laut) wegen der Süffelfliegenwiederholung,
ob der Text auch so funktionieren würde:



süffelfliegen


die drosophilidae
weinsaufen nachtschales

ich würge gewölle
graubitter

kann dem falter nicht helfen
am griesfenster

finde selbst
den ausgang nicht

wie schlafwarten


Ohne die Überschrift würde sich vielleicht der Leser bei dem Wort Drosophilidae fragen: HÄ?
Aber so?
Ich finde das vermeintlich Kryptische, was sich aber im Umkehrschluss selbst erklärt, gar nicht so übel ...

... hmmm ...

... eigentlich schon fast richtig gut ...

Nö?


Tom.

Verfasst: 29.06.2008, 13:36
von Trixie
... auch mit der überschrift frage ich mich "HÄ, wat fürn ding?!" und denke dann - und was ham die süffelfliegen jetzt damit zu tun? oder ist es vielleicht ein nomen? das süffelfliegen? abgeleitet vom verb: ich süffelfliege, du süffelfliegst, wir süffelfliegen, ihr süffelfliegt?

ich finde, das wort fällt völlig aus dem stil der anderen wörter...
hm. weiß nicht...

kannst du nicht einfach so vorgehen:

süffelfliegen

sie
weinsaufen nachtschales

ich würge gewölle
graubitter

kann dem falter nicht helfen
am griesfenster

finde selbst
den ausgang nicht

wie schlafwarten


oder geht das völlig an dem vorbei, wie es für dich passend wäre?

nachdenkliche süffelgrüße
trixophilidae

Verfasst: 29.06.2008, 13:41
von Thomas Milser
*kicher*

man merkt, dass du lange nicht im Forum warst, liebste Melidae; deine Kommentare sprudeln ja nur so :o)

Dein Vorschlag ist mir aber zu ... hmm ... lasch?

Ich finde den Bezug Überschrift/Dingsfalleradae nach mehrfachem Lesen (kann/sollte man dem Leser zumuten? ich finde: ja!) immer klarer.

Tom

Konjunktiv: 'ich süffelflöge', 'du süffelflögest', 'wir süffelflögen'

edit: Frei nach Garfield:
Das Problem ist, dass meine Tasten immer schon beim Nachdenken klappern.

Verfasst: 29.06.2008, 13:54
von Mucki
Hi Tom,

das lateinische Dingensbumes würde ich nicht reinnehmen, es nimmt deinem Text seinen spröden Charme.
Vielleicht so:


süffelfliegen
weinsaufen nachtschales

u.s.w.


also den Titel in den Text integrieren, nur fett markieren.
Was meinste?
Saludos
Mucki