Immer Eva

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
DonKju

Beitragvon DonKju » 29.06.2008, 15:41

[beitrag vom autor gelöscht]
Zuletzt geändert von DonKju am 11.07.2015, 11:28, insgesamt 6-mal geändert.

DonKju

Beitragvon DonKju » 04.07.2008, 15:36

Hallo Trixie,

Du sagtest : " ... vom Unverständnis ist dann noch die Wortwahl ..."

ich bin da volkommen Deiner Meinung - ein Gedicht, welches der Autor erst erklären muss, taugt nix ; Hier hatte ich aber im wesentlichen den Eindruck gewonnen, daß sich die Kommentatoren etwas einseitig auf das Formale = die "kitschige" Ausdrucksweise gestürzt haben und dabei das, was der Text ausdrücken sollte, gar nicht mehr von Interesse war. Also kam nicht das "Unverständnis" zuerst und im Nachgang die "Wortwahl", sondern es war umgekehrt. Dazu kam die 'Interpretation' von Last, die im wesentlichen zutreffend war, da habe ich sozusagen nurmehr die restlichen Aspekte ergänzt, weil es mir dann schon irgendwie egal zu sein schien.

sowie : "... Wenn du mit indiansicher Sprache arbeitest - dann könntest du das Gedicht auch ganz im indianischen Stil durchziehen ..."

Nun, es ging mir ausschließlich um den Begriff "Tränen des Mondes", den ich als Metapher für die Silbertropfen benutzt habe, aber immerhin eine interessante Anregung.


Hallo Last,

auch bei Dir noch ein paar Anmerkungen :

"... Mir gefällt die angezogene Version aber auch besser. Paradiespforte ist für meinen Geschmack schon recht derbe (ich bin da etwas prüde^^) ..." = da bin ich froh, daß ich es nicht im Stil von Charles Bukowski geschrieben habe, ansonsten geht das für mich mit Deiner gedachten Variante aber auch in Ordnung, diese Freiheit läßt der Text ja zu ...

" ... Das Problem, das die anderen hier wohl mit dem Text haben, ist wohl, dass er nicht viel neues bringt. ..." = Nun, ein Liebesgedicht, da ist das vielleicht so, wie es in einem Songtext heisst : '... again and again, the same old story ...', und ich wollte nicht um jeden Preis originell sein, sondern eher einfach '... a little piece of love, a little piece of give ...' erzählen ...

"... Ich habe auch unter einer gewissen Vorprägung gedeutet. Also nicht aus dem Text allein..." = das geht mir beim Lesen anderer Texte oft auch so, aber vieles hat ja trotzdem irgendwie gepasst ...

Liebe Grüße an Euch beide sendet Bilbo, heute mal als "der Junge auf dem weißen Pferd"

Max

Beitragvon Max » 04.07.2008, 19:49

Du vermisst das "Eigene", aber wie ist das mit der schlichten Tatsache, daß ich ja der Autor dieses Textes bin, also auch derjenige, der entschieden hat, daß es diese Worte sein sollen, weil sie mir die richtigen zu sein scheinen, um meine Aussage zu transportieren


Lieber Bilbo,

entschuldige, aber das ist mir bei einem Text, der mir ansonsten doch eher aus (von anderen Leuten) Vorgefertigtem zu bestehen scheint als schöpferische Leistung ein bißchen wenig. Wenn Du ein Lied von Roland Kaiser singst, wird es ja dadurch noch nicht Deins. Du kannst natürlich eigenständig interpretieren, aber zum einen vermisse ich etwas Vergleichbares hier und zum anderen steht so eine Eigeninterpretation in meinen Augen in kreativer Leistung doch hinter einem eigenen Schaffen zurück.

Liebe Grüße
Max

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 04.07.2008, 21:22

Hallo Bilbo,

ich habe nicht alle Komms gelesen, kann also sein, dass ich etwas wiederhole. .-) Ich mache mich mal vom Kitschverdachtgedanken frei.

Immer Eva

Der Titel ist spannend. Weiß man doch nicht, ist es nun gut, dass es so bleibt, dass da eine Ursprünglichkeit, Kontinuität, Beständigkeit ist, oder ist Eva einfach immer an allem Schuld.

Also habe ich erstmal die Erwartung, nun einen Hinweis zu bekommen, oder eine Geschichte.

Im samtigen Dunkel
Das ist ein schönes Zusammenspiel der Sinne. Man fühlt das Dunkle. Auch hier könnte das Dunkle noch beides tragen, das Positive und das Negative, es bleibt im geheimnisvollen Ton des Titels. Ebenso das Samtige, das auch ein Ekelgefühl hervorrufen kann.

will ich Dich schmücken mit

Warum hängt das „mit“ da so verloren am Zeilenende?
Auch schmücken ist für mich ambivalent. Hat etwas von außen künstlich verschönendes, also man will das Nackte, Pure nicht sehen, behängt sie, wie einen Weihnachtsbaum. Es hat auch diesen Geruch des Materiellen, erkaufen. Das unsympathische „Ich will“ drückt hier für mich Dominanz und Besitzansprüche aus, aber auch vielleicht etwas Vergebliches. Ich lese ja nicht, dass sie annimmt, es zulässt.

