Acrylmalerin

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 04.09.2010, 23:27

Acrylmalerin


Heut lässt sie
sich feiern
von blinden
Vergoldern
vermählt sich munter
mit ihrem Cyan

stellt raschelnde
Blüten auf
klackernde Schemel
ihr rüschiges
Kleid streift
Leinwandgeflügel

die großen Worte
die sie
gern hätte
zerknallen
auf rosa
Plastiktapete.

Klara
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Beitragvon Klara » 15.09.2010, 10:42

Ich sag jetzt noch mal was zum Text ;)

Bevor ich die ganze Debatte hier las, und auch bevor ich von Amanitas Eigenschaft/Tätigkeit als Künstlermalerin erfuhr - las ich den Text. Vor ein paar Tagen.

Und was ich zuerst dachte, war: Da spricht jemand über sich selbst.
Das war mein erster Leseeindruck.
Dass es nicht um Öffentlichkeitsgetue geht, sondern um die Sehnsucht einer verkorksten Möchtegernmalerin.
Weil der Titel ja nicht eine Gruppe bezeichnet, auch nicht "eine", sondern (im Grunde, dachte ich) DIE Acrylmalerin. Auch wenn da kein Artikel steht. Und wenn ich, Autorin, da von einer schreibe, kann ich ja nur von mir selbst schreiben, dachte ich, als lyrisches Ich in Er-sie-es-Form. Dachte ich. Las ich. Alles Andere wäre textlich unlogisch, genre-unangemessen sozusagen. Denn die Beschreibung von innen ohne Möglichkeit der Gegenbetrachtung von außen geht ja nicht in so einem Text, dachte ich, das wäre unredlich (siehe Floras Hinweise). Also muss es, dachte ich, ein lyrisches Innen, das schreib-lyrische Ich sein, das da spricht. Von sich als Acrylmalerin.

Und da fand ich den Text dann okay, aber literarisch wenig weltbewgend, im Grunde auch nicht wirklcih "lyrisch", nur durch die Setzung passiert hier etwas wie "Dichtung", alles Andere trägt sozusagen der Leser an den TExt heran: Er ist nicht wirklich stark, als Text, aber, wie gesagt, okay, konnte man lesen, dann wieder vergessen. Hat mich nicht zu einem Kommentar inspiriert.

Danach wurde ich gelenkt auf eine andere Wahrnehmung. Die Kommentare führten mich dann ebenso weg vom TExt wie die Erklärungen der Autorin. Und jetzt weiß ich kaum mehr, was ich ohne all das Zusatz-Wissen lesen würde, hab mich aber eben gerade erinnert, dass ich anfangs etwas Anderes las. Nichts mit Präsentation und Hurz und Furz und Zeitung - sondern die am eigenen zu hohen Anspruch zerplatzte Sehnsucht einer Acrylnichtkunstmalerin. Weil sie zu viel will und zu wenig kann.

WEnn der Text sagen will, - wie die Autorin ja nachschiebt - dass das Brimborium um schlechte Kunst zu groß ist, dass Schlechtes allgemein überschätzt wird, während Gutes zu wenig Anerkennung erfährt etc - dann ist er nicht gelungen. (Im Übrigen wäre das in der Form keine originelle Aussage: wissen wir doch alles. Qualität ist rar, Geld und Chichi zählt, und wer am meisten von sich hermacht, hat deshalb noch längst nciht das KLügste zu sagen/zu zeigen etc.) Mir zumindest erzählt er etwas anderes, Banales, weniger Gesellschafts- oder Kunstkritisches. Eher etwas Trauriges, als Fakt - aber ohne tatsächlich zu berühren (warum, weiß ich nicht: Da findet kein Gefühl statt, für die von Rosa umgebene Acrylmalerin)

Mehr war da anfangs gar nicht.

Alles Anderes sind vielleicht auch - mag sein, Pjotr - Projektionen, Vorurteile, Abwehrmechanismen, Moralismen, Geschmäcklereien.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.09.2010, 12:38

Klara hat geschrieben:
literarisch wenig weltbewegend


... dass er das sein möchte, gibt der Text aber nun wirklich nicht vor.


im Grunde auch nicht wirklich "lyrisch"





Genau hier winkt sie Euch doch zu, die Acrylmalerin (in dem Fall ich)! Die eine raschelt feingemacht, die nächste mit Papier!

Klara
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Beitragvon Klara » 15.09.2010, 13:55

Deshalb schrieb ich's ja so, Amanita ;)

Gruß von der Acrylschreiberin, die wie jedeR andere auch allzu oft den Balken im eigenen Auge übersieht zugunsten des Splitters, Splätters, Schlitterns anderer :)


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