wo ist ihr mann

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 20.07.2016, 10:27

fragte ich die bäckersfrau
sie murmelte ein wort
sah meine fragenden augen
wiederholte es
moschee
fügte beten erklärend hinzu
ich zahlte
bestellte grüße
taumelte
beim weggehen
in der unerträglichen hitze
Zuletzt geändert von Klimperer am 21.07.2016, 19:40, insgesamt 2-mal geändert.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 22.07.2016, 10:12

"Unterwerfung"
„Der neue Roman von Michel Houellebecq ist schrecklich. Er entwirft das Bild eines islamistischen Gottesstaates in Frankreich in der nahen Zukunft. Nicht dass der Roman nicht lesenswert wäre. Im Gegenteil: man kann ihn kaum aus der Hand legen. Man redet sich ein, dass die Kunst alles darf, doch die Unruhe, die den Leser erfasst, verlässt ihn nicht. Es ist ein Roman, der einen abstößt und zugleich fasziniert […]. Der stupende Diagnostiker Houellebecq zielt so furcht- wie gnadenlos ins Herz westlicher Angst. Kein Autor hält der offenen Gesellschaft ihre Albträume so schonungslos vor wie er."
Sandra Kegel, F.A.Z.

pjesma

Beitragvon pjesma » 22.07.2016, 11:30

was für ein sprung vom mittelmaeßigem gedicht auf eine fremdesautors hypothetische vorstellung, äpfel und birnen und blabla. irgendwie nebulös. du taumelst in deinen antworten und ansichten, in der tat. sorry, da verliere ich geduld. zu manipulativ. leg dich einfach fest und gut ist es. weil wen das dann lyrik ist, dann gute nacht. zwar hab ich respekt zum alter, aber irgendwo wenn es lyrik anfaengt selbstbaeschaeftigungsmassnahme zu sein, hört bei mir die ernstaufnahme auf.
ich wünsch mir so sehr schöne gedichte. richtig schoene, aus den schubladen, die die ihr aller versteckt, damit sie bloß keiner kostenlos auffrisst...
pjesma

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nera
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Beitragvon nera » 22.07.2016, 13:48

also doch die andere variante: das lyrische ich bekommt es mit der angst zu tun, wenn er muslime in seiner nachbarschaft trifft, die beten und taumelt. auch gut, darf ja mal gesagt werden. aber das getaumele bei der erklärung lässt auch schön tief blicken. ebenso so die eher unklare schreiberei, die sich, bitteschön, aus einer andetren angst nicht festlegen will und das macht den text schlecht. nicht die aussage an für sich. dieses schwammige und dann die schwammige erklärung, die darin gipfelt, dass das lyrische ich nicht nur die urteutschen brötchen konsumiert, sondern auch orientalische spezereien. der anfang vom ende. ich sagte es ja schon, das ganze ist ein gesamtkunstwerk. und passt somit wunderbar zu houellebecqs roman, er wird weitergeschrieben! was passiert eigentlich, wenn demnächst ein autor einen roman über den einsturz des himmels schreibt? wir dürfen uns auf spannende zeiten gefasst machen. :)

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 22.07.2016, 14:01

Ich kann nicht recht glauben, dass Islamophobie die "richtige" Interpretation des Textes ist - aber warum Du jetzt Houellebecq ins Spiel bringst, lieber Klimperer, das wüsste ich auch gerne. Ich kenne den Roman nicht, habe nie Houellebecq gelesen (vor vielen Jahren habe ich mal ein Statement zu einem bestimmten Thema von ihm gelesen und mir daraufhin geschworen, kein Buch von ihm anzurühren - vielleicht überdenke ich das irgendwann noch mal), aber nach allem, was ich über "Unterwerfung" weiß, geht das doch in eine ganz andere Richtung als das Gedicht.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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(Ikkyu Sojun)

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Beitragvon Pjotr » 22.07.2016, 18:46

Houellebecq ist ein elendiger Miesmacher und Trickbetrüger. Sein Trick geht so: Setze eine reale, schöne Sache in ein absurdes, hässliches Licht, das in der Realität keinen Bezug zu der beleuchteten Sache hätte, und deklariere dennoch das gesamte Werk als Realität, um dann sagen zu können, wie vollkommen hässlich das Schöne in Wirklichkeit sei. Kurz gesagt: Er schmeißt Dreck auf die Sachen, und zeigt dann, wie dreckig sie sind. Ich sage, nicht die Sachen sind dreckig, sondern er.

pjesma

Beitragvon pjesma » 22.07.2016, 22:45

ganzes konstrukt ist intrigant und drehbar. wozu.
ist gebet ein gebet gegen oder für moschee, ist der moschee was shlechtes passiert oder nörgelt einer gegen moschee? das teil spielt mit der angst und misstrauen, ich würde sogar sagen, durch unklarheit, schürt sie. und tastet überallhin. soll glauben was wer will, zu hause. und beim becker brot kaufen. mit gutentag und aufwiedersehen. und wer die hitze nicht verträegt und taumelt, sollte blutdruck checken.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 23.07.2016, 00:12

Irgendwie hast du Recht, Pjesma.