So nun zu den Tränen des Mondes. Irgendwo stand, das sei der indianische Begriff für Silber. Das überzeugt mich nun gar nicht. Zum einen, weil ich nicht weiß, was die Indianer mit Eva und dem Paradies zu tun haben, zum anderen, weil ich nicht weiß, warum man Tränen sagt, wenn man Silber sagen will, egal, wie schön sich das anhört. Also, wenn dort Tränen steht, will ich auch Tränen schmecken. Also, warum weint der Mond? Das fände ich eine spannende Frage.

Glitzernde Pfade legen
zur Paradiespforte

Also LIch kennt den Weg ins Paradies und führt seine Eva dorthin? Das korrespondiert für mich gut mit dem „Ich will“. Reichtum führt ins Paradies? Glitzern hat ja auch etwas mit Schein und Oberflächlichkeit zu tun. Damit kann ich gar nichts anfangen. Und warum nur bis zur Pforte? Diese Frage finde ich dann wieder sehr spannend. Was sie da wohl erwartet?

Also diese paar Zeilen bieten eine Menge Spielraum für Interpretation, ein Liebesgedicht kann ich keines finden, zumindest keines, das mich ansprechen würde. Ich fürchte also bei mir ist diese Intention gescheitert, nicht das Gedicht.

liebe Grüße smile

DonKju

Beitragvon DonKju » 05.07.2008, 10:49

Hallo Max,

ich kann zwar Deinem Gedankengang folgen, allerdings hätte ich dann doch gern einmal Deine Quellen für das von "(anderen Leuten)Vorgefertigtem" etwas konkreter benannt gehabt, außer für "Tränen des Mondes" natürlich, weil das sozusagen unstrittig geklaut ist. Im übrigen erscheint mir die Aussage auf die 'absolute Originalität' eines Textes relativ riskant, weil ich das eine oder andere Bild sicherlich immer irgendwo anders finden kann, wenn ich denn nur lange genug danach suche. Als Beispiel möchte ich aus Deinen eigenen Texten das Bild von hinter dem Deich geduckten Häusern anführen, daß sich bestimmt in Texten Theodor Storms finden lassen dürfte. Ja, und da ich mich nun doch zu einer Variation des Themas durchgerungen habe, wozu mit Sicherheit auch Deine kritischen Kommentare beigetragen haben, kannst Du ja mal schauen, ob diese in Deinen Augen besser ist.

Hallo smile,

Dein Kommentar läßt mich nun ambivalent zurück; Der Einfachheit halber verweise ich zunächst einmal auf die vorhergehenden Kommentare oder aber Du liest jetzt zuerst die zweite Variante, die ja dann hoffentlich das Ganze etwas klarer werden lässt

Liebe Grüße an alle sendet Bilbo

Max

Beitragvon Max » 05.07.2008, 19:45

Lieber Bilbo,

natürlich bleibt es Dir unbenommen auch meine Gedichte in diesem thread zu diskutieren, dann aber bitte mit richtigen Zitaten. In "Zuflucht" ist nirgends

von hinter dem Deich geduckten Häusern


die Rede - es ist müßig das zu besprechen, wenn Du nicht genau bist. Darüber hinaus wäre natürlich die Frage, ob Du fühlst, dass mein Einwand gegen Deinen Text hinfällig wird, nur weil Du zu ahnen meinst, dass ein Bild von mir

sich bestimmt in Texten Theodor Storms finden lassen dürfte.


Meine Kritik zielt auch nicht auf Originalität um jeden Preis ab: ein Haus ist ein Haus und ein Baum ist ein Baum. Aber wenn Du ein Bild wie "Tränen des Mondes" benutzt, dann sind da gleich eine Menge Dinge, die mich stören: Tränen und Mond gehören zu den abgenutztesten Begriffen in (deutscher) Kitschlyrik - sie kommen auch vor, wenn nicht geweint wird und der Mond eigentlich nicht zu sehen ist. Die Kombination ist dann natürlich ein Blickfang - sie übertüncht in meinen Augen alle anderen Zeilen. Das macht es aber schwierig, wenn dieser Blickfang auch noch in etlichen anderen Bezügen anderswo vorkommt. Darüber hinaus schmückst Du auch die anderen Zeilen mit "Paradiespforten", "samtigem Dunkel" oder "glitzernden Pfaden", die einen ganz ähnlichen Beiklang haben. Diese sehr unscharfen Ausdrücke gleichen für mich sehr dem gebrauch eines sehr starken Weichzeichners: Ich habe Schwierigkeiten mir hinter diesen süßlichen Bildern irgendetwas Konkretes vorzustellen.

Liebe Grüße
max

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 05.07.2008, 21:27

Hallo Bilbo,

so, nun habe ich Komms und die neue Version gelesen. Nun hast du erfolgreich all das beseitigt, was ich an der ersten Fassung noch spannend fand. ;-)
Was mir nun bleibt ist die Freude über den netten Untertitel.

{Irgendwie sinnlich}

finde ich klasse ironisch.

liebe Grüße smile

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 06.07.2008, 12:26

Hallo Bilbo!

