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Un.Bewohnt

Verfasst: 16.04.2006, 13:33
von Alma Marie Schneider
Un.Bewohnt

Warm
Es ist warm und es ist Nacht
Draußen hinter der Scheibe
Leuchtet der Mittelstreifen
Gibt keinen Halt
Ein Tellerrand
Das bleiche Gesicht

Gewölbt der Mund
Zur Musik
Leises Motorsummen
Das Kinn schiebt sich vor
Ins Bein
Hin zum Füßchen mit dem blauen Zeh
Schlafestrunken

Armaturengrün betrügt die Nacht
Alles was die Sinne betört
Hat sie aus den Fingern gesogen
Weggelutscht

Verfasst: 16.04.2006, 19:46
von Last
Hallo Alma Marie,

du schaffst es mit Sprache eine Stimmung in meinen Kopf zu malen, super :smile:

Besonders die letzte Strophe ist dir ausgezeichnet gelungen.

Was ein klein wenig stört ist der Titel, der ist zwar mit dem Punkt recht interessant gestaltet und passt emotional zum Gedicht, liegt aber irgendwie eine Spur neben der vermittelten Bildlichkeit, man vermag eine Verbindung herzustellen, diese kommt aber nicht aus sich selbst. Ich weiß nicht ob du genau verstehst, was ich meine. Ist auch nur eine minimale Kritik.

Verfasst: 17.04.2006, 00:54
von Alma Marie Schneider
Hallo Last,

danke für Dein Lob und die Hinweise auf den Titel.
Ich habe lange über den Titel nachgedacht und keinen besseren gefunden. Eigentlich sagt er alles aus in Kurzform und doch ist er möglicherweise schon zu abstrakt.

Versucht habe ich folgendes auch als Bild in den Titel zu legen.

Ein menschlicher Körper ist bewohnt (lebendig) oder unbewohnt (tot). Der Punkt zwischen Un und Bewohnt ist die Grenze (der Inhalt des Gedichtes)
Das Gedicht zeigt inhaltlich die Situation eines übermüdeten Autofahres auf. Der Punkt zeigt die Grenze, den möglichen Sekundenschlaf.

Schöne und stressfreie Ostertage wünscht Dir
Alma Marie