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nera
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Beitragvon nera » 25.07.2016, 00:04

das thema des textes ist "angst" und diese angst macht sich auch in den erklärungen des autors breit. selbst dann wenn klimperer houellebecq als inspiration befleissigt. und in diesem "irgendwie" an pjesma. ich finde das schade, weil es jede diskussion und reflektion ausschaltet. gerade kunstschaffende sollten doch genau diese themen wahrnehmbar machen. aber weder ein wachsweicher text, noch eine schwammige erklärung machen diesen zustand wahrnehmbar oder nachfühlbar. alles bewegt sich im vagen rumgeeiere. man kann der angst nicht begegnen, und so wird sie weiter rum-menetekeln. oder taumeln.

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Beitragvon Pjotr » 25.07.2016, 00:48

Pjotr hat geschrieben:Houellebecq ist ein elendiger Miesmacher und Trickbetrüger. Sein Trick geht so: Setze eine reale, schöne Sache in ein absurdes, hässliches Licht, das in der Realität keinen Bezug zu der beleuchteten Sache hätte, und deklariere dennoch das gesamte Werk als Realität, um dann sagen zu können, wie vollkommen hässlich das Schöne in Wirklichkeit sei. Kurz gesagt: Er schmeißt Dreck auf die Sachen, und zeigt dann, wie dreckig sie sind. Ich sage, nicht die Sachen sind dreckig, sondern er.

Ich muss das präzisieren. Nicht dass das falsch verstanden wird. Ich meine natürlich nicht den physikalischen Dreck an seinen Socken oder so, sondern eine Metapher im Zusammenhang mit der Schreiberei. Mit dem, was er schreibt. Ich sage, er hat Dreck am Schreibstecken. Er macht den Dreck, und nicht der reale Gegenstand, den er beschreibt (bedreckt). Wenn ich das sage, denke ich vor allem an seinen Roman "Elementarteilchen".

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Beitragvon nera » 25.07.2016, 00:56

elementarteilchen habe ich auch gelesen, und dann noch eines, dass mit tourismus zu tun hatte und einem anschlag auf ein hotel in asien. und dann noch ein "kleines" mit selbstgemachten fotos von lanzerote. keines hat mir gefallen.

pjesma

Beitragvon pjesma » 25.07.2016, 11:37

ich hab noch nie was von dem gelesen und glaube auch nicht dass ich es werde, jetzt schon gar nicht wo fingerspitzengefühl nötig ist. ich verlass mich da auf mein gefühl, oft wenn ich thema gehört hab oder im buchhandlung durchgeblättert hab....kommt ein neee, oder ach, vielleicht...aber ich lese nicht mehr viel. schreibe immernoch lieber.

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Beitragvon ZaunköniG » 25.07.2016, 12:28

Wo ist ihr Mann?

Der Kunde hat diese Frage ganz unbedarft gestellt, einfach, weil er sonst immer anwesend ist, wenn er dort einkauft.

Die schüchterne Reaktion der Bäckersfrau, die sich unter Vermeintlichem Rechtfertigungsdruck sieht, fällt auf den Kunden zurück.

er fühlt sich peinlich berührt, weil er die Verkäuferin in Verlegenheit gebracht hat. Das wollte er so nicht.

Ein bisschen kafkaesk die Situation.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Beitragvon ZaunköniG » 25.07.2016, 12:37

Was Houellebecq mit diesem Text zu tun haben könnte ist mir auch schleierhaft, so wie die Gedankenwelt von Houellebecq.
Ich habe die Unterwerfung nicht gelesen, zu meinem Leidwesen aber die Elementarteilchen. Ein schreckliches Buch!
Nicht wegen der teils sehr drastischen obszönen Sprache, da gäbe es genügend andere Beispiele wo mich ein Buch dennoch begeistert hat, aber der ganze Plot, die ganze Grundidee ist so abgedreht und auch unlogisch, dass ich mich fragen muss, warum ich es zu ende gelesen habe.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Beitragvon Amanita » 25.07.2016, 21:52

@ Klimperer: Ich empfinde die Anfangsfrage schon so barsch, dass mich der Rest kaum noch interessiert. Nie käme ich auf die Idee, so zu fragen. Zefira wars glaube ich, die die Frage deutlich freundlicher formuliert hat "Wo ist Ihr Mann denn heute?"

Und das Taumeln verstehe ich auch nicht. Das klingt für mich (wie offenbar für einige andere auch), als sei hier ein Weltbild ins Wanken geraten.


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