Ich würde auch sehr für die erste Fassung plädieren :-)

Ansonsten scheint mir, du willst hier ein wenig mit dem Kopf durch die Wand. Natürlich kann man "für sich" Texte schreiben, die komplett auf heute als "verbraucht" geltende Elemente aufbauen - ich mache das ja auch oft genug :-) Der Preis dafür ist allerdings, das solche Texte in der Regel nicht vorzeigbar sind. Wenn du wirklich "Tränen des Mondes" in einen heutigen Text aufnehmen willst, dann sind, denke ich, flankierende Maßnahmen nötig: Du musst den Text ins Zentrum stellen, alles andere auf ihn zulaufen lassen, ihn absichern und -stützen, kurz, den Lesern klarmachen: "Hey Leute, schaut her, da ist noch etwas in diesem Ausdruck, das habt ihr noch nicht gewusst!" Das klappt hier, finde ich, nicht so richtig, und darum wahrscheinlich auch ein gewisser Widerwille gegen die Gesamtkonzeption des Textes. Mir persönlich scheint er nicht berauschend, aber doch in Ordnung; andereseits lebe ich ja auch ein gutes Stück weit in der Vergangenheit und bin daher kein Maßstab ;-) :pfeifen:

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

DonKju

Beitragvon DonKju » 06.07.2008, 16:11

Hallo Max,

das ist ein berechtigter Einwand, gemeint war die folgende Passage :

"... mit den geduckten Häusern
schon bei den Klippen zum Meer ..."

bei der sich bei mir schon damals eine Assoziation zu Storms "grauer Stadt am Meer" aufbaute ... Es ging mir auch nur darum aufzuzeigen, daß wir wohl alle teilweise mit Bildern arbeiten, die in einem anderen Kontext zumindest ähnlich schon benutzt wurden.

Unsere derzeitige Diskussion scheint irgendwie an einer Stelle zu stehen, zu der ein Sprichwort aus Westafrika mir recht gut passen will :

'Fehler sind wie Berge. Man steht auf dem Gipfel seiner eigenen und redet über die der anderen'

Zur Alternativversion äußerst Du dich ja nur indirekt, wahrscheinlich ist sie Dir aber immer noch zu sehr mit kitschigen Metaphern belastet. Wäre der Text :

Auf deinem Körper
lege ich mit Silbertropfen
Pfade zum Tor deines Palastes

eine 'schreibbare' Alternative ?

Hallo smile und auch ferdi (zum ersten Satze),

die zweite Version ist klar definiert als eine Alternative; Jedem Leser, dem die erste Version besser gefällt, kann bei dieser bleiben.

Hallo ferdi,

ja, im nachhinein muss ich Dir recht geben, ich hätte vielleicht am besten auf ein Posting verzichten sollen - andererseits gab's wenigstens ein paar spannende Diskussionen ...

Einen lieben Sonntagsgruß an alle sendet Bilbo

Max

Beitragvon Max » 06.07.2008, 17:38

Lieber Bilbo,

Auf deinem Körper
lege ich mit Silbertropfen
Pfade zum Tor deines Palastes



halte ich für besser als das Original - allerdings würde ich (das verwundert kaum) noch ganz anders schreiben. Aber um zu sagen warum und wie, müsst eich eine halbe Poetik ausbreiten un darüber müsste ich nachdenken. Da ich von Natur aus faul bin, lass ich das mal lieber ;-).

Liebe Grüße
Max vom Berge

DonKju

Beitragvon DonKju » 08.07.2008, 21:15

Hallo Max,

schade - ich wäre echt gespannt darauf gewesen, wie Du dieses Thema angegangen wärst, aber man kann ja nicht alles haben.

Lieben Gruß von Bilbo vom anderen Berge

In die Runde :

Da ich mal davon ausgehe, daß keine weiteren Kommentare mehr eintrudeln - schließe ich den Thread mal hiermit ab :

"Well, I ain't gonna write about love no more,
Oh yeah, I ain't gonna write about love no more,
cause it makes me feelin' foolish and trouble is the score ..."

[Langsamer, getragener Blues mit Slidegitarre]

Grüße an Euch von Bilbo

Perry

Beitragvon Perry » 20.07.2008, 15:38

Hallo Bilbo,
auch in vielen meiner Texte finden sich Bilder des Paradieses und auch Eva war schön öfters meine Muse.
Ich hoffe, du findest es nicht all zu vermessen, wenn ich versuche deinen Text etwas zu varieren:

Immer Eva

Im Dunklen schmücke ich dich
mit silbernen Tropfen
lege aus den Tränen des Mondlichts
eine Spur zurück an den Ort
wo wir einst sündigten

LG
Manfred

DonKju

Beitragvon DonKju » 24.07.2008, 21:06

Hallo Perry,

ja, so hätte man es wohl auch schreiben können ; Ich habe allerdings mit dem Text erst einmal abgeschlossen und es wird wohl etwas dauern, bis ich mich solchen Themen wieder nähere ...

Trotzdem lieben Dank und Hobbits-Grüße von Bilbo


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