Hallo Estragon,
diesen Vers finde ich großartig
sie trug ein kissen bei sich um sich an die alten zeiten zu gewöhnen
danach verliert der Text, finde ich.
Schade, wenn man mit dem stärksten Satz anfängt...
Leider verstehe ich auch das Ende nicht
unsere augen lagen neben uns
und begannen zu verstehen
Ich stelle mir dann unwillkürlich Augen vor, die neben mir liegen, die des Ichs und die der Sie, vier Augen. Und verstehe nicht: Wieso liegen die da herum? Und vor allem: Wie können AUGEN etwas verstehen? Augen verstehen nichts. Augen sehen. Wenn irgendetwas versteht im Menschen, ist es das Herz (als Metapher), der Körper (als Fühlen) oder das Gehirn (als Denkendes, als Bewusstsein), und wahrscheinlich gibt es wahrhaftes Verständnis nur als Ganzheit dieser drei Teile. Aber Augen allein, abgespalten, danebenliegend vom denkenden, fühlenden Ich verstehe ich einfach nicht als verständig.
Auch die Gebisse sind mir noch ein Rätsel:
wenn wir uns liebten legten wir unsere gebisse
aufeinander
Sind die im Mund vorhandenen Zähne gemeint? Oder sind es DRitte Zähne, die im Wasserglas daneben liegen, neben den Augen sozusagen? Vor MEINEM inneren Auge entsteht so ein Gruselkabinett aus Organen, das, fürchte ich, gar nicht intendiert ist?
und auch dies
unsere augen waren still&müde
empfinde ich als unglücklich. Augen sind nicht laut. Ich verstehe die Adjektive nicht. Ich verstehe die Hervorhebung der Augen nicht. Ich bin zu blöd für dieses Gedicht...
Nichtsdestotrotz ist der erste Satz großartig:
sie trug ein kissen bei sich um sich an die alten zeiten zu gewöhnen
Hut ab dafür!
Das doppeldeutige "alten zeiten" imponiert mir sehr.
Geht es tatsächlich um Liebe im Alter? Oder habe ich alles missverstanden?
Grüße
klara